Es ist eine Geschichte um viel Geld, viele Bytes und viele Urheberrechte: Nach der Stilllegung der Datentausch- Plattform Megaupload und der Festnahme des deutschen Gründers Kim Schmitz hat es auch in Hongkong Durchsuchungen gegeben. Zollbeamte hätten mutmaßlich aus illegalen Geschäften stammende Vermögen im Wert von 42 Millionen US-Dollar (knapp 31 Millionen Euro) sichergestellt, teilten die Behörden am Samstag mit. Es seien sowohl Büros als auch Zimmer in Luxushotels durchsucht worden. Dort entdeckten die Fahnder unter anderem hochmoderne Server, wie es weiter hieß.
Derweil hatte die Internetseite des Elysée-Palastes mit unangenehmen Botschaften zu kämpfen: "Die lächerlichste Präsidentschaft der Geschichte" stand da in englischer Sprache auf der Internetseite des Elysée-Palastes. Und: "We are Legion" - Wir sind eine Heerschar, der Slogan der Gruppe Anonymous.
Der Verdacht liegt nahe, dass die amerikanischen Hacker damit ein Zeichen gegen die Schließung des Online-Speicherdienstes Megaupload setzen wollten. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor öffentlich begrüßt, dass die US-Behörden den deutschen Internetunternehmer Kim Schmitz sowie zwei weitere Deutsche und einen Niederländer in Neuseeland verhaften ließen. Drei weitere Verdächtige, darunter ein weiterer Deutscher, sind flüchtig. Den sieben Angeklagten werden Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen, die einen Schaden von mehr als einer halben Milliarde Dollar verursacht haben sollen.
Diesen Vorwurf will nun Robert Bennett entkräften. Bennett ist einer der bekanntesten Anwälte der USA. Er hat schon Bill Clinton während des Lewinsky-Skandals vertreten und den US-Energiekonzern Enron nach dessen massiven Bilanzfälschungen im Jahr 2001. Bennett versprach eine engagierte Verteidigung, lehnte es aber ab, auf Einzelheiten des Falles einzugehen.
Der Anwalt dürfte aber genügend Ansatzpunkte für eine Verteidigung finden, denn das System von Megaupload basierte auf der Idee, das Risiko für die Urheberrechtsverletzungen auszulagern. Megaupload stellt die Infrastruktur, um Musik oder Filme hochzuladen. Das ist aber nur illegal, wenn diese nicht als Privatkopie genutzt werden.
Die hochgeladenen Dateien können von Nutzern nur dann heruntergeladen werden, wenn sie die den Link zu genau dieser Seite kennen. Für diese Links gibt es wiederum Suchmaschinen-Seiten, auf welchen Nutzer wie im Katalog stöbern können. Erst von dort führen die Links dann zu Megaupload. Anwalt Bennett dürfte also argumentierten, dass seine Mandanten mit der Verbreitung nichts zu tun hatten, sondern sich die Uploader und die Suchmaschinen-Seiten strafbar gemacht haben.
Verdient haben allerdings Kim Schmitz und seine Kompagnons - nach Angaben der Behörden etwa 175 Millionen Dollar. Ein Teil des Geldes ist offenbar in den Ausbau ihres Hauses geflossen. Kim Dotcom alias Schmitz hatte offenbar versucht, sich der Festnahme in seiner Villa in Neuseeland zu entziehen. Die Polizei sei mit zwei Hubschraubern auf dem Anwesen in Coatesville nördlich von Auckland eingeflogen, berichtete Ermittler Grant Wormald. Der 37-Jährige habe sich ins Haus zurückgezogen und alle Türen elektronisch verschlossen. Während die Polizei diese Schlösser öffnete, habe er sich in einem sogenannten Panikraum verbarrikadiert. "Die Beamten mussten sich den Weg dorthin freischneiden", sagte Wormald. "In dem Raum angekommen, fanden sie Dotcom in der Nähe einer Waffe, die wie ein verkürztes Gewehr aussah."
Bei der Razzia waren mehrere Luxuslimousinen, darunter ein Rolls Royce Phantom und ein Cadillac aus dem Jahr 1959, Gemälde und Kontounterlagen sichergestellt worden. Dem Megaupload-Gründer werden in den USA unter anderem massive Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen. Die US-Behörden betreiben seine Auslieferung. Mit ihm sind sechs Mitarbeiter beschuldigt, darunter drei weitere Deutsche. Die Megaupload-Macher sollen mehr 175 Millionen Dollar illegal verdient haben.
Wann der Fall in den USA vor Gericht kommt, ist noch unklar. Allein eine Auslieferung der Beschuldigten von Neuseeland an die USA kann ein Jahr oder länger dauern, wenn sie dagegen vorgehen.