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Quartalszahlen:Siemens verschenkt das Sorgenkind

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Siemens hakt die Krise ab, verdient unterm Strich mehr und sortiert den Verlustbringer Seas aus. Ein Unternehmen mit Sitz in Hongkong übernimmt - zum Nulltarif.

Siemens hat im vergangenen Quartal die Wirtschaftskrise weitgehend hinter sich gelassen und und ist für das laufende Geschäftsjahr noch zuversichtlicher als bisher. Der operative Gewinn der drei Kernsektoren Industrie, Energie und Medizintechnik kletterte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro.

Unterm Strich stand ein Gewinn von 1,44 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,32 Milliarden Euro) Euro. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 19,17 Milliarden Euro zu, der Auftragseingang kletterte um 22 Prozent auf 20,87 Milliarden Euro.

Mit den Werten ließ Siemens die Erwartungen der Analysten deutlich hinter sich. "Die starke Nachfrage hat zu einem Rekordauftragsbestand geführt. Gleichzeitig haben die Sektoren das beste Ergebnis aller Zeiten erzielt und werden das Vorjahr deutlich übertreffen", sagte Vorstandschef Peter Löscher. Im vergangenen Geschäftsjahr 2008/09 (zum Ende September) hatte Siemens operativ 7,5 Milliarden Euro verdient. Im Gesamtjahr will Siemens nun das operative Vorjahresergebnis von 7,5 Milliarden Euro "deutlich" übertreffen. Bisher wollte der Konzern hier lediglich besser abschneiden als im vergangenen Geschäftsjahr.

Nochmals 29 Millionen Euro

Außerdem kündigte Siemens an, seine verlustreiche Bestückungsautomatentochter Seas an den niederländischen Konzern ASM International verschenken zu wollen. Die Hongkonger Tochter des Halbleiter- und Elektronikausrüsters, ASM Pacific Technology (ASMPT), übernehme das Geschäft mit seinen rund 1200 Mitarbeitern komplett, teilten die beiden Unternehmen mit. Siemens schießt letztmals Barmittel von 29 Millionen Euro zu. ASMPT, die bislang vor allem in Asien vertreten sind, will mit Seas den europäischen Markt erobern und ging zahlreiche Zusagen ein. So gewährt das Unternehmen der neuen Tochter ein Eigentümerdarlehen über 20 Millionen Euro sowie zusätzlich eine Kreditlinie über die gleiche Summe.

Die Asiaten gaben eine mit 120 Millionen Euro besicherte Patronatserklärung ab, falls Seas unter ihrer Regie in den nächsten sechs Jahren zusammenbrechen sollte. Der Münchener Standort, an dem gut 600 Mitarbeiter beschäftigt sind, soll gemäß der Vereinbarung zum europäischen Technologiezentrum gemacht werden. Siemens versucht mit den Vertragsbedingungen rufschädigende Fehlschläge wie die Pleite der verkauften Handysparte unter BenQ, den Kollaps des Maschinenfunkgeschäfts unter dem Finanzinvestor Grainville Baird oder Streitereien wie nach dem Verkauf des Telefonherstellers Gigaset an Arques zu vermeiden.

Seads, die Maschinen zur Bestückung von Leiterplatten und Elektronikbauteilen mit einzelnen Komponenten herstellt, war von Siemens bereits vor etwa zwei Jahren zum Verkauf gestellt worden. Zuletzt hatte der Münchener Konzern wenig Freude an dem Geschäft. Dessen Verlust vor Steuern hatte im vergangenen Geschäftsjahr 142,8 Millionen Euro betragen.

Der Umsatz war um mehr als die Hälfte auf 190,7 Millionen Euro eingebrochen. Siemens hatte darauf im Zuge des Verkaufsprozesses mit harten Einschnitten reagiert und fast die Hälfte der Belegschaft abgebaut und den Standort Bruchsal geschlossen. Zuletzt sei es Seads wieder etwas besser gegangen, sagte ein Siemens-Sprecher. Der Verlust nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres (zum Ende September) habe sich auf 25 Millionen Euro reduziert.

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