Professor für Lichttechnik:Bedürfnis nach Licht

Professor für Lichttechnik: Roland Greule ist Professor für Lichttechnik, Lichtdesign und Virtuelle Systeme an der Fakultät Design, Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

Roland Greule ist Professor für Lichttechnik, Lichtdesign und Virtuelle Systeme an der Fakultät Design, Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

(Foto: privat)

Die passenden Leuchten sorgen für die richtige Stimmung. Neue Modelle simulieren sogar das Tageslicht. Ein Gespräch mit Roland Greule über Beleuchtungssysteme, optische Wärme und ungenutzten Spielraum im Badezimmer.

Interview von Lars Klaaßen

Moderne Leuchtkonzepte passen sich den individuellen Bedürfnissen nach Tageslicht an. Neue LED-Technik macht es möglich. Worauf es dabei ankommt, sagt Roland Greule, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

SZ: Vor fünf Jahren wurde das Ende der Glühlampen eingeläutet. Das wird bis heute noch von vielen Menschen beklagt. Ist es wirklich so schlimm?

Roland Greule: Glühlampen machen ein schönes warmes Licht. Ihre Verteidiger setzten dem zunächst einmal das kalte Licht der ungeliebten Energiesparlampen dagegen. In dieser Hinsicht gibt es tatsächlich deutliche Unterschiede. Aber Energiesparlampen entsprechen ja auch schon gar nicht mehr dem, was mittlerweile möglich ist. Sie sind in mehrerlei Hinsicht limitiert - nicht nur ästhetisch, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten: Ein erheblicher Nachteil von Energiesparlampen ist, dass sie Quecksilber enthalten. Die Menge ist zwar sehr gering, erzwingt aber eine Entsorgung als Sondermüll. Und auch beim Verhältnis von Leistung zu Verbrauch geht es inzwischen besser. Mehr als 50 Lumen pro Watt sind bei Energiesparlampen nicht drin. LED hingegen können schon bis zu 100 Lumen pro Watt erzeugen, künftig sind sogar 200 realistisch. Langfristig wird sich also LED durchsetzen, zudem die Leuchtdioden ästhetisch punkten.

Aber auch LED-Licht wird von Glühbirnen-Nostalgikern ästhetisch kritisiert.

Als LED als Alternative auf den Markt kam, achteten die Hersteller vor allem auf die Energieeffizienz. Es standen also zunächst einmal vor allem Produkte in den Regalen, die das unbeliebte kalte Licht ausstrahlen. Deshalb ereilte auch die Leuchtdioden nicht ganz zu Unrecht schnell ein schlechter Ruf. Mittlerweile hat sich das Angebot aber stark erweitert. Sie finden heute Modelle, die sogar klassische Glühlampen imitieren. Dieses Retrodesign bildet die Glühfäden nach und gibt ein angenehm dämmrig-weiches Licht.

Worauf sollten Käufer achten?

Kunden sollten nicht bloß auf den Begriff "warmweiß" achten, sondern sich vor allem an der Kelvin-Angabe orientieren: 2700 Kelvin stehen für ein Licht, dass dem der Glühbirne - korrekterweise Glühlampe genannt - gleicht. Bis zu 3200 Kelvin werden zwar auch noch als "warmweiß" bezeichnet, geben aber ein deutlich kühler - also weißer - empfundenes Licht ab. Seit letztem Jahr gibt es auch LED, die sich perfekt dimmen lassen und es gibt jetzt auch LED mit der Lichtfarbe 1800 Kelvin, vergleichbar mit der Lichtfarbe einer Kerze. Das ist ein weiterer großer Vorteil, wenn es darum geht, angenehmes Licht zu erzeugen. Dank LED tun sich viele neue Möglichkeiten auf. Weil die Leuchtdioden so wenig Platz benötigen, können damit zudem Lichtkonzepte gestaltet werden, die mit Glühlampen noch undenkbar gewesen wären.

Solche Lichtkonzepte werden dank Digitalisierung immer selbstständiger.

Das zeigt uns ein Blick in die Arbeitswelt: In größeren Büros haben Präsenzmelder sich schon etabliert. Sie schalten das Licht an oder aus, je nachdem, ob jemand anwesend ist oder nicht. Schon allein die strengen Vorgaben der Energieeinsparverordnung machen den Einsatz solcher Instrumente fast zwingend. Denn der Mensch ist ja faul - und der letzte macht eben nur selten das Licht aus. Mittlerweile sind diese Präsenzmelder auch so ausgefeilt, dass sie in der Praxis immer richtig schalten.

Und zu Hause macht dann auch bald der Rechner das Licht aus?

In Wohnräumen wird es noch ein wenig dauern, bis Menschen sich vom Lichtschalter lösen. Bislang sind die meisten Touch-Panels zu kompliziert, das will dann niemand. Wenn sich die Haushaltstechnik samt Licht aber erst einmal intuitiv übers Smartphone oder Tablet bedienen lässt, wird es schnell gehen. Das Konzept des Smart Home bringt dort einiges voran. Bislang fehlt es aber an einem einheitlichen kompatiblen System, um schnell über Pilotprojekte hinaus zu kommen. Die Firma Osram versucht gerade mit dem Wireless-System, Lightify Fuß in diesem Bereich zu fassen. Parallel gibt es das System HUE der Firma Philips.

Wie kann man sich ein optimiertes Lichtkonzept dann vorstellen?

Wir können künftig für jede Tageszeit oder unsere persönliche Stimmung ein eigenes Licht-Ambiente kreieren, das passgenau aktiviert wird. Dank der heute schon winzigen Leuchtdioden können Designer mehrere Lampen mit verschiedenen Farbtemperaturen unsichtbar am gleichen Ort installieren, die dann zu unterschiedlichen Zeiten das jeweils passende Licht abgeben. Ein Beispiel ist das "smarte" Apartimentum des XING-Gründers Lars Hinrichs in Hamburg. Innenräume werden so erhellt, dass sie natürlichem Tageslicht nahe kommen. Ein Trend, der sich jetzt schon abzeichnet: Räume werden in unterschiedlichen Zonen individuell beleuchtet, Spots lösen verstärkt Deckenlampen ab, die ein Zimmer gleichmäßig bestrahlen. In dieser Hinsicht hat sich schon viel getan.

Wo steht der große Lichtblick noch aus?

Bei den meisten Badezimmerspiegeln warte ich noch auf das passende Licht zur jeweiligen Tageszeit und Tätigkeit. Wenn man sich dort rasiert, schminkt oder sich die Zähne putzt ist das Bedürfnis nach Licht doch jedes Mal ein ganz anderes. Im Bad haben Lichtdesigner noch viel Spielraum.

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