Süddeutsche Zeitung

Ratgeber:Wischen für die Zukunft

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Mithilfe von Apps wollen Start-ups das Vorsorgesparen cooler machen - das macht Spaß, aber ist manchmal auch teuer.

Von Felicitas Wilke, München

Es ist für Unternehmen nicht ganz so einfach, jungen Menschen nahezulegen, schon in ihren Zwanzigern an später zu denken - an viel später. Einige Anbieter versuchen, das Thema Altersvorsorge von seinem spießigen Image zu befreien. Und womit soll das am besten gehen? Na klar, mit einer App. Bereits seit ein paar Jahren können Nutzer mit der App Savedroid spielerisch lernen, Geld zu sparen. Das Konzept beruht auf einer Wenn-dann-Logik. So fließen beispielsweise jedes Mal ein paar Euro vom Giro- auf ein Sparkonto, wenn der Lieblingsfußballverein gewonnen hat. Welche Wenn-dann-Regeln die Sparer nutzen wollen, entscheiden sie selbst. Allerdings landet das mithilfe der App ersparte Geld auf einem regulären Sparkonto - und vermehrt sich in Nullzinszeiten dementsprechend nicht. Bekannt wurde Savedroid im vergangenen Jahr, als Gründer Yassin Hankir über ein Initial Coin Offering 40 Millionen Euro einsammelte und danach so tat, als hätte er sich mit dem Geld abgesetzt. Ein PR-Gag, der dem Ruf des Unternehmens nicht guttat.

Neu auf den deutschen Markt kommt an diesem Dienstag die niederländische App Peaks, die Altersvorsorge für Berufseinsteiger einfacher machen will. Auch mit dieser App können Sparer recht spielerisch kleine Beiträge zur Seite legen. So bietet Peaks an, automatisch alle Banktransaktionen zum nächsten vollen Euro aufzurunden und am Ende der Woche in Indexfonds (ETF) zu investieren. Dabei können die Anleger zwischen vier unterschiedlichen Risikoneigungen wählen - von 70 Prozent Anleihen und nur 30 Prozent Aktien im Portfolio bis hin zu einem Aktienanteil von 90 Prozent. Um die Anwendung zu nutzen, zahlen die Anleger einen Euro pro Monat. Haben sie über das Jahr verteilt mehr als 2500 Euro investiert, fallen 0,5 Prozent der Summe als Gebühr an. Hinzu kommen die Kosten für die ETF, die laut Peaks im Schnitt zwischen 0,25 und 0,33 Prozent der jährlich investierten Summe liegen.

Mit Musterdepots können junge Menschen risikolos üben

Als No-Brainer, also als super einfach bezeichnet Lara Hämmerle, die Mitgründerin von Vantik, ihr Altersvorsorgeprodukt für junge Menschen. Dabei können Sparer kleine Beträge schon ab einem Euro einzahlen, die in einen eigens aufgesetzten Fonds fließen, der Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe enthält und in diese Anlageklassen wiederum über ETF investiert. Mit einer jährlichen Gebühr von 1,18 Prozent des Sparvolumens ist der Fonds allerdings deutlich teurer, als wenn man selbst über eine Direktbank in Indexfonds investiert. Auch der eingebaute Sicherheitspuffer ist nicht umsonst: Jeder Anleger überlässt dafür ein Prozent des Sparbetrags einem gemeinsamen Pool. Diese Summe wird dann angetastet, wenn jemand während einer Wirtschaftskrise in Rente geht und der Fonds deshalb im Minus ist. Eine Garantie, den eingesetzten Betrag zurückzubekommen, ist der Puffer im Gegensatz zu einer Versicherung nicht.

Am günstigsten ist es, die Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings kommen junge Menschen in diesem Fall nicht umhin, sich ins Thema einzulesen, sich über ihre Risikobereitschaft klar zu werden und gegebenenfalls ein Depot zu eröffnen. Um ein erstes Gespür für das Auf und Ab an den Märkten zu bekommen, müssen Interessierte noch kein echtes Geld investieren. Viele Online-Broker, darunter Onvista oder Comdirect, bieten kostenlose Musterdepots an. Dabei muss man sich registrieren und kann dann mit virtuellem Spielgeld Wertpapiere erwerben und verkaufen.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2019
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