Qiagen:Wilde Spekulationen

Biotechnologie-Unternehmen Qiagen

Träger mit kleinen Röhrchen in einem Qiagen-Labor: Das Unternehmen ist unter anderem auf Tests für den Nachweis von Krankheiten spezialisiert.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Die Biotech-Firma könnte übernommen werden - die Aktie steigt binnen weniger Tage um ein Viertel.

Von Simon Groß

Der Aktienkurs der Biotech-Firma Qiagen legte wegen Übernahme-Spekulationen am Montag erneut deutlich zu. Das Unternehmen teilte mit, dass ihm mehrere Übernahmeangebote vorlägen. Um wie viele Offerten es sich handelt und wie hoch diese sind, verriet es jedoch nicht. Qiagen ist spezialisiert auf die Entwicklung von Tests zum Nachweis von Krankheiten und stellt Laborgeräte her. Vergangenen Mittwoch begann die Aktie zum ersten Mal zu steigen, als Medien über eine mögliche Übernahme durch das amerikanische Technologieunternehmen Thermo Fisher berichteten. Mit 38,60 Euro erreichte die Aktie von Qiagen zu Beginn der Woche zwischenzeitlich einen Wert, den sie zuletzt vor 19 Jahren verzeichnete. Im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag sprang der Titel um 13 Prozent. Seit Beginn der Übernahme-Spekulationen am vergangenen Mittwoch hatten sich die Anteile zwischenzeitlich um 30 Prozent verteuert. Damit erreichte der Konzern einen Börsenwert von 8,7 Milliarden Euro. Am Montag schloss die Aktie dann bei 36,90 Euro, ein Plus von acht Prozent, sie war der Spitzenreiter im MDax. Zu den Übernahmeangeboten wollte sich ein Sprecher von Qiagen nicht konkret äußern. Am Montag gab das Unternehmen weder Aufschluss darüber, wie viele Bieter es gibt noch aus welchen Ländern diese kommen. Auch ob die Interessenten aus der Branche stammen oder ob es sich um Finanzinvestoren handelt, blieb unklar. Ebenso wenig wurde mitgeteilt, bis wann eine Entscheidung fallen wird. Zudem hatte das Unternehmen am Freitag betont, dass es keine Gewähr für eine tatsächliche Übernahmeofferte gebe.

Für die Anleger scheint dies trotzdem wahrscheinlich. Qiagen hatte in diesem Jahr mehrfach seine Prognosen verfehlt, Anfang Oktober verkündete dann der langjährige Vorstandsvorsitzende Peer Schatz überraschend seinen Rücktritt. Er hatte das Unternehmen 15 Jahre lang geleitet, insgesamt arbeitete er 27 Jahre für Qiagen. Nach Schatz' Rücktritt gab der Konzern bekannt, die Strategie wechseln und das Produktionsnetzwerk umstellen zu wollen. Beides soll mit beträchtlichen Kosten verbunden sein. Unter anderem will Qiagen die Entwicklung seines DNA-Sequenzierungssystems Gene-Reader einstellen und sich auf eine Kooperation mit dem US-Konkurrenten Illumina konzentrieren.

Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank zeigt sich wenig überrascht über das Interesse an Qiagen. Das Unternehmen biete eine hochwertige Anlage in attraktiven Märkten. Bardo hält deshalb einen Übernahmepreis zwischen 42,50 und 45 Euro pro Aktie für realistisch. Auch Volker Braun, Analyst vom Bankhaus Lampe, ist der Meinung, dass es zu einem Bieterkampf kommen könnte.

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