Produkte der Vergangenheit:Untergegangene Riesen

Vom Kodak-Film bis zur gelben Telefonzelle: Diese Erfindungen waren einst nicht aus unserem Alltag wegzudenken - bis die Zukunft sie einholte.

4 Bilder

Was bleibt?

Quelle: Stefan Dimitrov/SZ

1 / 4

Vom Kodak-Film zur gelben Telefonzelle: Diese Erfindungen waren nicht aus unserem Alltag wegzudenken - bis sie von der Zukunft eingeholt wurden.

Jahrzehntelang war sie in allen Haushalten zu finden: die Glühbirne. Der Markt war in festen Händen: Wenige große Anbieter teilten sich das weltweite Geschäft auf und machten sehr gute Umsätze. Die Münchner Lichtfirma Osram war darunter, und der niederländische Konkurrent Philips. Doch nun ist alles anders. Die EU-Kommission hatte die gute alte Glühbirne irgendwann schrittweise verboten, auch die Schweiz, Australien und andere Länder zogen nach. Glühbirnen verbrauchen zu viel Energie. Das Wehklagen war groß: Das neue Licht von Energiesparlampen sei nicht warm genug, hieß es. Und schön seien die neuen Leuchtmittel auch nicht. Manche Konsumenten sicherten sich noch größere Bestände von Glühbirnen und lagern diese. Aber der Markt wandelt sich inzwischen so radikal und schnell wie kaum ein anderer: Leuchtmittel der Zukunft sind langlebige "Licht emittierende Dioden" (LED), auch mit organischen Leuchtdioden (OLED) wird schon geforscht. Das ist eine völlig neue Technik. Die Umsätze mit traditionellen Glühbirnen, Neonröhren oder Energiesparlampen brechen gleichzeitig weg. Osram muss nun drastisch sparen und streicht weitere knapp 8000 Arbeitsplätze, das ist fast jeder vierte Job im Unternehmen. Ob das reicht?

(Caspar Busse)

Was bleibt?

Quelle: Stefan Dimitrov/SZ

2 / 4

Schon in den Zwanzigerjahren hielten deutsche Ingenieure Klänge auf metallbeschichteten Kunststoffbänder fest. Die Tonqualität war ihnen dabei allerdings weitaus wichtiger als das Design. Und so blieben Tonbänder sperrig, Musik hörte man nur zu Hause. Der niederländische Philips-Konzern packte ein 3,81 Millimeter breites Band mit zwei Tonspuren in eine flache Kunststoffhülle - und stellte die Kompaktkassette 1963 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin vor. Damit düpierte Philips seinen einstigen Entwicklungspartner Grundig, der kurzerhand ein eigenes Format entwickelte und es den japanischen Technologiekonzernen kostenlos anbot. So sah sich Philips zu einer Partnerschaft mit Sony gezwungen, die sich allerdings für beide Unternehmen als Segen erweisen sollte. 1979 brachte Sony den Walkman raus und kurbelte damit auch den Absatz der Kassette an. Gemeinsam entwickelten die Firmen außerdem die CD, die Ende der Achtzigerjahre wiederum die Kassette verdrängte. Inzwischen ist auch die CD passé, denn die Nullerjahre war die Zeit von Apples iPod - und der Idee vom Song als Audiodatei. Heute wird Musik nicht mehr gespeichert, sondern gestreamt. Und dabei mitzuhalten, fällt selbst Apple schwer. Von Philips und Sony ganz zu schweigen.

(Varinia Bernau)

Was bleibt?

Quelle: Stefan Dimitrov/SZ

3 / 4

"Mach die Kamera so einfach wie einen Bleistift", lautete einst das Motto von George Eastman. Daran hielt er sich, er gründete 1888 in den USA das Unternehmen Kodak, das später einen Siegeszug um die Welt antreten und das Synonym für einfaches Fotografieren werden sollte. Filme der Marke Kodak gab es vor einigen Jahrzehnten fast überall auf der Welt, Kodak baute dann auch eigene Kameras, entwickelte Einweggeräte - und das Unternehmen mit zwischenzeitlich 125 000 Mitarbeitern lebte sehr gut davon. Der Markt für analoge Foto- und Kinofilme, lange Jahre viele Milliarden schwer, war aufgeteilt. Dabei waren die Amerikaner nicht die einzigen Hersteller: Agfa war viele Jahre lang der größte europäische Hersteller von fotografischen Filmen und Laborausrüstungen, in Japan dominierte Fuji-Film. Polaroid entwickelte später die legendären Sofortbild-Kameras. Doch das alles ist Geschichte: Der Siegeszug der digitalen Fotografie machte Analogfilme weitgehend überflüssig, sie sind heute nur noch etwas für Liebhaber und Profis. Die großen Hersteller gerieten in ernste Probleme, der Wandel war genauso rasant wie radikal. Und er geht unvermindert weiter: Inzwischen machen Smartphones oder Tablets oft bessere Bilder als eine günstige Digitalkamera.

(Caspar Busse)

Was bleibt?

Quelle: Stefan Dimitrov/SZ

4 / 4

Im Straßenbild sind Telefonzellen selten geworden. Und noch seltener sieht man jemanden, der darin ein Telefonat führt. Von mehr als 160 000 öffentlichen Apparaten vor der Jahrtausendwende sind in Deutschland nur noch 40 000 geblieben. Dafür gibt es in diesem Land inzwischen mehr Mobilfunkanschlüsse als Einwohner. Ein jeder trägt sein eigenes Telefon in der Tasche. Und ums Telefonieren geht schon lange nicht mehr. Bereits vor einigen Jahren, als die Deutschen erst die Smartphones entdeckten, wurden Kunden befragt, worauf es ihnen dabei ankomme. Mal eben einen Anruf machen? Diese Antwort landete nicht mal unter den Top Ten. Stattdessen wird gestreamt und getwittert, geliked und gewhatsappt. Die Telekom freut's - ebenso wie die drei anderen Mobilfunkanbieter. Nachdem sie sich jahrelang mit immer neuen Niedrigpreisen für Gespräche und SMS unterboten haben, ruht ihre Hoffnung nun auf den teureren Datentarifen. Die machen aus einem Telefon nämlich erst ein smartes Phone. Allein im ersten Halbjahr hat die Telekom, der größte Anbieter, mehr als 3,2 Milliarden Euro im Mobilfunk umgesetzt. Ihre alten Telefonzellen verkauft sie übrigens auch: 450 Euro plus Mehrwertsteuer kostet das gelbe Modell, das magenta-graue gibt's schon für 100 Euro weniger.

(Varinia Bernau)

© SZ vom 21.08.2014/kat
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: