Ratiopharm-Patron Merckle:Rettung ohne doppelten Boden

Adolf Merckle versucht es alleine: Ohne einen Schutzschirm der Politik will der Unternehmer sein Imperium sanieren - wenn die Banken mitspielen.

Braucht der schwäbische Milliardär Adolf Merckle Hilfe von der Politik um sein Imperium zu retten? Oder schafft er es auch ohne eine Landesbürgschaft? Das Rätselraten um Merckles Firmenimperium geht vorerst weiter.

Ratiopharm-Patron Merckle: Familienunternehmer Merckle: Imperium in Gefahr.

Familienunternehmer Merckle: Imperium in Gefahr.

(Foto: Foto: dpa)

Die Option einer Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg ist jedoch scheinbar vom Tisch. Merckle habe keine Bürgschaft beantragt, sagte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) nach einem Gespräch mit dem Unternehmer: "Wir sind zuversichtlich, dass die Banken und das Unternehmen eine tragfähige Lösung finden. Ein Antrag auf eine Landesbürgschaft wurde nicht gestellt." An dem Gespräch hatte auf Wunsch von Ministerpräsident Günther Oettinger auch Finanzminister Willi Stächele (beide CDU) teilgenommen.

"Wir werden dieses Thema intensiv aber zurückhaltend verfolgen. Es gibt bisher keine Festlegung", sagte Oettinger. Er betonte: "Das Land kann nur die Ultima Ratio sein. Wir werden auch nicht so schnell vorgehen, wie es der Bund bei Opel getan hat."

Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, Merckle befände sich in Verhandlungen mit der Landesregierung. "Wir können grundsätzlich über Bürgschaften keine Aussage geben", hatte ein Ministeriumssprecher am Montag gesagt.

Unterdessen hat der Geschäftsführer der zur Merckle-Gruppe gehörenden VEM Vermögensverwaltung Liquiditätsprobleme eingeräumt. "Unter den extremen Turbulenzen auf den Finanzmärkten in den letzten Wochen hat auch die VEM gelitten", teilte Ludwig Merckle mit. Bei der Spekulation auf einen sinkenden VW-Kurs habe man falsch gelegen.

"Unterschiedliche Optionen"

Nun jedoch seien die Verhandlungen mit den Banken zur Stabilisierung der Situation weit fortgeschritten, teilte Ludwig Merckle weiter mit. Rund 40 Banken sollen sich an den Kredit-Verhandlungen beteiligen. Darunter seien die Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Royal Bank of Scotland, hieß es. Diese Banken wollen ihr Engagement aber offenbar durch eine Landesbürgschaft gesichert sehen. Die LBBW wollte sich dazu nicht äußern.

"Unterschiedliche Optionen werden geprüft, um eine geordnete Rückführung der Verbindlichkeiten zu gewährleisten", teilte Merckle weiter mit. Ein Prüfauftrag für einen Verkauf von ratiopharm sei aber noch nicht erteilt worden, sagte er der Südwest Presse. Allerdings wird bereits seit Wochen in Finanzkreisen über einen möglichen Verkauf von ratiopharm diskutiert.

Mit dem Verkauf des Pharmaherstellers soll auch dem ebenfalls zur Merckle-Gruppe gehörenden Baustoffhersteller HeidelbergCement aus den roten Zahlen geholfen werden. Als Käufer wurden die israelische Teva-Gruppe und der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis gehandelt. Die Kaufsumme soll bei bis zu 5,4 Milliarden Euro liegen. Die Merckle-Gruppe mit etwa 100.000 Mitarbeitern macht jährlich insgesamt rund 30 Milliarden Euro Umsatz. Sie soll mehr als 16 Milliarden Euro Finanzschulden haben. Adolf Merckles Privatvermögen wird auf 9,2 Milliarden Dollar geschätzt.

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