Postbank:Zentrale in Bonn in Gefahr

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Ein Sprecher der Deutschen Bank sagt, der Standort Bonn werde ein "bedeutender Standort" der Postbank bleiben. Unklar ist, was unter einem "bedeutenden Standort" zu verstehen ist. (Foto: dpa)
  • Im Privatkundensegment der Deutschen Bank soll nun vor allem die Postbank mehr Geld sparen.
  • Jetzt steht sogar der Standort Bonn in seiner jetzigen Form auf dem Prüfstand.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Gerade mal drei Wochen ist Manfred Knof im Amt, da warten schon unangenehme Aufgaben auf den neue Privatkundenchef der Deutschen Bank: Im Auftrag von Konzernchef Christian Sewing soll er allen voran die Postbank nach weiterem Sparpotenzial durchsuchen. Nach SZ-Informationen steht dabei sogar der Standort Bonn in seiner jetzigen Form auf dem Prüfstand. Sewing habe den früheren Allianz-Manager Knof damit beauftragt, den für Ende 2021 geplanten Umzug der Zentrale an der Friedrich-Ebert-Allee in Bonn in das neue Gebäude "Stadtquartier Neuer Kanzlerplatz" noch einmal zu überdenken - obwohl die Mietverträge am aktuellen Standort auslaufen. Womöglich soll Knof sogar den Interessenausgleich mit den Gewerkschaften neu verhandeln; das könnte weiteren Stellenabbau bedeuten. "Man kann raushören, dass große Veränderungen geplant sind", sagte ein Insider.

Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte, der Standort Bonn werde ein "bedeutender Standort" bleiben, außerdem bekenne man sich zur Marke Postbank. Er wollte jedoch nicht sagen, wie lange diese Garantie gelte und was genau unter einem "bedeutenden Standort" zu verstehen sei. Zum geplanten Umzug der Konzernzentrale sagte er: "Bei der Prüfung möglicher Effizienzmaßnahmen schauen wir uns auch die Immobilienstandorte an."

"Die Kosteneinsparungen reichen vermutlich nicht"

Die Postbank beschäftigt 3000 ihrer insgesamt 18 000 Beschäftigten am Standort Bonn. Seit Mai 2018 ist die Postbank nur noch eine Marke der Deutsche Bank Privat- und Firmenkundenbank AG, mit mehr als 20 Millionen Privatkunden und einer Million Geschäfts- und Firmenkunden. Die Deutsche Bank will durch die Integration ab 2022 jährlich rund 900 Millionen Euro Kosten einsparen. "Die Kosteneinsparungen reichen vermutlich nicht", heißt es in Kreisen des Konzerns. Vor einem Jahr hatte Sewing die Fusion beider Bereiche noch als "großartigen Erfolg" bezeichnet, den "viele für undenkbar hielten". Es sei der "größte Zusammenschluss zweier Banken, den die EZB seit Gründung der gemeinsamen Bankenaufsicht unter ihrem Dach" begleitet habe. Auch Ex-Postbank-Chef Frank Strauß, der die Bank im Juli im Streit verlassen hat, hatte sich stets zum Standort Bonn bekannt.

Zugleich aber, und das verschwieg Sewing damals freilich, entstand dabei auch ein "Konzern im Konzern", wie es ein Insider beschreibt: mit eigenem Vorstand, eigenen Stäben und eigener Verwaltung. Dem Vernehmen nach erwägt Christian Sewing daher auch, das fusionierte deutsche Privatkundengeschäft wieder in den Gesamtkonzern einzugliedern. Dabei könnte die bislang in einer eigenen Aktiengesellschaft mit Banklizenz geführte Sparte wieder in den Konzern eingebunden werden.

Anders als im Investmentbanking erwirtschaftet die Bank im Privatkundengeschäft zwar Gewinn. Bis 2022 soll die Eigenkapitalrendite aber von derzeit fünf auf mehr als 12 Prozent steigen, was ohne die erhoffte Zinswende schwer zu erreichen ist. Ohnehin hat die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft von Anfang 2017 bis zum Ende des erstens Quartals 2019 rund 5500 Vollzeitstellen abgebaut. Vor wenigen Wochen hatte das Management mit Betriebsräten und Gewerkschaften außerdem den Abbau von gut 2000 weiteren Stellen im Privatkundengeschäft vereinbart. Allen voran die Gewerkschaft Verdi dürfte sich daher nun schützend vor den Standort Bonn stellen. Bei der Postbank arbeiten viel mehr Verdi-Mitglieder als in der Konzernzentrale in Frankfurt.

Verdi-Chef Frank Bsirske, auch Aufsichtsrat der Deutschen Bank, hatte sich stets für den Standort eingesetzt. So setzte Verdi vor zwei Jahren den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2021 durch; seither ist ein Stellenabbau nur über Abfindungen möglich. Im Gegenzug protestierten die Gewerkschafter im Aufsichtsrat nie offen gegen die Boni für Investmentbanker. Das Präsidium des Aufsichtsrats habe alle Beschlüsse dazu einstimmig gefällt, sagt ein Bankinsider. Bsirske übrigens will sein Amt bei Verdi zwar Ende September aufgeben, sein Aufsichtsrats-Mandat bei der Bank aber bis Ende seiner Amtszeit im Jahr 2023 behalten. Mit der Postbank hat er dann noch gut zu tun.

© SZ vom 24.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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