Raumfahrt:Rakete von Isar Aerospace stürzt kurz nach erfolgreichem Start ab

Lesezeit: 2 Min.

Start der Transportrakete von Isar Aerospace. (Foto: STR/AFP)

Das Münchner Unternehmen hat in Norwegen erstmals seine Transportrakete getestet. Kurz nach dem Start stürzt sie ins Meer.

Von Dieter Sürig

Nach sieben Jahren Vorbereitungszeit hat das Unternehmen Isar Aerospace von der norwegischen Insel Andøya aus seine erste Trägerrakete namens Spectrum gestartet. Bei der Live-Übertragung war jedoch zu sehen, wie die Rakete etwa 30 Sekunden nach dem Start um 12.30 Uhr abstürzte.

Isar Aerospace, ein Münchner Start-up, bewertete den Testflug als Erfolg. „Das Fluggerät ist direkt ins Meer gestürzt. Die Startrampe scheint intakt zu sein“, schrieb das Unternehmen. Ziel des ersten Testflugs sei es, so viele Daten und Erfahrungen wie möglich zu sammeln, hatte Daniel Metzler, der Chef des Unternehmens, vor dem Start gesagt. „Dass wir die Spectrum auf dem Startplatz stehen haben, ist an sich schon ein großer Erfolg.“

Es handelte sich demnach um den ersten Start einer Orbitalrakete, die also die Erde umkreisen kann, in Westeuropa. Ein Team von 50 Mitarbeitern hatte die Rakete in den vergangenen Wochen auf den Start vorbereitet. Befeuert wird sie von 40 Tonnen Treibstoff aus flüssigem Sauerstoff und Propan in neun Triebwerken.

Metzler gab sich vor der Premiere bescheiden. „Das ist der erste vollständig integrierte Test aller Systeme, Hunderttausender Komponenten, die zusammenwirken“, sagte er. „Egal, wie weit wir kommen, es wird uns für den nächsten Flug weiterbringen.“

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Sieben Jahre lang hat Isar Aerospace den Microlauncher „Spectrum“ entwickelt. Die Transportrakete könnte nun am Sonntag das erste Mal von Norwegen aus in den Weltraum fliegen. Die Hoffnungen sind groß.

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Die 28 Meter große zweistufige Kleinrakete soll bald Satelliten mit einem Gewicht bis zu einer Tonne in die Erdumlaufbahn befördern können. Metzler will damit eine Marktlücke schließen, und zwar für jene Kunden, die kleinere Satelliten nicht mit großen Trägerraketen wie der Ariane 6 von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa befördern möchten. Der Start-up-Gründer sagt, Microlauncher hätten den Vorteil, Nutzlasten flexibler in bestimmte Umlaufbahnen bringen zu können als große Raketen mit vielen verschiedenen Satelliten. Außerdem müsse der Kunde nicht so lange auf einen Starttermin warten. Investoren finden das Geschäftsmodell spannend, Isar Aerospace hat bislang 400 Millionen Euro eingesammelt, unter anderem von Airbus Ventures, Earlybird, Lakestar, Vsquared und der Porsche Holding. „Wir sind gut finanziert“, sagt Metzler. „Die Trägerraketen für den zweiten und dritten Flug werden bereits produziert, damit wir nach dem ersten Testflug so schnell wie möglich wieder zurück auf dem Startplatz sind.“

Das Ziel: Geld verdienen mit dem Transport von kleinen Satelliten

Wann Isar Aerospace seinen zweiten Testflug unternehmen kann, ist unklar. Vorher wird womöglich der Konkurrent Rocket Factory Augsburg seinen Microlauncher erstmals im Herbst starten. Bei der dritten deutschen Raketenfirma Hyimpulse aus der Nähe von Heilbronn kann es noch etwas dauern. Die Gründer hatten vor einem Jahr zunächst eine Forschungsrakete gestartet, die das All nicht erreicht hat. Nun bauen sie ebenfalls einen Microlauncher, der 2026 fliegen könnte.Die drei Start-ups wollen mit dem Transport von kleineren Satelliten Geld verdienen. International am erfolgreichsten ist bislang die US-Firma Rocketlab, die seit 2017 bereits 58 Kleinraketen des Typs Electron gestartet hat, von denen nur vier scheiterten. Die Esa hat gerade einen Wettbewerb für größere Trägerraketen ausgeschrieben, um ein wettbewerbsfähiges Nachfolgesystem für die Ariane 6 zu bekommen. Daran könnten sich auch die deutschen Microlauncher-Hersteller beteiligen.Metzler sieht darin die Chance, „die Industrie und europäische Raumfahrtkapazitäten zu stärken“. Damit werde langfristig die europäische Wettbewerbsfähigkeit und Autonomie im Raumfahrtsektor gesichert.

Das Start-up will die richtige Serienproduktion in einem Jahr in einer neuen Fabrik in Vaterstetten östlich von München aufnehmen. Langfristig sollen es 40 Raketen pro Jahr werden. „Raketen sind und bleiben technische Meisterleistungen“, sagt Metzler, „man bewegt sich permanent am Rande des physikalisch gerade noch Möglichen.“

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