E-Transporter:Die Post gibt den Streetscooter auf

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Die Deutsche Post will die Produktion von Streetscootern noch 2020 einstellen. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Der Konzern findet keinen Partner für seine verlustreichen E-Autowerke, jetzt sind Hunderte Arbeitsplätze bedroht.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Mit dem Streetscooter hat die Deutsche Post stets gern für sich geworben: 11000 der batteriebetriebenen Fahrzeuge hat der Konzern mittlerweile im Einsatz, damit er Briefe und Pakete zumindest auf den letzten Metern abgasfrei ausfahren kann. Der Streetscooter sollte eine Erfolgsgeschichte werden: Wie ein Start-up aus Aachen unter dem Dach der altehrwürdigen Post den Lieferverkehr umweltfreundlicher macht; zuletzt sollte die junge Firma sogar ins Ausland expandieren.

Doch nun ist damit Schluss: Die Produktion von Streetscooter soll in diesem Jahr auslaufen, 2021 will die Post nur noch fertige Fahrzeuge ausliefern. "Wir haben immer gesagt, dass wir kein Autohersteller sein wollen", erklärt Konzernchef Frank Appel. Lange hat die Post nach einem Investor oder Partner aus der Autoindustrie gesucht. Doch angesichts hoher Verluste gibt sie nun auf. Alleine 2019 fuhr Streetscooter etwa 100 Millionen Euro Miese ein.

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Obendrein stellt der Konzern 300 bis 400 Millionen Euro zurück: für Abschreibungen auf die Streetscooter-Anlagen, die Abwicklung von Verträgen - und den Personalabbau. Die Post-Tochter beschäftigt etwa 500 Menschen, vor allem in Aachen und Düren. Hinzu kommen in etwa noch mal so viele Mitarbeiter bei Dienstleistern.

Die Post will sich nun darauf beschränken, ihre bestehende Flotte zu betreiben, Fahrzeuge zu warten und zu reparieren. Wie viele Streetscooter-Beschäftigte man dafür benötigen wird, steht offenbar noch nicht fest. Man wolle die eigene Flotte auch künftig nach und nach auf Elektrofahrzeuge umstellen, heißt es aus Bonn - nur eben nicht mehr in Marke Eigenbau.

Die Ankündigung soll auch das Ende einer Kooperation mit Ford bedeuten. Jüngste Pläne, wonach Streetscooter nach China expandieren und in den USA getestet werden sollte, sind ebenfalls vom Tisch.

Corona-Virus beeinflusst auch das Geschäft der Post

Darüber hinaus hat die Post nun ihr Ziel, in diesem Jahr insgesamt fünf Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern einzufahren, unter Vorbehalt gestellt. Denn in den vergangenen Wochen seien weniger Güter und Waren transportiert worden, insbesondere von und nach China. "Eine weltweite Krise wie der Corona-Virus geht an uns nicht spurlos vorbei", sagt Vorstandschef Appel. "Es ist aktuell nicht abzuschätzen, wie stark die Auswirkungen auf unser Geschäft sein werden." Die Folgen der Epidemie treffen vor allem das Frachtgeschäft und die Expresssparte. Allein im Februar habe der Konzern so 60 bis 70 Millionen Euro weniger verdient als geplant.

Im vergangenen Jahr hat die Post einen Umsatz von gut 63 Milliarden Euro erzielt. Es blieb ein Gewinn von gut 4,1 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern. An der Börse hat der Konzern am Freitag zeitweise fünf Prozent an Wert verloren und zählte zu den großen Verlierern im Leitindex Dax.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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