Raubzug:Mit Adlern auf Drohnen

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In den Niederlanden und womöglich auch bald schon in der Türkei stiegen Adler an Flughäfen auf, um von Hobbypiloten gesteuerte Helikopter abzufangen. (Foto: Gerry Broome/AP)

Greifvögel könnten unliebsame Objekte einfangen, bevor diese Flugzeuge bei der Landung stören. Die niederländische Polizei testet die "Low-Tech-Lösung".

Von Nora Kolhoff, München

Sie sind ferngesteuert, meistens tellergroß und werden von Freizeitpiloten durch die Lüfte navigiert: Drohnen. Was für die einen ein Hobby ist, kann rasch zur großen Gefahr für andere werden. Erst vor knapp einem Monat kam eine solches unbemanntes Flugobjekt beim Landeanflug auf Paris einem Airbus sehr nahe. Dabei sind die Regeln klar: In der Nähe von Verkehrsflughäfen haben ferngesteuerte Helikopter Startverbot. Dennoch haben auch in Deutschland Piloten während des Fluges die ein oder andere Drohne gesichtet, teilt die Deutschen Flugsicherung mit. Bislang sei es hierzulande jedoch noch nicht zu gravierenden Vorfällen gekommen. Doch wie hält man die Drohnen fern?

Die Lösung könnten Adler sein: Die Greifvögel sollen die Drohnen in der Luft fangen, wenn sie den Luftverkehr stören könnten. Diese Idee wird von der niederländischen Polizei bereits zur Terrorbekämpfung getestet. "Es ist eine Low-Tech-Lösung für ein High-Tech-Problem", sagt Dennis Janus, Sprecher der niederländischen Polizei, die die Vögel von der Firma "Guards from Above" trainieren lässt. Adler greifen ihre Beute nämlich auch in der Luft. Sie werden darauf abgerichtet, die Drohne für reale Beute zu halten.

Bis Sommer läuft noch die Testphase, dann soll in den Niederlanden über den Einsatz der Raubvögel entschieden werden. Auch die Türkei erwägt, Adler an Flughäfen einzusetzen. Das Konzept werde momentan ausgewertet, sagte der Chef der Flughafenbehörde mehreren türkischen Medienberichten zufolge.

Dass Menschen Adler zur Jagd benutzen, ist eine alte Kulturtechnik, sagt Lars Lachmann, Vogelschutzexperte vom Naturschutzbund. Ob das Einsetzen der Greifvögel ein tierschutzrechtliches Problem darstellt, hänge davon ab, wie gut die Fänge der Adler geschützt werden. Denn die schnell schwingenden Rotorblätter der Drohnen könnten die Adler verletzen, da sie ihre Beute mit den Krallen fangen. Hoch genug fliegen die Vögel jedenfalls. In bis zu 11 000 Metern Höhe wurden Greifvögel schon erfasst, sagt Lachmann. In solchen Höhen fangen die Vögel allerdings keine Beute mehr.

In Deutschland werden Adler bislang dennoch an keinem Flughafen zur Drohnenabwehr genutzt. Allerdings beobachte man die Entwicklung in den Niederlanden genau, sagt ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung. Stattdessen setze man eher auf Prävention: "Wir fordern klare Regeln für den privaten Drohnenbesitz." Einen Führerschein für Drohnen zum Beispiel oder eine Kennzeichnungspflicht der Fluggeräte. Auch technische Lösungen, die Drohnen von den Flugzeugen fernhalten, seien denkbar. High-Tech statt Vogel also.

Diese Alternativen gibt es bereits: Der Flugzeughersteller Airbus hat beispielsweise ein System entwickelt, das die Kommunikation von Drohnen stört und diese automatisch zur Landung zwingt. Die Fernbedienung des Hobbypiloten ist dann erst einmal nutzlos. Martialischer geht der amerikanische Wettbewerber Boeing vor. Per Laserkanone sollen Drohnen abgeschossen werden. Eine weitere Alternative sind Polizeidrohnen, wie sie in Japan zum Einsatz kommen: Sie fangen die illegalen Flugobjekte mit einem Netz ein.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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