Ratingagentur stuft Staatspapiere auf BB+ herunter:Standard & Poor's erklärt Ungarns Anleihen zu Ramsch

Die "Berechenbarkeit und Glaubwürdigkeit" der ungarischen Politik lasse weiter nach - mit dieser Begründung hat die Ratingagentur S&P das Land auf die sogenannte Ramschnote BB+ herabgestuft. Auch die Aussichten für Ungarn beurteilte die Agentur negativ.

Nicht nur Länder mit dem Euro haben Probleme mit ihrer Kreditwürdigkeit. Die Ratingagentur Standard and Poor's bewertet die Kreditwürdigkeit Ungarns schlechter als zuvor. Die Bonitätswächter stuften das ostmitteleuropäische Land am Mittwochabend um eine Stufe auf BB+ herunter. Von diesem Rating an abwärts gelten Investments in Staatsanleihen eines Landes als spekulativ, also Ramsch. Den Ausblick setzte die Agentur auf negativ.

S&P-Entscheidung zum Rating von EU-Staaten

Die Ratingagentur S&P hat Ungarn auf die Note BB+ heruntergestuft.

(Foto: dapd)

Ungarn hatte zuvor noch BBB- gehalten, die niedrigste Note, die S&P noch für investment grade hält, für welche die Agentur also eine eingeschränkte Investment-Empfehlung ausspricht. Die Abwertung macht es für Ungarn noch schwerer, sich zu günstigen Konditionen Geld auf den internationalen Finanzmärkten zu leihen.

Als Grund nannte S&P eine unsichere politische Entwicklung in dem finanziell angeschlagenen Land. Die "Berechenbarkeit und Glaubwürdigkeit" der ungarischen Politik lasse immer weiter nach, hieß es in einer Erklärung von S&P. Auch hätten sich die wirtschaftlichen Bedingungen sowohl global wie im Land selbst verschlechtert.

Die Agentur äußerte sich auch besorgt über die Unabhängigkeit der Zentralbank. Die Regierung in Budapest liegt seit längerem im Streit mit dem Notenbankchef Andras Simor. In einem auch von der EZB beanstandeten Gesetzentwurf will sie die Kompetenzen des Notenbank-Gouverneurs beschneiden und einen weiteren Stellvertreter installieren. Die Regierungspartei Fidesz versucht auf vielen Feldern, den Staat umzubauen. Opposition und Intellektuelle werfen ihr vor, die Demokratie des Landes zu untergraben, wie auch die New York Times erst an diesem Donnerstag wieder berichtete.

Fitch macht Druck auf Obama

Ungarn steht an den Finanzmärkten seit Wochen unter Druck. Ende November hatte bereits die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. Wenige Tage zuvor hatte Ungarn den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission um finanzielle Unterstützung gebeten. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán betonte dabei allerdings, dass die Bitte um Hilfe nur "vorbeugend" sei.

Die Ratingagentur Fitch hat die USA am Mittwoch zu einem zügigeren Schuldenabbau gedrängt. Der hohe, weiter steigende Grad der Verschuldung stehe nicht im Einklang mit dem AAA-Rating, erklärte Fitch. Ohne eine Strategie der Regierung in Washington zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und einer Stabilisierung der Last müsse bis Ende 2013 mit einer Herabstufung gerechnet werden. Sollten schwere Schocks ausbleiben, sei aber keine Entscheidung über den Ausblick für das Rating bis 2013 zu erwarten.

Nach einschätzung von Fitch, der kleinsten der großen drei US-Ratingagenturen, halten die USA noch ihr makelloses AAA-Rating. Standard and Poor's hatte dem Land schon im August wegen mangelnder Aussichten auf einen Abbau der Rekord-Verschuldung von inzwischen 15 Billionen Dollar das Top-Rating entzogen und eine weitere Herabstufung nicht ausgeschlossen.

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