Es ist der erste große Deal des neuen Vorstandsvorsitzenden Max Conze, der seit Juni im Amt ist: Pro Sieben Sat 1 erweitert das lukrative Geschäft mit Online-Partnervermittlungen und kauft in den USA den bekannten Anbieter Eharmony. Zum Konzern gehört bereits Parship-Elite, in Deutschland Marktführer. "Wir bringen zwei starke Marken zusammen und bauen sie zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Online-Partnervermittlung aus", sagte Conze am Montag.
Auf der technischen Plattform von Parship-Elite soll das Wachstum in Europa und in den angelsächsischen Ländern vorangetrieben werden. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht, die Transaktion war allerdings offenbar nicht ad-hoc-pflichtig, der Preis könnte im zweistelligen Millionenbereich liegen. Eharmony ist in den USA sehr verbreitet und konzentriert sich vor allem auf die Anbahnung längerfristiger Partnerschaften, ähnlich wie Parship-Elite. Die gestützte Markenbekanntheit von Eharmony liege bei 87 Prozent, heißt es.
Das Geschäft läuft, viele Singles zahlen viel Geld, um ihr Glück zu finden
Das Unternehmen wurde 2000 gegründet, sitzt in Los Angeles und ist auch in Kanada, Australien und Großbritannien aktiv. Für 2018 werden etwa 2,8 Millionen Neuanmeldungen erwartet, Parship-Elite kommt auf etwa zwei Millionen. Eharmony gehörte bislang den Gründern und Mitarbeitern. Der bisherige Chef von Eharmony, Grant Langston, soll die Geschäfte weiterführen. Der amerikanische Online-Datingmarkt sei attraktiv, seit 2013 um jährlich zwölf Prozent gewachsen und setze heute drei Milliarden Dollar um, teilte Pro Sieben Sat 1 mit.
Pro Sieben Sat 1 hatte sein gesamtes Onlinegeschäft ausgegliedert und in einer Holding mit dem Namen Nucom gebündelt. Daran hatte sich dann der amerikanische Finanzinvestor General Atlantic mit 25 Prozent beteiligt. Zu Nucom gehören etwa die Preisvergleichsplattform Verivox, das Gutscheingeschäft von Jochen Schweizer oder Amorelie, ein Anbieter von Sexspielzeug. Im Herbst 2016 war Pro Sieben Sat 1 bei Parship und Elite eingestiegen, die beiden Anbieter hatten zuvor fusioniert. Beim Onlinedating sollen "Singles mittels wissenschaftlicher Verfahren erfolgreich in langfristige, glückliche Partnerschaften vermittelt werden", heißt es. Immer mehr Singles suchen ihr Glück auch im Internet und sind bereit, dafür zu zahlen. Die Mitgliedschaft bei einer Partnervermittlung kann in Deutschland je nach Anbieter und Abodauer 40 Euro und mehr im Monat kosten. Die Plattformen erfreuen sich große Beliebtheit. Auf den Fernsehsendern wird das Geschäft intensiv beworben. Pro Sieben Sat 1 war in den vergangenen Jahren ins wachsende Online-Geschäft expandiert, um die Abhängigkeit vom volatilen Fernsehgeschäft zu reduzieren.
Gleichzeitig gab Pro Sieben Sat 1 bekannt, dass Vorstandsmitglied Jan David Frouman, für Fernsehproduktionen zuständig, seinen Vertrag nicht verlängern werde und das Unternehmen verlässt. Nachfolger soll James Baker werden. Frouman ist seit 15 Jahren dabei und kam noch zu Zeiten von Haim Saban zur Firma. Saban hatte die Firma nach der Kirch-Insolvenz übernommen und dann weiterverkauft. Künftig will sich Pro Sieben Sat 1 verstärkt auf deutschsprachige Produktionen konzentrieren.