FernsehenItaliener lassen bei Pro Sieben Sat 1 nicht locker

Lesezeit: 2 Min.

Das Konzern-Logo von Pro Sieben Sat 1: Um das Fernsehunternehmen gibt es einen offenen Machtkampf.
Das Konzern-Logo von Pro Sieben Sat 1: Um das Fernsehunternehmen gibt es einen offenen Machtkampf. (Foto: Matthias Balk)
  • Die Berlusconi-Holding Media for Europe (MFE) erhöht ihr Übernahmeangebot für Pro Sieben Sat 1 auf umgerechnet knapp acht Euro pro Aktie, bestehend aus 4,48 Euro in bar und 1,3 MFE-A-Aktien.
  • MFE, die bereits 30,63 Prozent an Pro Sieben Sat 1 hält, strebt keine vollständige Kontrolle an, sondern will die Richtung vorgeben und verspricht, die redaktionelle Unabhängigkeit zu wahren.
  • Der tschechische Großaktionär PPF, der bisher 16,48 Prozent hält, hat ebenfalls ein Angebot vorgelegt.
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Die Berlusconi-Holding Media for Europe (MFE) bessert die Übernahmeofferte auf - und setzt den anderen Großaktionär unter Druck. Die Aktie von Pro Sieben Sat 1 springt nach oben.

Im Kampf um die Senderkette Pro Sieben Sat 1 legt der italienische Medienkonzern MFE überraschend nach und setzt damit den tschechischen Rivalen und Mitaktionär PPF unter Zugzwang. Die Italiener – das Unternehmen wird von der Familie des ehemaligen italienischen Politikers Silvio Berlusconi kontrolliert – erhöhen ihr Angebot für die deutsche Senderkette.

„Nicht, weil unser anfängliches Angebot unangemessen gewesen wäre, sondern weil wir von dem Industrieprojekt überzeugt sind, das wir seit Jahren als Hauptaktionär unterstützen“, mit diesen Worten begründete Pier Silvio Berlusconi, der Chef der Familienholding, die Aufstockung.

Das Geschäft, das Media For Europe (MFE) mit den bisherigen Eignern der deutschen Senderkette eingehen will, sähe, wenn es nach den Italienern geht, nun wie folgt aus: Die Aktionäre erhalten pro Pro-Sieben-Sat 1-Aktie erstens 4,48 Euro in bar und zweitens 1,3 A-Aktien von MFE. Nur den zweiten Teil des Angebots hat Berlusconis Unternehmen aufgestockt. Rechnet man beides zusammen, würden die Pro-Sieben-Aktionäre knapp acht Euro pro Aktie erhalten.

Das läge deutlich über der Offerte des tschechischen PPF-Konzerns, der sieben Euro in bar bietet – und auch über dem aktuellen Kurs der Pro Sieben-Sat 1-Aktie. Diese legte am Montag um elf Prozent auf 7,80 Euro zu. Pro Sieben Sat 1 würde im Zuge des aufgebesserten Angebots mit gut 1,8 Milliarden Euro bewertet.

Zuletzt hatte sich Staatsminister Weimer eingeschaltet

Pro Sieben Sat 1 ist neben RTL die größte Privatsendergruppe in Deutschland, dazu gehören Joyn, Pro 7, Sat 1, Kabel 1 und weitere Spartensender. Berlusconi bekräftigte, sein Unternehmen wolle die deutsche Senderkette nicht komplett übernehmen. „Wir zielen nicht auf vollständige Kontrolle ab, sondern auf eine Flexibilität, die es uns ermöglicht, eine klare Richtung vorzugeben, die auf einer gemeinsamen Vision beruht“, sagte Berlusconi. Gleichzeitig rechnete MFE vor, dass Einsparungen und Ergebniseffekte von mehr als 400 Millionen Euro einem Zusammenschluss beider Unternehmen machbar wären – „sofern und sobald sie realisierbar ist“. Dabei gehe es vor allem um Werbung, Technologie und Daten.

Bert Habets kam von RTL und ist Vorstandsvorsitzender von Pro Sieben Sat 1.
Bert Habets kam von RTL und ist Vorstandsvorsitzender von Pro Sieben Sat 1. (Foto: Martin Kroll)

Pro Sieben Sat 1-Chef Bert Habets reagierte wohlwollend. Die Aufstockung „unterstreicht das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement“ von MFE. „Wir unterstützen ein paneuropäisches Projekt, auch in enger Zusammenarbeit mit MFE, und freuen uns auf die Fortsetzung der gemeinsamen Gespräche“, fügte er an. Bislang stand Habets einer engen Zusammenarbeit mit MFE kritisch gegenüber. Unklar ist, ob es nun eine Strategieänderung geben wird. Ein PPF-Sprecher wollte sich nicht zu dem Vorstoß von MFE äußern.

MFE werde die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität von Pro Sieben Sat 1 bewahren, betonte Berlusconi. Damit reagierte er auch auf die Bedenken der Bundesregierung, die sich am Wochenende eingeschaltet hatte. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer lud Berlusconi zu einem Gespräch ins Kanzleramt ein. „Ein Eigentümerwechsel darf nicht zu einer Einschränkung der journalistischen Unabhängigkeit führen“, sagte Weimer. Ein Regierungssprecher bekräftigte die Bedenken am Montag erneut und kündigte ein baldiges Treffen zwischen Weimer und Berlusconi an.

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Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Mika Beuster, teilte mit: „Wir warnen bereits seit Längerem vor der Übernahme durch die Berlusconi-Erben. Zum einen aus Sorge um journalistische Arbeitsplätze, zum anderen wegen der bedenklichen Nähe der MFE-Medien zu rechtspopulistischen Positionen.“ Pier Silvio Berlusconi ist der Sohn des rechtspopulistischen Politikers Silvio Berlusconi (1936-2023), dem gute Verbindungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin nachgesagt wurden. MFE hält bereits 30,63 Prozent an Pro Sieben Sat 1. Die MFE-Aktien gingen am Montag kräftig nach unten.

Neben MFE bemüht sich auch der tschechische Großaktionär PPF um eine Aufstockung seines Anteils, hat sein Angebot aber auf maximal 29,99 Prozent begrenzt. PPF kommt bisher auf 16,48 Prozent an Pro Sieben Sat 1. Die Annahmefrist für das Angebot läuft noch bis zum 13. August. Sollte eines der beiden Angebote nach dem 30. Juli (Mittwoch) erhöht werden, verlängert sich die Frist um weitere zwei Wochen. Unklar ist, ob nun auch PPF mehr bieten will. In dieser Woche will Pro Sieben Sat 1 Quartalszahlen präsentieren.

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