Prozessauftakt:Anleger gegen Porsche

Beim Übernahmekampf zwischen Porsche und Volkswagen haben einige VW-Anleger viel Geld verloren. Nun ziehen sie vor Gericht. Es geht um Milliarden. Der Richter jedoch äußert Skepsis.

Kristina Läsker

Der Scherz sagt viel über den Prozess aus. "Wir kommen eher vom Bausparvertrag her, wir haben nur theoretische Kenntnisse von der Börse", sagt Stefan Puhle. Eine Stunde lang hat der Vorsitzende Richter die Anwälte zum Streit zwischen Anlegern, der Porsche Holding SE und Volkswagen befragt. Es geht um viel: Am Landgericht Braunschweig sind fünf Klagen anhängig über mehr als 4,1 Milliarden Euro, vier wurden am Mittwoch verhandelt. Es geht um Verluste, die Händlern von VW-Aktien 2008 entstanden sind, ausgelöst durch steigende und fallende Börsenkurse.

Daher muss Puhle nun beurteilen, ob im Übernahmekampf zwischen Porsche und VW die Kurse manipuliert wurden. Aber Puhle ist kein Trader. Zunächst fasst er zusammen, wie der kleinere Sportwagenbauer Porsche den VW-Konzern kaufen wollte, sich verhob und selbst übernommen wurde.

Es ist eine komplizierte Geschichte: Seit 2005 hatte der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sich an VW beteiligt. Im Frühjahr 2008 hielt Porsche 31 Prozent und Optionen, weitere Anteile zu kaufen. Im März und im Oktober machte Porsche Mitteilungen, sie stehen nun im Mittelpunkt der Prozesse. Am 10. März widersprach Porsche Gerüchten, wonach die Firma den Aktienanteil an VW auf mehr als 75 Prozent aufstocken wollte. Am 26. Oktober gab Porsche dann bekannt, dass genau das doch angestrebt würde. Der VW-Kurs, er lag im März bei 180 Euro, explodierte. Am 28. Oktober übersprang er die 1000-Euro-Marke. Und Anleger verloren Geld, zum Teil mit Leerverkäufen und Optionsgeschäften.

Puhle wollte nun wissen: Wollte Porsche 75 Prozent kaufen und hat das kommuniziert? Oder waren Meldungen und Vorgehensweise sittenwidrig? Der Richter äußert Skepsis gegenüber den Anlegern, das beweisen zu können. "Es könnte schwierig werden, die Begründung so festzumachen, dass sich daraus ein Anspruch ergibt", sagte Puhle.

Franz Braun, Anwalt vieler Kläger, will aber kämpfen: Porsche habe die Kurse beeinflusst und seine Mandanten hätten dadurch Verluste erlitten. Richter Puhle verkündet am 19. September wie die Kammer weiter vorgeht.

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