Protzvilla in Neuseeland:Neues von Kimble

Insiderhandel und Veruntreuung: Der gefallene New-Economy-Star Kim Schmitz hat Erfahrung mit der Justiz gesammelt. Jetzt soll "Kimble" eine Villa für 15 Millionen Euro in Neuseeland gekauft haben.

Legenden schlafen vielleicht, aber sie sterben nie. Das hat Kim Schmitz einmal über sich selbst gesagt. Damals war er 28, auf der Flucht vor den deutschen Behörden, und er kündigte die Live-Übertragung seines eigenen Selbstmords im Internet an.

Kim Schmitz, Foto: dpa

"Legenden schlafen vielleicht, aber sie sterben nie": Kim Schmitz hat wieder zugeschlagen, diesmal in Neuseeland.

(Foto: Foto: dpa)

Die Welt nannte ihn bereits - auf seinen Wunsch - "Kimble", wie die berühmte Filmrolle von Harrison Ford im Thriller Auf der Flucht. Das ist genau die Schuhgröße, die sich Kim Schmitz immer gewünscht hat. Kleiner will er's nicht.

Der inzwischen 36-Jährige hat im Leben schon viele Rollen verkörpert: Einst ein vermeintlich genialer Hacker, dann ein scheinbar erfolgreicher Unternehmer, schließlich ein verurteilter Betrüger, und dann nur noch ein Phantom. Nun soll er wieder aufgetaucht sein. Das zumindest glaubt die neuseeländische Zeitung New Zealand Herald.

Sie will den verschollenen "Kimble" gefunden haben, und zwar als Käufer einer der teuersten Villen des Inselstaates. Das Geschäft würde jedenfalls gut zu dem umtriebigen Egozentriker passen.

In den Neunzigern hatte er behauptet, in die bestgeschützten Computer der Welt eindringen zu können, und wurde als Hacker gefeiert. Später gründete er die Firma Data Project und verkaufte sie gewinnbringend an den TÜV Rheinland, bevor sie 2001 Konkurs anmeldete.

"Seine Königliche Hoheit König Kimble der Erste"

Regelmäßig lächelte er aus den bunten Blättern, machte mit illegalen Straßenrennen von sich reden, trat gönnerhaft in Fernsehshows auf. Er präsentierte sich schließlich als finanzieller Retter des niederländischen Internethändlers Letsbuyit.com - und setzte sich nach Thailand ab. 2002 wurde er dort gefasst und wegen Insiderhandels zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt.

Ein Jahr später wurde er in einer anderen Sache wegen Veruntreuung schuldig gesprochen - wieder auf Bewährung. Danach kündigte er neue Projekte an, etwa eine "Geldmachmaschine" genannte Software, die mittels künstlicher Intelligenz todsichere Anlagetipps für die Börse geben sollte. "Seine Königliche Hoheit König Kimble der Erste", wie er sich selbst halb ironisch und halb größenwahnsinnig nannte, blies das Projekt schließlich ab. Dann wurde es ruhig um ihn.

Steckt Kimble hinter Megaupload?

Die neuseeländische Zeitung, die das Phantom "Kimble" nun aufgespürt haben will, ist nicht die erste, die auf den Spuren des Verschollenen wandelt. Im Jahr 2006 etwa wurde er auf den Philippinen bei einem Abendessen gesichtet, 2007 gab es Spekulationen, dass Schmitz der heimliche Betreiber der erfolgreichen Plattform Megaupload sei.

Viele vermuteten ihn in Hongkong: Seine längst stillgelegten Websites sind bis heute auf die Firma Kimpire Ltd mit Geschäftsadresse in der Metropole registriert. Kim Schmitz war dort am Montag weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar.

Der New Zealand Herald will von einer Person, die Schmitz nahesteht, erfahren haben, dass er das 24 Hektar große Anwesen erworben hat. Es liegt in Coatsville nördlich der Millionenstadt Auckland und soll 15 Millionen Euro wert sein.

Noch vor zwei Wochen hatte der Herald über einen Käufer aus Finnland spekuliert, weil eine finnische Flagge am Haus wehte. Das sei aber bloß ein Täuschungsmanöver von Schmitz gewesen, heißt es nun. Auch das würde ganz gut zu "Kimble" passen.

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