Premiere:Kofler stellt Sanierungskonzept vor

Der neue Premiere-Chef präsentiert einen Rettungsplan für den Pay-TV-Sender Premiere, der täglich etwa zwei Millionen Euro Verlust einbringt.

Der neue Premiere-Chef Georg Kofler hat dem Aufsichtsrat des verlustreichen Bezahlsenders sein Sanierungskonzept vorgestellt. Die Aufsichtsratssitzung begann am Dienstagmittag in München. Der Sender der KirchGruppe äußerte sich nicht zu konkreten Inhalten.

Kirch kann Murdoch nicht auszahlen

Die Situation bei Premiere ist einer der Hauptauslöser der Krise bei Kirch. Der einzige, der für Premiere zahlt, scheint die KirchGruppe selbst zu sein: Der Sender macht täglich etwa zwei Millionen Euro Verlust.

Zudem hat Rupert Murdoch die Möglilchkeit, im Herbst seine Premiere-Anteile für etwa 1,7 Milliarden Euro an Kirch zurückgeben. Dieses Geld kann die KirchGruppe nach derzeitigem Stand nicht aufbringen.

Erotik gegen Insolvenz

Koflers Restrukturierungskonzept sieht dem Vernehmen nach unter anderem günstigere Einstiegspreise und eine einfachere Programmstruktur vor. Zudem will Kofler mehr Erotik senden.

Premiere-Chef Kofler kündigte zunächst strenge Sparmaßnahmen an, die den Sender in knapp zwei Jahren in die schwarzen Zahlen führen sollen. Dazu seien aber nach Angaben aus Unternehmenskreisen Summen im hohen dreistelligen Millionen-Bereich nötig.

USA sollen Programme billiger verkaufen

Um potenzielle Investoren von der Zukunft des Pay-TV-Senders zu überzeugen, müsse Kofler Erfolge bei der Kostensenkung vorweisen, die vor allem beim Einkauf der Filmrechte möglich wären.

Über die Möglichkeit von Preissenkungen für eingekauftes Programm finden bereits Verhandlungen in den USA statt. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen sind der stellvertretende KirchMedia-Geschäftsführer Fred Kogel und Wolfgang Hahn, Repräsentant der amerikanischen Kirch-Tochter International Television Trading Corp. (ITTC), im Gespräch mit den großen US-Filmstudios.

Nach Aussagen von Branchenkenner habe Kirch die Pay-TV-Rechte damals viel zu teuer eingekauft. Die Preise seien in einer Phase verhandelt worden, als Kirch und Bertelsmann sich bei der Gründung des Bezahlfernsehens noch gegenseitig mit den Preisen nach oben getrieben hätten, sagte ein Beobachter der Branche.

Vertrauen ist gefragt

Sollte Kirch keine neuen Partner gewinnen, gilt eine Insolvenz von Premiere in Finanzkreisen als nicht ausgeschlossen. Der britische Bezahlsender BSkyB etwa, der mit 22 Prozent an Premiere beteiligt ist, will sich offenbar bereits als Investor zurückziehen.

Kofler wird sich anstrengen müssen, das Vertrauen in Premiere wieder herzustellen, um neues Kapital zu mobilisieren.

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