Qatar Airways:Mehr Flüge nach Doha

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Das neue Abkommen mit der EU verschafft der Golf-Gesellschaft größere Freiheiten - sehr zum Ärger der Lufthansa.

Von Jens Flottau, Berlin

Zuletzt sah es sehr danach aus, als hätten die drei großen Fluggesellschaften vom Persischen Golf ihre besten Zeiten hinter sich. Das frühere Geschäftsmodell von Etihad Airways (Abu Dhabi) inklusive Beteiligungen an Air Berlin und Alitalia ist implodiert, die Airline ist auf dem Rückzug und hat milliardenschwere Aufträge bei Boeing und Airbus storniert. Emirates (Dubai) hat das Wachstum zurückgefahren und im Februar einen Auftrag für den Airbus A380 annulliert - Airbus muss nun das Programm einstellen.

Die dritte große Fluggesellschaft der Region, Qatar Airways, hingegen ändert trotz widriger Umstände die Strategie nicht und wächst mit Unterstützung der Herrscherfamilie Al Thani weiter. Für Lufthansa könnte das in den nächsten Jahren unangenehme Folgen haben, denn ein neues Luftverkehrsabkommen mit Katar schafft der Fluggesellschaft bald neue Wachstumsmöglichkeiten.

Anfang dieser Woche hatten die Europäische Kommission und Katar dem Abkommen zugestimmt, es muss noch unterschrieben und ratifiziert werden. Deutschland schränkt bislang wie Frankreich, Italien, Belgien und die Niederlande die Flüge der Katarer stark ein, doch bis 2024 sollen die Restriktionen komplett fallen. Im Gegenzug garantieren beide Seiten, soziale Mindeststandards und Regeln des fairen Wettbewerbs einzuhalten. "Wir bekommen sofort Zugang zu mehr Sekundärzielen", sagte Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker auf der Tourismusmesse ITB in Berlin. Aber auch auf den Rennstrecken stockt er auf: Nach Frankfurt will er künftig einen Airbus A380 schicken.

Qatar Airways operiert allerdings dennoch in schwieriger Lage. Die Blockade des Landes durch mehrere Nachbarn hat 2017 dafür gesorgt, dass die Airline über Nacht 18 Ziele überhaupt nicht mehr anfliegen konnte und wegen gesperrter Lufträume große Umwege zu anderen Zielen fliegen muss. Seitdem dauert der Flug nach São Paulo rund eindreiviertel Stunden länger als üblich. "Wir leiden", gibt Al Baker zu. Im Geschäftsjahr 2018 hat die Airline nach eigenen Angaben einen Verlust von 60 Millionen Euro gemacht. Im aktuellen Finanzjahr, das am 31. März endet, "werden wir wieder Geld verlieren", so der Konzernchef. Dafür verantwortlich seien die höheren operativen Kosten, der gestiegene Ölpreis und der teurere US-Dollar, an den der katarische Rial weitgehend gekoppelt ist.

Qatar Airways ist mit 20 Prozent der größte Einzelaktionär bei der British-Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG) und hält Anteile an Cathay Pacific, China Southern, Latam Airlines und Air Italy. Damit ist die Gruppe ein mächtiger Faktor in der Luftfahrt. Qatar ist derzeit auch einer der größten Abnehmer von Boeing- und Airbus-Langstreckenflugzeugen. Die Airline betreibt zehn A380, diese werden "auf absehbare Zeit weiterbetrieben". Allerdings seien die Betriebskosten sehr hoch, daher seien die Maschinen nur auf wenigen Strecken mit hohen Ticketpreisen rentabel.

Die Fluggesellschaft hatte im vergangenen Jahr 24 neue Ziele eingeführt, in diesem Jahr sollen 14 weitere folgen. Schnelleres Wachstum sei zur Zeit nicht möglich, weil Airbus und Boeing zusätzliche Flugzeuge nicht schnell genug lieferten, heißt es.

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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