Postbank:Es droht der nächste Streik

Die Bereitschaft zum Arbeitskampf ist groß, beschreibt ein Gewerkschafter die Stimmung unter den 18000 Beschäftigten. Vor einem Streik soll aber noch einmal mit der Konzernmutter Deutsche Bank verhandelt werden, über's Gehalt und den Kündigungsschutz.

Von Stephan Radomsky

Auf die Postbank könnte ein neuer Arbeitskampf zukommen, und das in einer schwierigen Phase. Am Freitag endet die Urabstimmung, in der die Beschäftigten über unbefristete und flächendeckende Streiks entscheiden können. Die Beteiligung sei gut, man gehe von einer Zustimmung der Postbanker zum Arbeitskampf aus, hieß es am Donnerstag bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. "Die Bereitschaft zum Streik ist groß", beschrieb ein Gewerkschafter die Stimmung.

Ob es dazu kommt, ist allerdings offen: Am Dienstag hatte das Management ein neues Angebot für die 18 000 Mitarbeiter angekündigt, am kommenden Montag wollen beide Seiten erneut verhandeln. Wie genau das Angebot aussieht, wollte ein Postbank-Sprecher vorab nicht erläutern. Die Gewerkschaft fordert unter anderem fünf Prozent mehr Geld für die nächsten zwölf Monate, vor allem aber eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Ende 2022. Die Postbank wollte die Jobs zuletzt nur bis Mitte 2019 garantieren und insgesamt 2,5 Prozent mehr Gehalt über einen längeren Zeitraum zahlen.

Das Institut steckt in einer ungünstigen Verhandlungsposition: Die Deutsche Bank als Konzernmutter hatte lange versucht, die Postbank zu verkaufen. Weil sich aber kein passender Käufer fand, soll sie nun doch in den Konzern integriert werden. Das ist ein organisatorisch und technisch aufwendiger Prozess, der nach jetzigem Stand ebenfalls bis Ende 2022 laufen soll. Einerseits bliebe die Postbank deshalb beim Personal wohl gern flexibel, andererseits kann sie die Belastung durch einen langen Streik nicht gebrauchen.

Zuletzt hatten die Postbanker vor zweieinhalb Jahren unbefristet gestreikt - ein Novum in der deutschen Bankengeschichte. Knackpunkt auch damals: der Kündigungsschutz. Einigen sich beide Seiten nun am Montag nicht, könnte es innerhalb nur weniger Tage zu einer Neuauflage dieses Streiks kommen, heißt es bei Verdi. Davon wären dann nicht nur die etwa 13 Millionen Postbank-Kunden betroffen, auch viele Post-Kunden stünden in den 1000 Filialen vor verschlossenen Türen. Der Logistikkonzern betreibt seit Jahren keine "Postämter" mehr, sondern kauft sich die Dienste bei der Postbank zu. Daneben kooperiert die Post auch mit Einzelhändlern; diese Standorte wären deshalb von einem Streik bei der Postbank nicht betroffen.

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