Pro Sieben Sat 1:Glanz in der Hütte

Minu Barati-Fischer zieht in den neuen Beirat des TV-Konzerns Pro Sieben Sat 1 ein. Dahinter steckt Edmund Stoiber. Der frühere bayerische Ministerpräsident redet von "interessanten, qualifizierten Persönlichkeiten".

Hans-Jürgen Jakobs

Als sie noch im politischen Dienst standen, herzten sich die beiden Parteiführer aufs kräftigste. Edmund Stoiber etwa bekundete, er habe gar nichts dagegen, dass sein Kontrahent, damals Außenminister, "früher mit Schlabberhosen herumlief und jetzt als Dressman". Mit der Kritik an den USA wiederum sei "in Washington viel Porzellan zerschlagen" worden. Joschka Fischer gab in klingender Münze zurück: Der CSU-Chef, damals Kanzlerkandidat, inszeniere "personell die Rückkehr der Kohl-Köpfe". Und Stoiber sei - er hatte gerade eine Bundestagsdebatte vermieden - "ein Kneifer".

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Von Stoibers Hinwendung zu Joschka Fischer profitiert nun dessen Frau Minu Barati-Fischer.

(Foto: Getty Images)

So war das, als noch Rot-Grün die Republik regierte. Danach aber haben die "zwei alten Schlachtrösser" (Fischer) Frieden miteinander geschlossen und traten schon mal in einer Talkshow zur Ergötzung des Publikums gemeinsam auf. Die Vorstellung war tourneereif.

Für die Fotografen

Von Stoibers Hinwendung zum einstigen grünen Star profitiert nun dessen Frau Minu Barati-Fischer. Die 34-Jährige taucht überraschend im Ensemble des neuen Beirats im Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 Media AG auf, den Bayerns Ex-Ministerpräsident komponiert hat. Sie bringt Glanz in die Hütte. Barati-Fischer führt im Hauptleben die Geschäfte ihrer TV-Firma Jooyaa, die schöne Projekte angekündigt hat (Ausgerechnet Sibirien, einen Film mit Kabarettistin Gabi Decker sowie etwas über Günter Wallraff), 2009 aber noch bescheidene Dimensionen aufwies (liquide Mittel: 550 Euro, Jahresverlust: knapp 7400 Euro). Als deutsche Red-carpet-Erscheinung hat sie die Herzen der Fotografen erobert, was die Bunte zur Überschrift brachte: "Die Show der neuen Glamour-Queen". Gala erblickte sogar den "neuen Shootingstar der Berliner Society". Stoiber verspricht sich von der Absolventin der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin gute Beträge zu den Themen Migration, Kreativwirtschaft und Jugend.

Ende November wird der von ihm geleitete TV-Beirat wohl erstmals tagen. Er berät zu Gesellschaftsfragen, Ethik und Medienpolitik. Wer hier ein Casting nach Art von Politschranzen-Gremien erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Auch der exzentrische Maler Markus Lüpertz, der ohne Handy lebt, die Ärztin und Kickbox-Weltmeisterin Christine Theiss, der Journalist Dieter Kronzucker, der Münchner Universitätspräsident Wolfgang A. Herrmann (TU) und Heike Kahl, Chefin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gehören dazu. Nur der Potsdamer Institutschef Klaus Töpfer, einst als Umweltminister einer der "Kohl-Köpfe", hat einen Polit-Hintergrund. Stoiber redet von "interessanten, qualifizierten Persönlichkeiten".

Minu Barati-Fischer hat sich fast aphoristisch zu ihrer Kleidung (Unrath & Strano) geäußert: "Anziehen muss man sich ohnehin, da kann man sich auch ein bisschen Mühe geben." Generell findet sie, "dass ich existiere und regelmäßig atme und vielleicht noch die Frau von Herrn Fischer bin, ist ja noch keine persönliche Leistung." Es sei "durchaus denkbar, dass sich der Beirat kritisch äußert", erklärt der Konzernsprecher zum neuen Gremium. Vielleicht wird ja auch mal der kleine politische Anteil im Programm gerügt. Eine Sendung mit Joschka Fischer ist aber nicht geplant.

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