Qualcomm:Große Summe für kleine Chips

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Qualcomm lässt seine Chips bisher extern fertigen, mit NXP kaufen die Amerikaner einen Hersteller mit Auto-Expertise.

(Foto: REUTERS)

Der US-Halbleiterkonzern Qualcomm kauft den niederländischen Spezialisten NXP. Damit steigt das neue Unternehmen zum führenden Anbieter für Automobilchips auf, die als besonders zukunftsträchtig gelten.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Der kalifornische Chip-Konzern Qualcomm übernimmt für 47 Milliarden Dollar den niederländischen Rivalen NXP, die frühere Halbleitersparte von Philips. Mit dem Zusammenschluss - dem größten, den es in der Branche je gegeben hat - steigt das neue Unternehmen zum führenden Anbieter für Automobilchips auf, die als besonders zukunftsträchtig gelten. Zusammen genommen kommen beide Firmen auf einen Jahresumsatz von etwa 30 Milliarden Dollar.

Qualcomm mit Sitz in San Diego verdient sein Geld bisher vor allem mit Mobilfunk-Patenten, für deren Nutzung die großen Smartphone-Unternehmen Lizenzgebühren zahlen müssen. Außerdem bietet der Konzern Computerchips an, die er bei Zulieferern unter anderem in Taiwan herstellen lässt und die sowohl in Apple- als auch in vielen Android-Geräten stecken. Die Wachstumsaussichten in diesem Geschäftsfeld haben sich jedoch zuletzt merklich eingetrübt, weil der Smartphone-Markt zunehmend ausgereizt erscheint. Auch drängen immer mehr Konkurrenten aus China und Taiwan in das Geschäft.

Qualcomm will deshalb seine Kundenbasis deutlich verbreitern und hat dabei vor allem die Autoindustrie im Auge: Sie ist bei der Entwicklung vollständig oder teilweise selbstfahrender Autos und Lkw immer stärker auf Computerchips angewiesen und greift dabei gerne auf Produkte von NXP zurück. Das Unternehmen mit Sitz in Eindhoven ist zudem durch seine sogenannten NFC-Funkchips bekannt, die unter anderem das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone ermöglichen.

Das Kaufangebot von Qualcomm, dem auch die Spitzengremien von NXP bereits zugestimmt haben, bewertet das niederländische Unternehmen mit 110 Dollar je Aktie. Im Vergleich zu den Börsenkursen von Ende September, als erste Gerüchte über eine Fusion aufgekommen waren, bedeutet das einen Aufschlag von mehr als 30 Prozent. Qualcomm will die Übernahme aus eigenen Barmitteln und mit Hilfe von Krediten bezahlen. Das Geschäft soll dem neuen Konzern eine Kostenersparnis von 500 Millionen Dollar pro Jahr bringen.

Nach Angaben des Analysehauses IHS bleibt Qualcomm die Nummer drei der weltweit größten Chipfirmen. NXP liegt bisher auf Rang sieben. Auch die Marktführer Intel und Samsung sollen nach Medienberichten Gebote für NXP erwogen haben. Das Wall Street Journal äußerte unter Berufung auf Branchenkenner Zweifel daran, dass die Qualcomm-Führung über die nötige Expertise für die Fertigung von Computerchips verfügt. Es sei etwas anderes, Chips zu designen und andernorts bauen zu lassen als sie in Eigenregie herzustellen, hieß es.

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