Süddeutsche Zeitung

Probleme im Stahlkonzern Thyssen-Krupp:Ruhrbarone gegen die Erneuerung

Milliardenverluste, illegale Absprachen des Schienenkartells, Korruptionsermittlungen: Beim zusammengeschweißten Riesen Thyssen-Krupp kommt derzeit alles knüppeldick. Mehrere Manager der alten Garde wurden gefeuert. Mittendrin sitzt Mr. Teflon - Gerhard Cromme, der ein neuer Ruhrbaron werden will. Zeit für eine Kulturrevolution.

Von Marc Beise, Karl-Heinz Büschemann, Joachim Käppner und Klaus Ott

Am Dienstag sollen die Zahlen für das letzte Geschäftsjahr vorgelegt werden. Sie werden dramatisch schlecht sein: Viele Milliarden Euro sind verspielt. Bilanzkonferenz bei Thyssen-Krupp, um neun Uhr in der neuen Unternehmenszentrale in Essen. Dann wird die Öffentlichkeit mehr wissen über den Zustand des Stahlkonzerns und Maschinenbauers. Eines aber wird es nicht geben: das trauliche Vorgespräch. Früher war es in dem Traditionskonzern üblich, ein paar Journalisten am Abend zuvor einzuladen. Der Vorstand erläuterte dem kleinen Kreis die Zahlen schon mal vorweg und sorgte mit ein wenig Rotwein dafür, dass die Schlagzeilen am übernächsten Tag nicht zu hart wurden. Das sei jetzt anders geworden, sagt der Pressesprecher. "Wir machen das jetzt normal."

Normal - das ist hier das Stichwort. Bei Thyssen-Krupp kommt etwas in Bewegung, und es kann sein, dass das Schwergewicht mit seinen 160.000 Beschäftigten bald nicht mehr wiederzuerkennen ist. Die alte Kultur des Traditionskonzerns, dessen Wurzeln über 200 Jahre zurückreichen, ringt mit der Moderne, das Management von ein paar alten Herren, die den Betrieb wie Gutsherren führen, kämpft mit den Geboten des internationalen Marktes. Wie der Kampf ausgeht, ist ungewiss. Er hat erst begonnen.

Thyssen-Krupp, das ist einer der ältesten deutschen Konzerne. Krupp, der eine Konzernteil des seit 1999 zusammengeschweißten Riesen, war mal das größte Unternehmen in Deutschland, international ein Begriff wie heute Volkswagen oder Mercedes. Von dieser Bedeutung ist nicht viel geblieben.

Schein und Sein: 2010 eröffnete der Konzern seine neue Firmenzentrale in Essen, ein moderner, luftiger Kubus, der Aufbruch und Dynamik verheißen sollte. Doch dieses Versprechen hat das Management nicht eingelöst. Noch immer wird der Konzern geführt wie zu den Zeiten, als die Thyssens und die Krupps ihre Familienfirmen selbst steuerten, bei Zigarrenqualm und in dunkel vertäfelten Villen.

Ja, es gibt bei Thyssen-Krupp einen Vorstand, es gibt einen Aufsichtsrat. Es gibt alles, was eine Aktiengesellschaft braucht. Aber zugleich herrschen die Bräuche einer Familienfirma.

Der wahre Herr von Thyssen-Krupp sitzt nicht in dem glänzenden Edelstahlkubus. Sondern ein paar Kilometer weiter südlich, im Park der Villa Hügel, wo einst die Familie Krupp residierte. Seit fast 60 Jahren hat Berthold Beitz, der Testamentsvollstrecker des letzten Krupp, bei wichtigen Entscheidungen das letzte Wort. Der Mann, der sich regelmäßig ins Büro neben der Villa Hügel fahren lässt, ist inzwischen 99 Jahre alt und hält doch die Fäden in der Hand. Sekundiert vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Gerhard Cromme, 69. Ein hochgewachsener Mann mit randloser Brille und welligem Haar, der wie ein schlanker Jüngling wirkt. Einmal in der Woche kommt er in das Büro im Hügelpark, um mit Beitz die Geschäfte zu besprechen, die beiden keine Freude machen.

Der Chef des Vorstands, üblicherweise der starke Mann in einer AG, kann nicht viel machen ohne das Votum dieser zwei Herren, die sich beide meist im zweireihig geknöpften Anzug präsentieren. Heinrich Hiesinger, der Vorstandsvorsitzende, ist mit 52 für die Verhältnisse dieses Konzerns fast ein Jungspund. Aber der Manager mit dem zurückhaltenden Auftreten, der es an stilistischer Grandezza mit seinen Vorgesetzten nicht aufnehmen kann und dem einfach geknöpfte Jacketts reichen, gilt allgemein als Mann der Zukunft.

Hiesinger steht für den Neuanfang bei Thyssen-Krupp. Vergangenheit gegen Moderne. Aufbruch gegen Rückschritt. Kubus gegen Villa Hügel.

Zunächst aber geht es um Krisenmanagement. Der Ruhrkonzern hat sich verspekuliert. Zwei neue Stahlwerke - in Brasilien und in den USA - lasten schwer in der Bilanz. Die Anlagen haben nicht drei oder vier Milliarden Euro gekostet wie geplant, sondern zwölf. Ein krasser Fall von Missmanagement, die Schuldenlast hat das Unternehmen bedrohlich ins Wanken gebracht. Zugleich belasten Kartell- und Korruptionsfälle den Konzern: illegale Kartellabsprachen im Aufzug-, Rolltreppen- und im Schienengeschäft, Ermittlungen wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen, Luxusreisen mit Journalisten. Probleme an allen Ecken.

Am Mittwoch dieser Woche dann der Paukenschlag im Kubus: Auf Vorschlag von Hiesinger feuerte der Personalausschuss des Aufsichtsrates drei von sechs Vorstandsmitgliedern. Der neue Vorstandschef will es wissen. Alle Manager, die noch aus der alten Zeit stammen, müssen gehen. Unbelastete Vorstände sollen Zeichen für den Aufbruch setzen. Es eilt, die Not ist groß, die Zeit knapp und noch immer wirkt die Vergangenheit nach.

Wer diesen Konzern verstehen will, fährt am besten nach Duisburg, ganz im Westen des Ruhrgebietes. Hier wird mehr Stahl produziert als in jeder anderen Stadt in Europa. Ein Ort mit Tradition. Hier gibt es sogar einen eigenen Konzern-Chor, dessen Anfänge bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen. "Wie im Stahl der Klang, so tönt unser froher Sang", lautet der Sängergruß seit der Gründung des Chors in Ruhrort/Meiderich 1871/77. Jeden Montag trifft man sich zur Probe im - natürlich - "Hotel Montan". Montan, das steht für Kohle, für Eisen und Stahl. Montan und Duisburg, das war immer eins und das war hier vor allem Thyssen.

Hier war der vormalige Vorstandschef von Thyssen-Krupp, Ekkehard Schulz, 71, eine ganz große Nummer. Der "Eiserne Ekki", studierter Hütteningenieur und mit der Statur einer Schrankwand gesegnet, gehörte zu den Vielbewunderten bei Thyssen-Krupp. Ein Zupacker, das gefällt den Malochern am Hochofen. Schulz hat noch immer ein Büro im Unternehmen. Wegen seine Verdienste. Aber hier, wo Schulz lange regierte, hat es auch kriminelle Geschäfte gegeben. Die Geschichte des Eisernen Ekki muss möglicherweise umgeschrieben werden.

In Duisburg haben sich im vergangenen Jahrzehnt regelmäßig Emissäre des Konzerns mit Abgesandten von Konkurrenten versammelt, etwa von der österreichischen Voestalpine, um sich abzustimmen. Um abzusprechen, wie man der Deutschen Bahn und anderen Eisenbahngesellschaften Schienen zu überhöhten Preisen liefern könne. Die Sache flog auf, Thyssen-Krupp musste 103 Millionen Euro zahlen. Im Konzern lief das ab wie offenbar oft in solchen Fällen: Die Sache wurde bis zuletzt vertuscht. Dabei war Thyssen-Krupp jahrelang sogar die Zentrale dieses Schienenkartells, das die Deutsche Bahn Hunderte von Millionen kostete. Am Ende kommt dafür der Steuerzahler auf.

Als 2006 in den oberen Etagen bei Thyssen-Krupp die Hinweise ankamen, dass es weiter unten nicht mit rechten Dinge zugeht, wollte das niemand so genau wissen. Wegschauen, das hat Tradition im Hause. Auch als andere Betrügereien aufflogen, galt meist das Prinzip: Wegsehen, laufen lassen. Die Chefs, so scheint es, wollten gar nicht wissen, was im täglichen Geschäft gemauschelt und getrickst wird.

Wegsehen, laufen lassen, so war das wohl auch beim Bau der Stahlwerke in Brasilien und den USA. Die sollten, so der Plan in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts, das Stahlgeschäft mit Amerika beleben. Dort bauten die deutschen Autokonzerne neue Fabriken. Da wollten die deutschen Stahllieferanten mitverdienen. Der Traum vom globalen Stahlwerk, er schmeckte so gut.

Doch Thyssen-Krupp plante die Werke so dilettantisch, dass die Kosten aus dem Ruder liefen. Das Gepfusche zog sich über Jahre. Niemand schien zu merken, dass Milliarden Euro fast ungehemmt versickerten. Die Herren Beitz und Cromme sagen heute, sie hätten frühzeitig vor dem Desaster gewarnt. Gestoppt haben sie es nicht.

Die Wende kam erst Anfang 2010, als Cromme den Siemens-Manager Hiesinger in das Amt des Vorstandschefs berief; er kannte ihn aus München, wo Cromme ebenfalls Aufsichtsratschef ist. Seit Hiesinger da ist, wird aufgeklärt und aufgeräumt. Beim Schienenkartell, bei mutmaßlicher Korruption in Kasachstan, bei anderen dunklen Geschäften.

Auch die Stahlwerke in Amerika hat Hiesinger im Blick wie keiner vor ihm: Er gab sich nicht mit den beschönigenden Berichten seiner Manager über Brasilien zufrieden, sondern reiste gleich am Anfang seiner Amtszeit nach Rio, alle paar Wochen. Schnell war ihn klar, was in Essen bis dahin keiner wahrnehmen wollte: dass die Kosten aus dem Ruder gelaufen waren und es nur noch die Flucht nach vorne gibt.

Dann also ging Hiesinger zum Aufsichtsratschef und packte alle Fakten auf den Tisch. Cromme war erschüttert, so wird es geschildert, und nimmt für sich in Anspruch, sofort gehandelt zu haben. Seither aber steht er auch selbst in der Kritik. Für den Strategen ist das gefährlich. Er will eines Tages Berthold Beitz beerben, den Herrn der Krupp-Stiftung im Hügelpark, die 25 Prozent am Aktienkapital des Konzerns hält. Das bedeutet Vetorecht. Keine Entscheidung im Konzern läuft am Hügel vorbei. Cromme will Beitz II werden und damit zu einem neuen Ruhrbaron. Die aktuelle Lage kommt da nicht gut.

Ohnehin ist Crommes Leistungsbilanz nicht gut. Bis 2001 führte er den Konzern gemeinsam mit Schulz, danach rückte er allein an die Spitze des Aufsichtsrates. Seitdem geht es bergab. Beim Start des Doppelkonzerns war die Firma noch 15 Milliarden Euro wert. Heute beträgt die Börsenkapitalisierung 8,4 Milliarden Euro.

Da kann man natürlich auf die Idee kommen, der langjährige Oberstratege Cromme sei Teil des Problems von Thyssen-Krupp, Teil der alten Kultur, die Hiesinger überwinden will. "Es muss es einen Neuanfang geben", sagen Manager im Hause, die nicht mit Namen zitiert werden wollen, und sie meinen damit, dass auch Cromme den Aufsichtsrat verlassen sollte, um Hiesinger freie Bahn zu lassen.

Nun kommt es auf Berthold Beitz an.

Der hat in seinem langen Leben mit vielen Gütern gehandelt, er weiß, dass die seltensten Dinge die kostbarsten sind. Das seltenste und kostbarste Gut, das es für den alten Herrn gibt, ist das Vertrauen. Seine freundliche, weltgewandte, oft charmante Art täuscht leicht darüber hinweg, dass er in seinem Leben nur sehr wenigen Menschen wirklich vertraut hat. Viele Weggefährten, Topmanager, starke Männer an seiner Seite hat er gekippt. Nur einem hat der Alte stets das Vertrauen ausgesprochen: seinem Aufsichtsratschef.

Cromme ist der Mann an Beitzens Seite seit 1986. Beitz hat sich noch bei den 200-Jahr-Feiern von Krupp 2012 offiziell zu ihm bekannt, hat ihn als Nachfolger für sich an der Spitze der Krupp-Stiftung, nominiert. Das macht Cromme stark, deshalb will er nicht weichen. Der Mann, der neben Siemens auch noch der Axel Springer AG als Kontrolleur dient, sieht sich selbst als eine Art Chef der Deutschland AG. Und da soll er in Essen ein Teil des überholten Systems sein? Er sei es doch gewesen, der im Aufsichtsrat seit Jahren nachgefragt, gebohrt habe! Und wurde er nicht vorgeführt, betrogen, womöglich belogen? Erst kürzlich wurde darüber im Aufsichtsrat debattiert. Das Entsetzen über die Zustände im Konzern war groß, deftige Worte sind gefallen. Cromme sieht sich nicht als Verantwortlicher, sondern als Teil eines früher ahnungslosen Kollektivs.

Er sei es doch auch gewesen, so sagt er Vertrauten, der den allseits geschätzten und unerschrockenen Siemens-Manager Hiesinger geholt habe. Und hat er nicht, als dieser nach neun Monaten Einarbeitungszeit zu ihm kam und das ganze Ausmaß der Misere ausbreitete, den Krisenapparat angeworfen? Heerscharen von Anwälte prüfen nun im Auftrag Crommes die Versäumnisse von Vorstand und Aufsichtsrat.

Das war schon immer seine Methode - auch im Korruptionsfall Siemens. Und wie schon in München finden die Anwälte allerlei Belastendes bei vielen der Beteiligten, nur nicht bei ihm: nichts, gar nichts! Manche Anwälte sind lange schon für Thyssen-Krupp tätig - erstellen sie womöglich Gefälligkeitsgutachten? Sicher nicht, sagt Cromme, das seien Koryphäen auf ihrem Gebiet, unbestechlich. Sicherheitshalber hat er einen Obergutachter berufen, den er noch nie im Leben gesehen hat. Der prüft nun auch.

Dieser Gerhard Cromme, wie er schaltet und waltet bei Thyssen-Krupp, ist für seine Gegner schwer zu ertragen - und Gegner hat er viele. Ein Mann, der in Sachen Unternehmensführung (Corporate Governance) klare Vorstellungen hat und diese diese in der deutschen Wirtschaft auch durchgesetzt hat - etwa, dass Ex-Vorstandschefs nicht direkt den Aufsichtsrat führen dürfen -, sich aber selbst nicht daran hält. Ein Mann, der sich seit langem auf vermintem Gelände bewegt, in Konzernen, die von M wie Missmanagement bis K wie Korruption einiges erlebt haben. Der es aber schafft, dass die Einschläge immer woanders kommen, aber niemals bei ihm.

Cromme hat es verstanden, sich vor Kritik und Vorwürfen zu schützen und eine weiße Weste zu behalten. Dazu diente ihm über zwei Jahrzehnte sein treuer Pressesprecher Jürgen Claassen, 54. Der hat für seinen Herrn alles getan, um nicht den leisesten Zweifel an der Größe des Gerhard Cromme entstehen zu lassen. Er hat Journalisten geschickt gesteuert und die Wahrheit, so berichten Kenner des Hauses, auch mal den Bedürfnissen seines Herrn angepasst. Zum Dank wurde er vor zwei Jahren von seinem Mentor in den Vorstand befördert. Ein Schritt, der in der deutschen Industrielandschaft Kopfschütteln auslöste.

Dumm war, dass Mitte November Medienberichte erschienen, in denen zu lesen war, dass Claassen Journalisten zu Luxusreisen eingeladen hatte und es selbst bei Reisekosten an die Grenze des Erträglichen trieb. Das war denn doch zu viel auch für die Verhältnisse des Hauses. Beitz selbst, so berichten Insider, habe die "Empfehlung gegeben", Claassen abzulösen. Das war ein Befehl. Selbst Cromme musste sich beugen.

Claassen ist ein Vertreter des alten Regimes, als man an der Ruhr noch dicke Hosen hatte und sich gern großspurig gab. Lässliche Sünden, die aber nicht mehr in die Zeit passen. So sehen das die Herren heute in Essen. Das gehe nun nicht mehr, da gibt sich auch Cromme ganz unsentimental.

Cromme und Berthold Beitz sind Vertraute, aber nicht ein Herz und eine Seele. Sie gerieten auch aneinander. Das Verhältnis ist nicht freundschaftlich, eher sachlich. Beitz stören viele Dinge an seinem Erben, zum Beispiel die vielen Verpflichtungen Crommes in anderen Unternehmen. Aber er ließ ihn meist gewähren, auch als Cromme seinen Gefolgsmann Claassen zum Lohn in den Vorstand holte, obwohl viele abrieten.

Mister Teflon. Cromme kennt diese Vorwürfe, aber sie perlen an ihm ab. Seine Gegner sind für ihn nur Neider, Missgünstige, die ihm den Weg an die Spitze der Krupp-Stiftung verbauen wollen. Überlebt Cromme lange genug, um den Patriarchen Berthold Beitz an der Spitze der Stiftung zu beerben, dann ist er der mächtigste Mann im größten deutschen Bundesland. Mehr geht nicht. Und überhaupt: Ein Aufsichtsrat kann auch nicht alles wissen, dafür ist doch der Vorstand da, also bitte.

Er ist fein raus, so sieht er das. Wer will ihm denn einen Strick drehen? Der müsste gleich den ganzen Aufsichtsrat feuern, Arbeitnehmervertreter inklusive: Ihr wart doch alle dabei, wird er ihnen zurufen, wenn sie Front gegen ihn machen sollten. So leicht weicht ein Cromme nicht.

Er findet dabei, das ist ganz klar, die volle Unterstützung von Hiesinger. So sind sie denn in guten und in schlechten Zeiten aufeinander angewiesen, die beiden Chefstrategen von Thyssen-Krupp in ihren luftigen Eckzimmern im obersten 13. Stock der Konzern-Zentrale in Essen. Und sie haben einen Dritten im Bunde: Berthold Beitz, den alten Herrn des Hügels.

Um wirklich etwas zu ändern bei Thyssen-Krupp, müsste wohl Beitz sein Büro räumen, so kalkulieren inzwischen ein paar Aufsichtsräte. Cromme könnte ihn beerben und den Posten des Ober-Aufsichtsrates einem unbelasteten Manager übergeben. Die Frage ist nur, wer bringt dem alten Herrn bei, dass es für ihn nach so vielen Jahrzehnten im Dienste von Krupp und an der Zeit sein könne, in dem Ruhestand zu gehen? Beitz geht auf seinen hundertsten Geburtstag zu. Er hat noch keine Andeutung gemacht, sich zurückziehen zu wollen. Und inzwischen wächst der Druck auf Cromme, er wird die Loyalität des Patriarchen brauchen und erhalten. Nur die Frage, ob diese unendlich sein wird, ist unbeantwortet.

Noch sind die alten Zeiten bei Thyssen-Krupp nicht vorbei.

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SZ vom 08.12.2012/jab
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