Süddeutsche Zeitung

Prekäre Beschäftigung:Viele Minijobber arbeiten auf Abruf

Ob in der Gastonomie oder im Einzelhandel - wer auf Abruf arbeiten muss, ist mit seinem Leben weniger zufrieden.

Ein Anruf oder eine SMS, dann beginnt der Job auf Abruf - 4,5 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland verdienten 2016 so ihr Geld. Besonders häufig ist Arbeit auf Abruf unter Minijobbern verbreitet: Hier beläuft sich der Anteil auf zwölf Prozent. Dies geht aus einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Die Arbeit auf Abruf ist demnach im Vergleich zu 2015 leicht zurückgegangen. Gewerkschaften berichten jedoch, dass diese Arbeitsform zuletzt vor allem bei Modeketten deutlich zugenommen hat.

Laut IAB unterscheidet sich Arbeit auf Abruf von der klassischen Rufbereitschaft und dem Bereitschaftsdienst dadurch, dass lediglich die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit vereinbart ist. Wann der Einsatz beginnt und wie lange er erfolgt, kann der Arbeitgeber variabel festlegen. Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst wie etwa für Notdienste bei Versorgungsunternehmen werden hingegen zusätzlich zur regulären Arbeitszeit geleistet. Nach Angaben des Nürnberger Instituts ist die Arbeit auf Abruf bei Sicherheitsberufen mit einem Anteil von zwölf Prozent am höchsten, gefolgt von Berufen in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe mit einem Anteil von neun Prozent. Den Arbeitgebern biete diese Arbeitsform große Flexibilität, merken die Forscher an. Beschäftigte, die von Arbeit auf Abruf lebten, seien aber "mit ihrem Leben und ihrer Freizeit weniger zufrieden als andere". Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit seien "durchlässiger". Die Studie beruht auf Daten des sozioökonomischen Panels, einer jährlichen, repräsentativen Befragung von etwa 25 000 Personen in Deutschland.

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Quelle:
SZ vom 14.06.2018 / Thomas Öchsner
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