Prognos: Zukunftsatlas 2010:Ökonomische Zweiklassengesellschaft

Deutschland, ein bunter Flickenteppich: Welche Region ist besonders wettbewerbsfähig, wo wohnen viele junge oder reiche Menschen? Das Forschungsinstitut Prognos hat das ganze Land unter die Lupe genommen. Ein Überblick in Bildern.

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Zukunftsatlas

Quelle: Grafik: Handelsblatt; Quelle: Prognos Zukunftsatlas 2010, Stand November 2010

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Ein bunter Flickenteppich: Warme Farben stehen für gute Chancen, kalte Farben für Risiken in der Zukunft. Das Forschungsinstitut Prognos bestätigt das bestehende Nord-Süd-Gefälle in Deutschland, doch es gibt auch Überraschungen.

Das Schweizer Forschungsinstitut Prognos hat detaillierte regionale Daten für die 412 Städte und Kreise Deutschlands zusammengetragen und analysiert. Herausgekommen ist eine Deutschland-Karte, welche die Wirtschaftsaussichten des Landes gebietsweise darstellt. Je wärmer die Farben, desto besser ist der jeweilige Standort für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet. Die Gesamtkarte ist aus dem Zukunftsindex 2010 (Gesamtranking) abgeleitet. Es zeigt sich, dass in Deutschland weiterhin ein Süd-Nord- und West-Ost-Gefälle der Zukunftschancen besteht.

Zukunftsatlas

Quelle: Grafik: Handelsblatt; Quelle: Prognos Zukunftsatlas 2010, Stand November 2010

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Ein bemerkenswertes Ergebnis ist aus der Dynamikkarte herauszulesen. Sie zeigt, dass sich die Umlandkreise selbst der starken Großstädte nicht mehr so dynamisch entwickeln wie es noch bis Mitte des Jahrzehnts der Fall war. Denn zuletzt setzte sich ein Trend der Re-Urbanisierung durch, der sich in einem stärkeren Bevölkerungswachstum wirtschaftlich erfolgreicher Großstädte niederschlägt.

Zukunftsatlas

Quelle: Grafik: Handelsblatt; Quelle: Prognos Zukunftsatlas 2010, Stand November 2010

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Aus der Stärkekarte für den Status Quo geht hervor, dass auch periphere ländliche Regionen in West-Deutschland Zukunftsrisiken aufweisen. Dass diese Erkenntnis aber nicht verallgemeinert werden darf, zeigen die erfolgreichen Regionen im Nordwesten, die noch vor wenigen Jahren deutlich schwächer aufgestellt waren. Zudem sind auch hohe oder sehr hohe Zukunftsrisiken nicht irreversibel, wie beispielsweise der Spree-Neiße-Kreis zeigt, der sich gegenüber 2007 um eine Klasse verbessert hat.

Düsseldorf lockt den Drachen an den Rhein / Düsseldorf. The Cit

Quelle: dpa/obs/Landeshauptstadt Düsseldorf

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Düsseldorf (im Bild der Medienhafen am Rhein) belegt im Prognos-Zukunftsatlas 2010 von den 412 untersuchten Städten und Kreisen einen guten zehnten Rang. Besonders stark ist das Wettbewerbsumfeld der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, da hier viele nationale und internationale Konzerne wie etwa Henkel, Metro, Eon oder die Vodafone D2 GmbH angesiedelt sind. Eher schwach ist die Einkommens- und Vermögenssituation der Düsseldorfer. Denn beim Wohlstand rangiert die 590.000-Einwohner-Stadt lediglich auf Platz 292.

Reportage: Ulm

Quelle: KNA

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Ulm sieht Prognos im diesjährigen Zukunftsatlas auf Platz neun. Die Stärke der schwäbischen Universitätsstadt liegt eindeutig bei ihrem starken Arbeitsmarkt, auf dem nahezu Vollbeschäftigung herrscht. Zudem ist die Zukunftsfähigkeit Ulms sehr ausgewogen - die Stadt weist nahezu keine wirklich schlechtes Ranking in den Dynamik, momentane Stärke, Demographie um Wettbewerb aus. Am schlechtesten ist es noch um den Wohlstand der Ulmer bestellt - mit Rang 146 landen sie bei diesem Kriterium nur knapp vorderen Drittel der untersuchten Städte und Kreise.

Wolfsburg VW Werk

Quelle: AP

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Seit Wolfsburg 2009 den deutschen Fußball-Meister stellte, ist die Stadt am Mittellandkanal in das Bewusstsein der breiteren Bevölkerung gerückt. Die Retortenstadt profitiert eindeutig vom Erfolg ihres größten Arbeitgebers Volkswagen (im Hintergrund das Werk) - nirgendwo in Deutschland ist die wirtschaftliche Dynamik größer.

Frankfurt am Main

Quelle: iStockphoto

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Frankfurt am Main ist die einzige Stadt im Prognos-Zukunftsatlas 2010, die unter den Top-7 nicht im tiefen Süden des Landes liegt. Rang sieben belegt die Main-Metropole wegen ihres starken Wettbewerb-Umfelds (Platz sechs), ihres überaus soliden Arbeitsmarktes (Rang drei) und ihrer momentanen Stärke (Rang neun). Diese Daten kommen nicht von ungefähr: Hessens größte Stadt ist mit dem Hauptsitz der Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank das unangefochtene Finanzzentrum des Landes.

Ingolstadt

Quelle: iStockphoto

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Ingolstadt (im Bild das Rathaus) kommt im Prognos-Ranking auf den sechsten Rang. Wie auch Wolfsburg profitiert Bayerns sechtsgrößte Stadt massiv vom VW-Konzern, dessen Tochter Audi hier ihren Sitz hat. Das gibt Ingolstadt eine große momentane Stärke und auch beim Wettbewerbsumfeld steht die Donaustadt überaus gut da. Denn neben Audi sind hier wichtige Vertreter der Automobilzuliefererindustrie wie Dräxlmaier und Continental vertreten.

HEWLETT-PACKARD DEUTSCHLANDZENTRALE

Quelle: SZ

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Der Landkreis Böblingen vor den Toren Stuttgarts landet nach den Erkenntnissen der Prognos-Forscher auf dem fünften Rang. Seine besondere Zukunftsfestigkeit verdankt der Landkreis dem hohen Anteil seiner Beschäftigten in Forschung und Entwicklung (FuE). Viele von ihnen arbeiten bei internationalen Konzernen wie Hewlett & Packard (im Bild die Deutschlandzentrale in Böblingen), IBM oder Daimler, die im Landkreis große Standorte haben. Der Nachteil: Bei solch guten Beschäftigungsmöglichkeiten ist der Wille zur Gründung einer eigenen Existenz eher gering entwickelt, der Landkreis Böblingen kommt bei der Gründungsintensität daher nur auf einen schwachen 308 Rang im Prognos-Ranking.

Pegel des Starnberger Sees naehert sich bisherigem Rekordstand

Quelle: ddp

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Der Landkreis Starnberg besitzt die viertstärksten Zukunftsaussichten in Deutschland. Nirgendwo in Deutschland sind die Menschen reicher - der Landkreis belegt beim Wohlstand den ersten Platz. Daraus folgt allerdings sogleich die besondere Schwäche des Kreises - der Anteil junger Erwachsener ist besonders niedrig. Die demographische Lage ist daher so schlecht wie bei keinem anderen Standort unter den Top-10.

Erlangen

Quelle: iStockphoto

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Die Stadt Erlangen kommt im Prognos-Ranking aufs Treppchen - sie belegt den dritten Platz. Diese Platzierung verdankt die fränkische Stadt in erster Linie ihren Beschäftigten mit hoher Qualifikation, die bei Arbeitgebern wie Siemens und der Universität (im Bild das Schloss der Universität Erlangen-Nürnberg) ein Auskommen finden. Nirgendwo ist die Lage am Arbeitsmarkt in Deutschland besser als in Erlangen.

München Marienplatz

Quelle: iStockphoto

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Die Stadt München ist bei vielen Städterankings auf den vorderen Plätzen zu finden - so auch beim Prognos-Zukunftsatlas, der sie an zweiter Stelle führt. Die besondere Stärke Münchens liegt in der extrem hohen Anzahl von Konzernsitzen. Mit Allianz, BMW, Linde, MAN, Infineon, Munich Re und Siemens haben allein sieben Dax-Gesellschaften ihren Hauptsitz in Deutschlands drittgrößter Stadt. Allerdings ist die bayerische Landeshauptstadt auch ein extrem teueres Pflaster, was sie für viele Einwohner nahezu unerschwinglich macht. Der Anteil Hilfsbedürftiger in der Bevölkerung ist mit 5,5 Prozent daher für eine derartig prosperierende Stadt sehr hoch.

Sonniges Wetter im Schlosspark Schleissheim

Quelle: ddp

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Den Spitzenplatz beim Prognos-Zukunftsatlas 2010 belegt der Landkreis München (im Bild das Schloss Oberschleißheim, nördlich von München). Die besonderen Stärken des Landkreises liegen in dem sehr robusten Arbeitsmarkt, der vorteilhaften Wettbewerbssituation und dem großen Reichtum seiner Einwohner. Die kommunale Schuldenlast ist nirgendwo in Deutschland geringer. Allerdings ist die demographische Entwicklung eher ungünstig. Beim Anteil junger Erwachsener landet der Landkreis im hinteren Drittel der 412 untersuchten Kreise und Städte (Rang 333).

© sueddeutsche.de/pak/mel
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