Quartalszahlen:Apple braucht eine Osterweiterung

Apple hat es geschafft, sich wieder einmal selbst zu übertrumpfen. Aber ausgerechnet in China kommt Apple nicht voran. Dort, wo sich gerade so viele Menschen ein Smartphone zulegen wie in keinem anderen Land auf der Welt.

Von Varinia Bernau

Wieder einmal hat Apple es geschafft, sich selbst zu übertrumpfen: 33,8 Millionen iPhones hat der Konzern im vergangenen Quartal verkauft. Ein Rekord. Alles wunderbar also? Von wegen!

Der Rekord ist nicht mehr als eine Momentaufnahme - und er verrät zugleich, wo das größte Risiko für den Konzern aus Cupertino liegt. Nichts ist so wichtig für Apples Geschäft wie das iPhone. Mehr als die Hälfte seiner Erlöse macht der Konzern mit den schicken Smartphones. Aber ausgerechnet in China, jenem Land, wo sich so viele Menschen ein Smartphone zulegen wie in keinem anderen auf der Welt, kommt Apple nicht voran. Gerade einmal um sechs Prozent hat der Konzern seinen Umsatz in China, Hongkong und Taiwan steigern können.

Das ist ziemlich mickrig, wenn man bedenkt, dass sich die Umsätze mit Smartphones im Reich der Mitte insgesamt im Laufe des vergangenen Jahres verdoppelt haben. Und es ist ziemlich beunruhigend, wenn man bedenkt, dass bereits ein Drittel der weltweiten Umsätze mit Smartphones in China gemacht wird. Konzernchef Tim Cook räumte ein, dass es noch Luft nach oben gebe. "Wir wollen das natürlich besser machen", sagte er.

Apple's Biggest Flagship Store In Asia Opens In Beijing

Chinesischer Apple-Kunde mit Kind in Peking.

(Foto: Getty Images)

Zur Präsentation der neuesten Modelle seines iPhones lud der Konzern kürzlich nicht nur nach Cupertino, sondern erstmals auch ganz demonstrativ zu einer Show nach Peking. Anders als sein Vorgänger Steve Jobs, der sich nicht sonderlich für China interessierte, reiste Tim Cook bereits mehrfach ins Reich der Mitte - vor allem, um mit dem größten Mobilfunkanbieter des Landes Verträge auszuhandeln. Aber all diese Mühen, sie reichen nicht. Und derweil machen chinesische Anbieter das Geschäft - und zwar nicht nur die großen Unternehmen wie Huawei oder Lenovo. Auch kleinere Anbieter wie etwa Xiaomi erobern sich einen immer wichtigeren Platz in der Gunst der chinesischen Kunden. Zulasten von Apple. Sie drehen nicht erst die Schleife über einen Mobilfunkanbieter, sondern bringen ihre Geräte direkt an den Mann. Und zwar, auch das ist in dem Land wichtig, zu einem deutlich niedrigeren Preis.

Erstmals seit elf Jahren sinkt der Gewinn

Zwar hat auch Apple seit Kurzem das zumindest etwas günstigere iPhone 5c im Angebot. Aber mit diesen Smartphones verdient der Konzern nicht mehr so viel Geld. So sank nun im abgelaufenen Quartal erstmals seit elf Jahren der Gewinn - wenn auch nur auf immer noch stattliche 7,5 Milliarden Dollar. Ein schwacher Trost: Selbst dem mächtigen Rivalen Samsung gelingt es nicht, das Geschäft in China auszubauen. Und Nokia, der lange Zeit in aufstrebenden Schwellenländern punkten konnte, fällt im Reich der Mitte sogar zurück. Um fast ein Fünftel ist der Umsatz des finnischen Handyherstellers in China im Laufe des vergangenen Jahres gesunken. Zwar ist es Nokia im abgelaufenen Quartal gelungen, den Verkauf seiner schicken Smartphones der Lumia-Reihe um ein gutes Fünftel zu steigen. Insgesamt aber schrumpfen die Erlöse. Unterm Strich steht noch immer ein Verlust.

In der Branche fragen sich viele, womit Apple in Zukunft Geld verdienen will. Die Gerüchte um einen Fernseher sind seit Jahren nicht mehr als eben dies: Gerüchte. Mit einer smarten Armbanduhr war der Rivale Samsung schneller. Ein Analyst der Berenberg Bank machte Tim Cook kürzlich in einem Brief noch einen Vorschlag: Apple könne doch Tesla kaufen - und ins Geschäft mit Elektroautos einsteigen. Klingt verrückt? Nun, in China läuft das Geschäft mit Elektroautos ganz gut.

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