US-Chiphersteller:Qualcomm an Intel interessiert

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Chip von Intel. (Foto: I-HWA CHENG/AFP)

Der US-Halbleiterhersteller will offenbar seinen Konkurrenten übernehmen. Intel steckt in der Krise und hat gerade den Bau einer Fabrik in Magdeburg verschoben.

Der kriselnde US-Halbleiterhersteller Intel ist einem Insider zufolge ins Visier seines Konkurrenten Qualcomm geraten. Qualcomm-Chef Cristiano Amon sei persönlich in die Verhandlungen involviert, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium, ein Angebot sei noch nicht vorgelegt worden, sagte eine andere Person. Intel lehnte eine Stellungnahme ab. Von Qualcomm war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Zuvor hatte das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf Insider berichtet, Qualcomm sei in den vergangenen Tagen mit einer Übernahmeofferte an Intel herangetreten. Ob es zu einer Übernahme komme, sei allerdings noch offen, und in diesem Fall hätten auch die Wettbewerbsbehörden ein gewichtiges Wort mitzureden. Im Falle einer Übernahme könnte Qualcomm verpflichtet werden, Konzernteile an Wettbewerber zu verkaufen.

Die Aktien von Intel schlossen an der Wall Street 3,3 Prozent höher. Die Papiere von Qualcomm gaben dagegen 2,9 Prozent nach. Qualcomm hat einen Marktwert von 188 Milliarden Dollar, Intel ist inklusive Schulden 122 Milliarden Dollar wert. Qualcomm hat nach jüngsten Firmenangaben 13 Milliarden Dollar an Barmitteln.

Weniger Investitionen, weniger Arbeitsplätze

Der einst weltgrößte Chip-Hersteller Intel hat den Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) verschlafen. Dem Konzern fehlt es an konkurrenzfähigen Produkten für diese rechenintensiven Anwendungen. Gleichzeitig schwindet die Nachfrage nach klassischen Prozessoren. Intel kämpft mit einem Milliardenverlust und hat ein Sparprogramm eingeleitet. Mit dem Verkauf von Geschäftsteilen, der Streichung von Investitionen und dem Abbau von rund 15 000 Arbeitsplätzen will Konzernchef Pat Gelsinger die Wende schaffen.

Intel hatte am Montag angekündigt, den Bau einer Fabrik in Magdeburg um zwei Jahre zu verschieben. Eigentlich wollte der Konzern dort 30 Milliarden Euro investieren und rund 3000 Arbeitsplätze schaffen. Der Produktionsbeginn für hochmoderne Chips war für etwa 2027 erwartet worden. Ein Angebot von Qualcomm für Intel wäre der größte Übernahmeversuch in der Branche seit 2018, als Broadcom Qualcomm für 142 Milliarden Dollar kaufen wollte. Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte Broadcom allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht und dies mit nationalen Sicherheitsrisiken begründet.

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