Private Anleger:Höheres Risiko

Lesezeit: 2 min

Die Aktienmärkte in Schwellenländern sind anfälliger für externe Schocks, die Kurse sind volatiler. Für Anleger sind Indexfonds am besten.

Von Nils Wischmeyer, München

Wer als Privatanleger von der Entwicklung der Aktienmärkte in den Schwellenländer profitieren will, sollte auf Risiken vorbereitet sein, warnt Ali Masarwah. Der Analyst von Morningstar, einem Finanzanalyseunternehmen aus den USA, sagt: "Wer in Aktien aus Schwellenländern investiert, muss wissen, dass die Märkte dort nicht so funktionieren wie in Europa oder Deutschland." Die Risiken seien viel höher, die Kurse oft volatiler und die Märkte viel anfälliger für externe Schocks. Verändert sich die Prognose der Weltwirtschaft oder die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank, beeinflusst das die Kurse in Schwellenländern stark. Ganz auf Aktien aus diesen Ländern zu setzen sei daher nicht zu empfehlen. Es sei wichtig, Investitionen breit zu streuen, sagt Masarwah. Vernünftig für ein Depot hält er eine Quote von Schwellenländer-Aktien zwischen acht und zehn Prozent.

Wer sein Portfolio gezielt um Aktien aus Schwellenländern aufstocken will, hat mehrere Möglichkeiten. Die defensivere Variante sind Investments in Indexfonds. Diese spiegeln die Kursentwicklung in den Schwellenländern. Ein Beispiel ist der ComStage MSCI Emerging Markets TRN ETF. Er orientiert sich an allen Aktienmärkten in Schwellenländern und schnitt im Vergleich zum Index Morningstar zufolge besonders gut ab.

Der Vorteil dieser passiven Anlage, seien die niedrigen Kosten. Masarwah sagt: "Im Schnitt gehen 0,2 Prozent durch laufende Kosten verloren." Die Rendite sei daher nur wenig geringer als die des Indizes. In den vergangenen drei Jahren lag die Rendite des Schwellenländer-Fonds von ComStage bei 6,6 Prozent.

Nachteile ergeben sich für Anleger dadurch, dass die Fonds abhängig von der Marktentwicklung und Gewichtung der jeweiligen Indizes seien. Der MSCI Emerging Markets bestehe zu 24 Prozent aus Aktien aus China, besonders aus Hongkong. Schwächelt die chinesische Wirtschaft oder fallen die Aktienkurse der asiatischen Unternehmen, beeinträchtige das den Kurs des Indexes stark.

Umgehen lässt sich das Problem der Übergewichtung einzelner Risiken mit aktiv verwalteten Fonds. Weil diese Fonds von Manager betreut werden, könne der Anleger Vorgaben machen und Aktien aus Krisenregionen oder besonders anfälligen Branchen ausschließen. Auch eine andere Gewichtung der Länder ist möglich.

Ein Beispiel für einen aktiv verwalteten Fond sei der Vontobel Emerging Markets Eq B. Dieser hat Morningstar zufolge den Index in den vergangenen drei Jahren um gut zwölf Prozent übertroffen.

Das aber hat seinen Preis. Zwischen einem und 2,5 Prozent fallen bei aktiven Fonds an Verwaltungskosten an. Zudem gibt es ein Risiko, dass es bei Indexfonds nicht gibt: Es besteht die Gefahr menschlichen Versagens. Macht der Manager einen Fehler, wirke sich das auf die Entwicklung des Fonds aus, erklärt Masarwah.

Ob sich die zusätzlichen Kosten für einen aktiv verwalteten Fonds in Schwellenländern auszahlen, bezweifelt der Analyst. Er schätzt, dass etwa ein Drittel der Manager den Index übertreffen. In zwei aufeinanderfolgenden Jahren seien es aber selten dieselben Manager, die besser abschnitten als der Index. "Normalerweise sind das jedes Jahr andere", so Masarwah.

Als zu riskant schätzt der Analyst den Kauf einzelner Unternehmensaktien aus Schwellenländern ein. In diesem Bereich trete man gegen große Firmen wie Morgan Stanley oder JP Morgan an. "Gegen die kann man nur mit einem Wissensvorsprung gewinnen, den der Privatanleger nicht hat ", sagt Masarwah.

© SZ vom 08.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: