Quartalsverlust:Rückschlag für Ford

Lesezeit: 2 min

Es läuft derzeit nicht gut für Ford. Besonders würde dem Konzern ein ungeregelter Austritt Großbritanniens aus der EU zu schaffen machen. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Autokonzern machte zuletzt wieder Verluste. Das war der Firma schon lange nicht mehr passiert.

Von Hans von der Hagen, München

Auf diesen Moment waren die Anleger vorbereitet: Nach Börsenschluss am Mittwoch meldete Ford, dass im vergangenen Quartal ein Verlust von 116 Millionen Dollar angefallen ist. Zuletzt hatte es einen solchen Verlust 2009 gegeben. Im Vorjahr hatte der Autokonzern im gleichen Zeitraum noch einen Gewinn von mehr als zwei Milliarden Dollar gemacht. Wertpapierexperten hatten auch jetzt mit einem deutlich besseren Ergebnis gerechnet, doch zuletzt hatte Ford gewarnt, dass die Geschäfte schlechter liefen. Entsprechend gelassen nahmen die Anleger die Zahlen jetzt auf - die Aktie lag am Donnerstag im US-Handel deutlich im Plus. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ford-Aktie aus Sicht der Anleger keine Kaufempfehlung ist. Seit Jahren kennen die Papiere im Grunde nur eine Richtung: abwärts. Gemessen an einem Hoch im Jahr 2014 bei 17,60 Dollar hat sich der Kurs der Aktie mehr als halbiert. Allein seit Beginn des vergangenen Jahres brach das Papier um mehr als 30 Prozent ein. Derzeit liegt der Kurs bei rund 8,60 Dollar.

Unter dem Strich kam der Konzern im gesamten Jahr 2018 noch auf einen Gewinn von etwa 3,7 Milliarden Dollar. Als Grund für den jüngsten Verlust nannte Ford zum Beispiel eine Abschreibung von 900 Millionen Dollar auf Pensionspläne. Auch haben wohl die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und Handelspartnern wie China und der EU zu deutlich höheren Kosten geführt. Besonders pikant: Zwar erwirtschaftete der Konzern dank reger Nachfrage nach SUV- und Pick-up-Modellen in den Vereinigten Staaten noch ein Ergebnis vor Steuern von zwei Milliarden Dollar - doch in allen übrigen Regionen schrieb der Konzern rote Zahlen. In Europa lag der Verlust aus dem gewöhnlichen Geschäft 2018 bei knapp 400 Millionen Dollar.

Kürzlich hatte Ford in Europa ein Sanierungsprogramm in die Wege geleitet, um das Geschäft wieder in die Gewinnzone zurückzubringen. Im Rahmen dieses Programms soll eine "beträchtliche Anzahl" der Arbeitsplätze wegfallen. Wie viele es genau sein werden, soll aber erst Mitte des Jahres bekanntgegeben werden. Der nun veröffentlichte Verlust dürfte aber den Druck auf den Betriebsrat in den Verhandlungen noch verstärken. Auf der Arbeitnehmerseite war kürzlich Kritik an der Unternehmensführung laut geworden - Europa-Betriebsratschef Martin Hennig warf dem Management strukturelle Fehler vor, die zu dem Missstand hierzulande beigetragen hätten. Ford hat etwa 50 000 Mitarbeiter in Europa, davon knapp die Hälfte in Deutschland. Allein in Köln arbeiten rund 18 000 Menschen. In dem Werk wird der Fiesta hergestellt. In Saarlouis sind es etwa 6000 Mitarbeiter. Hinzu kommt ein Forschungszentrum in Aachen mit einigen Hundert Mitarbeitern.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: