Am Mittwoch mussten sich die Chefs der großen Tech-Giganten Amazon, Apple, Alphabet, Facebook noch von Kongressabgeordneten wegen ihrer Marktdominanz grillen lassen. Am Donnerstag veröffentlichen diese Unternehmen ihre Zahlen für das zweite Quartal. Alle vier Unternehmen machten von April bis Juni zusammen 200 Milliarden Dollar Umsatz. Eine gigantische Summe. Der Marktwert der vier Unternehmen stieg an der Wallstreet um 250 Milliarden Dollar.
Inmitten des schlimmsten US-Wirtschaftsabschwungs seit der Großen Depression der 1930er Jahre wies Amazon gar den höchsten Gewinn seiner 26-jährigen Firmengeschichte aus. Der Smartphone-Hersteller Apple übertraf mit seinen Zahlen für das zweite Quartal ebenso die Markterwartungen wie Facebook und Alphabet, die Muttergesellschaft von Google.
"Das war wieder ein sehr ungewöhnliches Quartal", sagte Jeff Bezos, reichster Mensch der Welt und Gründer und Großaktionär von Amazon. Der weltgrößte Onlineversand schnitt im Zuge des Corona-Lockdowns mit seinen massenhaften Geschäftsschließungen deutlich besser ab als von Experten erwartet. Die Nettoerlöse stiegen um etwa 40 Prozent auf 88,91 Milliarden Dollar, der Gewinn verdoppelte sich auf 5,2 Milliarden Dollar.
Angesichts einer Einstellungsoffensive und hohen Investitionen, um den Kundenansturm in der Corona-Krise zu bewältigen, nahmen auch Amazons Kosten kräftig zu. Das hatte Konzernchef Jeff Bezos allerdings bereits angekündigt. Vor drei Monaten warnte er die Investoren: "Wenn Sie Amazon-Aktien besitzen, sollten Sie sich jetzt lieber hinsetzen, denn wir denken nicht klein". Der Konzern war mit dem hohen Andrang in der Pandemie zunächst etwas überfordert gewesen, deshalb wurden 175 000 zusätzliche Beschäftigte angeheuert. Amazon zählt mittlerweile zu den größten Arbeitgebern in den USA.
Apple weit vor den Prognosen
Der Technologiekonzern Apple meldete dank der im Corona-Lockdown gestiegenen Nachfrage nach Kommunikationsgeräten Wachstum in allen Sparten und allen Regionen. Das Unternehmen steigerte den Umsatz im zweiten Quartal um elf Prozent auf 59,69 Milliarden Dollar und lag damit deutlich über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen von 52,25 Milliarden. Der Gewinn je Aktie lag bei 2,58 Dollar, verglichen mit einer Schätzung von 2,04 Dollar.
Alphabet, die Dachgesellschaft des Internet-Riesen Google, setzte im zweiten Quartal mit 38,3 (38,94) Milliarden Dollar geringfügig weniger um als ein Jahr zuvor, blieb aber klar über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen von 37,37 Milliarden. Zwar gewannen die Google-Suchmaschine und andere zumeist kostenlose Tools etwa für Konferenzen in der Corona-Krise viele neue Nutzer. Allerdings hielten die Werbeeinnahmen damit nicht Schritt, weil große Kunden etwa aus der Reisebranche von der Corona-Krise zum Sparen gezwungen wurden.
Facebook steigerte die Erlöse im zweiten Quartal deutlich auf 18,69 Milliarden Dollar von 16,89 Milliarden ein Jahr zuvor - und lag damit ebenfalls über der mittleren Analystenprognose von 17,4 Milliarden Dollar. Der Facebook-Boykott durch Werbekunden, die aus Protest gegen Hassrede beim weltgrößten Online-Netzwerk keine Anzeigen mehr schalteten, schlägt sich ungeachtet des Wachstums in den Zahlen nieder. Firmenchef Mark Zuckerberg sah sich daher bei der Vorlage der Quartalszahlen zu einer für ihn ungewöhnlichen Verteidigungsrede gezwungen. Darin nannte er die Kampagne als einen Faktor für die aktuelle Umsatzentwicklung. Trotzdem verzeichneten die Werbeeinnahmen im zurückliegenden Quartal einen Sprung um zehn Prozent auf 18,4 Milliarden Dollar.
Für Facebook bedeutete die Entwicklung eine deutliche Abschwächung des Wachstumstempos im vergangenen Quartal. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um elf Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar (15,8 Mrd Euro). In den ersten Juli-Wochen habe es ein ähnliches Wachstum gegeben. Vor der Krise waren in Facebooks Geschäft Wachstumsraten von über 20 Prozent an der Tagesordnung.
Die Daten haben Analysten an der Wall Street schockiert. Angesicht der Zahlen sei er froh, dass die Anhörungen schon am Mittwoch stattgefunden haben", sagte Wedbush-Analyst Dan Ives der Agentur Bloomberg. Im Kongress gibt es starke Bemühungen, die Konzerne zu zerschlagen. Diese Unternehmen hätten "Monopolmacht", sagte der demokratische Kongressabgeordnete David Cicilline. Er leitet seit einem Jahr eine Untersuchung gegen Unternehmen im Repräsentantenhaus. "Einige müssen aufgelöst werden, alle müssen stark reguliert werden", sagte er.