Radikalumbau bei T-Systems:Bleibt alles anders

T-Systems will künftig kleine Firmen an die Festnetzsparte T-Home überweisen. Für die Belegschaft wird sich nichts ändern, verspricht der Vorstand. Tatsächlich könnten wohl Hunderte Jobs zur Disposition stehen.

Wenn bei der Telekom von Reformen oder von Umbaumaßnahmen die Rede ist, dann schellen bei den Arbeitnehmern die Alarmglocken. Meistens sind dann Jobs in Gefahr. Im März kündigte die Geschäftskundensparte T-Systems an, 3000 Stellen nach Indien zu verlagern - und zuletzt sorgte die Telekom für Ärger, als der Konzern ankündigte, Callcenter zusammenzulegen - und mehrere Standorte zu schließen. Nun ist bei der Telekom einmal mehr von Reformen die Rede - und wieder betrifft es die Geschäftskundensparte T-Systems.

Radikalumbau bei T-Systems: Umbau bei T-Systems: Die Geschäftskundensparte der Telekom will kleinere Firmenkunden an T-Home überweisen.

Umbau bei T-Systems: Die Geschäftskundensparte der Telekom will kleinere Firmenkunden an T-Home überweisen.

(Foto: Foto: AP)

Die soll völlig umgekrempelt werden. Es werde geprüft, rund 160.000 kleinere und mittelständische Kunden an die Privatkundensparte T-Home zu verlagern, sagte Sparten-Vorstand Reinhard Clemens. Konzernkreisen zufolge macht die Telekom-Tochter mit diesen einen jährlichen Umsatz von rund vier Milliarden Euro. Bei T-Systems auftritt, sollen nach der Umstrukturierung nur noch Großkunden wie die Deutsche Post und Daimler verbleiben. Noch ist nichts entschieden, der Umstrukturierung muss der Aufsichtsrat im November noch zustimmen.

Erst einmal kümmert es die Mitarbeiter ziemlich wenig, ob sie ihr Gehalt von T-Home oder von T-Systems überwiesen bekommen - zumal sich die Konditionen auch nach dem Umbau nicht ändern sollen. Für die Beschäftigten werde sich nichts ändern, sie würden an ihrer Arbeitsstelle bleiben, sagte Clemens.

Ganz so harmlos ist es jedoch offenbar nicht. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX könnten einige hundert Stellen wegfallen, da es im Vertrieb Überschneidungen gebe. Bei den Kunden, die künftig von T-Home betreut werden sollen, handelt es sich um kleinere Geschäfte wie Metzgereien oder Steuerbüros. Diese benötigen Telekom- und selten IT-Dienstleistungen. Bei der Kundengruppe steht die Telekom unter starkem Konkurrenzdruck, was Umsätze und Margen schmälert.

Konkurrenz für IBM und HP

Dies macht sich auch 2008 bemerkbar: Für das laufende Geschäftsjahr muss Clemens wohl einen deutlichen Umsatzrückgang an die Muttergesellschaft melden. Der um zwei abgegebene Bereiche bereinigte Umsatz werde allerdings nur leicht zurückgehen und sich damit besser als erwartet präsentieren. Den Rückgang begründete Clemens mit geringen Hardware-Verkäufen sowie dem Wettbewerb auf dem Telekommarkt. Operativ entwickele sich das Geschäft besser als erwartet, was Clemens mit Einsparungen begründete. Entgegen frühere Planungen rechnet er nun mit einem positiven Ergebnis vor Steuern und Zinsen.

Ungeachtet des Umbaus hält Clemens Ausschau nach Akquisitionen. Ziel sei es, der größte Anbieter Europas zu werden und weltweit unter die ersten fünf aufzurücken. T-Systems tritt damit in stärkere Konkurrenz zu den US-Schwergewichten IBM und HP. Nach Angaben von Clemens wird T-Systems vor Jahresende einen weiteren Großauftrag erhalten. Dabei handele es sich um einen deutschen Großkonzern aus dem Dax, sagte der frühere EDS-Deutschlandchef. Details nannte er nicht. T-Systems war im März vom Ölkonzern Shell mit der Betreuung seiner Rechenzentren beauftragt worden. Der Auftrag hatte ein Volumen von einer Milliarde Euro.

Mit der geplanten Verlagerung der Kunden und den Zukäufen geht die Neuausrichtung von T-Systems weiter. In den vergangenen Monaten hat sich die in Frankfurt angesiedelte Tochter von Randbereichen getrennt und die Sparte Systems Integration mit rund 15.000 IT- Fachkräften in eine Kooperation mit der indisch-amerikanischen Cognizant eingebracht. Mit der Umstrukturierung will Clemens T-Systems stärker auf das IT-Geschäft fokussieren und damit vom Telekommunikationsmarkt unabhängig machen.

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