Prozess:"Meistgehasster Mann des Internets" wegen Veruntreuung schuldig gesprochen

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Grund zur Freude? Martin Shkreli nach der Urteilsverkündung in Brooklyn. (Foto: AFP)
  • Martin Shkreli war wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Investorengeldern angeklagt.
  • Zuvor geriet er in die Kritik, weil er das Patent eines Aids-Medikaments kaufte und den Preis um mehr als das 50-fache anhob.

Martin Shkreli, als "meistgehasster Mann des Internets" zu zweifelhaftem Ruhm gekommen, ist von einem US-Gericht wegen illegalen Wertpapierhandels von einer Jury schuldig gesprochen worden. Dem Pharma-Boss drohten bis zu 20 Jahre Haft. Vermutlich wird er aber deutlich weniger Zeit im Gefängnis absitzen.

Shkreli wurde vorgeworfen, aus der von ihm gegründeten Biotech-Firma Retrophin Gelder abgezweigt zu haben, um enttäuschte Investoren seines insolventen Hedgefonds MSMB auszubezahlen. Er soll die Zahlungen mit fingierten Beraterverträgen und komplizierten Deals verschleiert haben. Retrophin hatte ihn daraufhin entlassen und verklagt. Das FBI verhaftete ihn wegen des Verdachts auf Veruntreuung im Dezember 2015, Shkreli kam auf Kaution frei.

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In die Missgunst der Amerikaner brachten ihn aber nicht seine Finanzgeschäfte, sondern die Preissteigerung eines lebensrettenden Aids-Medikaments. Shkreli hatte mit seiner Investment-Firma Turing Pharmaceutical das Patent für ein Medikament namens Daraprim gekauft. Es enthält den Wirkstoff Pyrimethami, hilft gegen die parasitäre Krankheit Toxoplasmose und wird in der Aids-Behandlung eingesetzt. Eine Pille kostete knapp 20 Dollar, nach Shkrelis Übernahme: 750 Dollar. Sogar Politiker versuchten, ihn dazu zu bewegen, den Preis für das Medikament wieder zu senken.

Die Staatsanwaltschaft hatte ihn in dem Verfahren zwar nicht für dieses Vorgehen belangt, das war legal, erwähnte es aber doch in der Anklageschrift. So habe er das Geld von Investoren dazu benutzt, um seine Firma Retrophin überhaupt erst zu gründen. Spätere Gewinne aus dem Medikamentengeschäft sollen dann wieder an die Investoren zurückgeflossen sein. Die Geschworenen in Brooklyn sprachen ihn in drei von acht Anklagepunkten schuldig.

"Das war eine Hexenjagd epischen Ausmaßes", sagte Shkreli nach dem Schuldspruch. Er sei aber entzückt, dass die Jury ihre Arbeit gemacht habe. Nun muss ein Richter das Strafmaß festsetzen und darüber entscheiden, ob er Shkreli bis zur Urteilsverkündung, für die es noch keinen Termin gibt, unter Hausarrest stellt oder sofort ins Gefängnis schickt.

Das Urteil ist ein wichtiger Meilenstein für die US-Justiz, denn in den Jahren nach der Wirtschaftskrise hat es nur wenige Verurteilungen von Wall-Street-Größen gegeben.

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