Ratingagentur:Moody's senkt Belgiens Kreditwürdigkeit

Die Bonitätswächter haben wieder geurteilt: Die Ratingagentur Moody's stuft Belgiens Kreditwürdigkeit um zwei Stufen herab. Frankreich behält zwar vorerst seine Bestnote AAA, die Agentur Fitch setzt jedoch den Ausblick auf negativ. Auch Spanien, Italien und vier weiteren Euro-Staaten droht die Herabstufung in den kommenden drei Monaten. Derweil liefern sich Frankreich und Großbritannien einen Streit um den richtigen Kurs in der Euro-Krise.

Die Ratingagentur Moody's hat wegen der Euro-Schuldenkrise die Kreditwürdigkeit Belgiens herabgestuft. Moody's begründete den Schritt am Freitagabend mit der Tatsache, dass es Euro-Ländern mit einem relativ hohen Schuldenstand wie Belgien zunehmend schwerer falle, sich an den Märkten Geld zu beschaffen.

Die Agentur senkte die Note für Belgien um zwei Stufen auf Aa3. Zudem setzte Moody's den Ausblick auf negativ. Damit könnte eine weitere Herabstufung folgen. Die Gefahren für die mittelfristigen Wachstumsaussichten der recht kleinen Volkswirtschaft haben sich Moody's zufolge erhöht. Nicht zuletzt die Lage bei der Großbank Dexia, die sich derzeit nur mit Hilfe staatlicher Garantien in Milliardenhöhe am Markt halten kann, berge erhebliche Risiken für den belgischen Haushalt.

Die Konkurrenzagentur Fitch hatte bereits zuvor mehreren Euro-Staaten mit einer Senkung ihrer Bonitätsnote gedroht, darunter Frankreich, Italien und Spanien. Zwar bestätigte Fitch am Freitag Frankreichs Spitzenrating AAA, setzte aber den Ausblick auf negativ von zuvor stabil. Die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung der Note in den kommenden zwei Jahren liege bei mehr als 50 Prozent.

Im Vergleich zu anderen Ländern mit der Topnote AAA sei in Frankreich eine Verschlimmerung der Krise am ehesten möglich. Grund dafür seien das Haushaltsdefizit und die vergleichsweise hohen Schulden. Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister François Baroin nahm die Entscheidung der Agentur "zur Kenntnis". Die Regierung werde weiterhin entschlossen für Wachstum, Wettbewerb, Arbeitsplätze und die Reduzierung des Staatsdefizits eintreten, erklärte Baroin.

Noch schärfer fiel das Urteil über Italien, Spanien, Irland, Belgien, Slowenien und Zypern aus: Hier drohte die Ratingagentur mit einer Herabstufung um ein bis zwei Stufen innerhalb von drei Monaten. Erst in der vergangenen Woche hatte Standard & Poor's angekündigt, die Kreditwürdigkeit von 15 der 17 Länder der Euro-Zone zu überprüfen. Davon wäre auch Deutschland betroffen.

Nach Einschätzung der Fitch-Analysten hat der EU-Gipfel in der vergangenen Woche nicht zu einer "umfassenden Lösung" der Krise in der Euro-Zone beigetragen. Insbesondere die Europäische Zentralbank solle sich deutlicher engagieren, um das Risiko einer Liquiditätskrise für solvente Staaten zu verringern

Ähnlich kritisch äußerte sich Weltbank-Chef Robert Zoellick. Die finanziellen und wirtschaftlichen Probleme in der Euro-Zone seien alles andere als gelöst, sagte Zoellick. Besorgt zeigte sich der Amerikaner auch über die zunehmenden Spannungen zwischen Frankreich und Großbritannien.

Beide Regierungen hatten sich zuvor einen Streit über den Kurs in der Schuldenkrise geliefert. Der französische Regierungschef Francois Fillon hatte sich beklagt, dass die Ratingagenturen die britische Wirtschaft offensichtlich positiver bewerteten als die französische. Der stellvertretende britische Premierminister Nick Clegg nannte diese Kritik nicht akzeptabel. Fillon rief am Freitag Clegg an, um seine Äußerungen zu erklären. Der französische Politiker habe dabei seine Einschätzung klargestellt, dass die Ratingagenturen sich offenbar mehr an der Wirtschaftspolitik eines Landes als an der Höhe von Defiziten orientierten, erklärte Clegg.

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