Postbank:Früher Rückzieher

Was wird aus der ungeliebten Deutsche-Bank-Tochter Postbank? An die Börse bringen oder verkaufen, wünscht das Management. Doch der österreichische Bieter Bawag mag nicht mehr.

Von Meike SchreibER, Frankfurt

Bei den jüngsten Personalrochaden an der Spitze der Deutschen Bank ging eine Frage zuletzt etwas unter: Was wird nun aus der ungeliebten Tochter Postbank? Im Zuge ihrer "Strategie 2020" hatte die Deutsche Bank im April beschlossen, die Bonner Tochter zu verkaufen, am liebsten über die Börse, aber zur Not auch an einen Konkurrenten, sollte ein gutes Angebot eingehen.

Und tatsächlich meldete sich schon Mitte Mai mit der österreichischen Bank Bawag P.S.K. ein erster Überraschungskandidat. Bawag prüfe den Kauf der Postbank und habe das Interesse bereits gegenüber der Deutschen Bank signalisiert, hieß es damals in Finanzkreisen. Die Bawag ist zwar deutlich kleiner als die Postbank. Doch das österreichische Institut gehört mehrheitlich dem US-Finanzinvestor Cerberus, der das nötige Kapital für einen solchen Deal aufbringen könnte. Bis zu 4,5 Milliarden Euro war die Bawag bereit zu bieten. In einem Interview hatte Bawag-Chef Byron Haynes sein Interesse sogar offiziell bestätigt.

Nach SZ-Informationen ist das Interesse von Cerberus an der Postbank inzwischen aber erkaltet. Wie Insider sagen, habe der Bawag-Eigner Signale aus der Deutschen Bank erhalten, wonach sie einen Börsengang der Postbank stärker vorantreibe als ein Verkauf an die Bawag.

Auf den ersten Blick ist das verwunderlich, verfolgt doch die Bawag ein ähnliches Geschäftsmodell, beide vertreiben ihre Finanzprodukte unter anderem über den Postschalter. Doch auf den zweiten Blick ist wenig überraschend, dass die Deutsche Bank dem Ganzen offenbar keine hohe "Transaktionssicherheit" beimisst, wie es im Bankerdeutsch heißt: Die Deutsche Bank hat schon einmal schlechte Erfahrung damit gemacht hat, eine Tochter an eine Finanzholding zu verkaufen. Ganze zweieinhalb Jahre dauerte es, bis die Finanzaufsicht Bafin im März 2014 die Veräußerung der Frankfurter Privatbank BHF an die Finanzholding RHJI genehmigte.

Der Hintergrund: Nach dem deutschen Kreditwesengesetz muss die Bafin ab einer bestimmten Anteilsgröße prüfen, ob Bankeigentümer wirklich zuverlässig sind. Spätestens seit der Finanzkrise sind Aufseher in diesem Punkt sehr streng. Den Finanzinvestoren unterstellen die Aufseher, dass sie im Falle einer Schieflage selten bereit sind, Kapital nachzuschießen und die Bank dann im schlimmsten Fall vom Steuerzahler gerettet werden muss.

Aufsicht als Stolperfalle für Finanzinvestoren

Ein weiteres Problem im aktuellen Fall: Auch das Management der Postbank wünscht sich dem Vernehmen nach am liebsten einen Börsengang. "Die wollen endlich in die Freiheit entlassen werden und nicht von der Bawag gekauft werden, das wäre also eine Art feindliche Übernahme", sagt ein Insider. Pikant für Postbank-Chef Frank Strauß ist zudem, dass sein Vorgänger Wolfgang Klein seit einiger Zeit Vorstand bei der Bawag ist und sich daher die Frage stellen würde, wer von beiden die Bank führt. Mehr noch: Die Synergien eines solchen länderübergreifenden Zusammenschlusses dürften trotz der Ähnlichkeiten des Geschäftsmodells begrenzt sein.

Nun möchte Cerberus die Wiener Bawag viel lieber verkaufen, statt mit ihr andere Banken zu übernehmen, sagen Insider, auch wenn die letzten Versuche dazu erfolglos blieben. Normalerweise halten Finanzinvestoren ihre Beteiligungen nur ein paar Jahre; an der früheren Gewerkschaftsbank ist Cerberus aber schon seit 2007 beteiligt. Die Deutsche Bank wollte sich nicht zu den Informationen äußern; Cerberus ließ eine Anfrage unbeantwortet.

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