Nun haben sie ihre Ankündigung wahrgemacht: Seit ein paar Tagen greifen Hacker der Aktivistengruppe Anonymous massiv israelische Websites an. Die Cyberattacken wurden am Sonntag von einem führenden Abwehrspezialisten Israels bestätigt. Er betonte zugleich, die angerichteten Schäden seien gering, weil Regierung und Firmen diesmal besser vorbereitet gewesen seien. Laut Medienberichten drangen die Hacker in die Webauftritte des Amts des Ministerpräsidenten, des Verteidigungsministeriums, des Bildungsministeriums und das Zentralen Statistikamts ein.
Professor Jizhak ben Israel, Gründer des direkt dem Regierungschef unterstellen Nationalen Büros gegen Cyberangriffe, erläuterte im Gespräch mit dem Armeeradio, es sei offensichtlich nicht die Absicht der Hacker, die Infrastruktur des Landes zu schädigen, denn "dann hätten sie das nicht vorher angekündigt. Die wollen wahrscheinlich Aufmerksamkeit für die Debatte über den israelisch-palästinensischen Konflikt erzeugen". Ben Israel erläuterte weiter, "das Land war diesmal viel besser vorbereitet als vor einem Jahr, als Börse und Fluggesellschaft El Al hart getroffen wurden."
Die Unbekannten hatten sich selbst als Teil der Anonymous-Gruppe bezeichnet und drohten damit, Israel am 7. April "aus dem Internet auszuradieren", berichtete die Zeitung Times of Israel am Freitag. Sie hätten sich damit gebrüstet, der Angriff auf Israel werde der größte Internet-Schlag gegen ein einzelnes Land in der Geschichte des Internets.
Krisentelefon für private Internetnutzer
Guy Misrachi von der auf Hackerangriffe spezialisierten Firma Cyberia, bestätigte am Sonntag im öffentlichen Rundfunk, schon seit Tagen habe es "bedeutende Attacken" gegeben. Nach seinen Angaben wurden am Samstag "mehrere von der Regierung betriebene Websites geentert; auf einigen wurden Nachrichten platziert, auf anderen Daten gestohlen."
Die Israelische Internet Vereinigung (ISOC) richtete auch ein Krisentelefon auch für Privatnutzer ein. Die Organisation gab auch Hinweise, wie sich die Nutzer am besten schützen können. In erster Linie sollten Passwörter geändert, Anti-Viren-Software auf den neuesten Stand gebracht und ein Bogen um verdächtige Webseiten, Mail-Anhänge und Dokumente gemacht werden.
Lior Tabansky vom Workshop der Universität Tel Aviv für Wissenschaft, Technologie und Sicherheit sagte, die angekündigten Angriffe seien zwar ernst zu nehmen, aber im Prinzip auch nicht anders als das, was sich täglich abspiele. Hacker würden fast durchgehend israelische Webseiten angreifen, meist jedoch ohne großen Erfolg. "Die wirklich wichtigen Websites sind sehr geschützt und die Chance, dass Hacker dort eindringen könnten, sind gleich Null", betonte Tabansky. Allerdings könnte das Internet für eine Zeit lang wesentlich langsamer werden.