Lebensmittel-Onlineversand der Post:Essen im Päckchen

Die Deutschen sollen Käse, Gemüse und andere Lebensmittel online kaufen. Das plant zumindest der Paketdienst der Deutschen Post, die DHL. Bei leicht verderblicher Ware ist das nicht ganz unproblematisch - zum Beispiel, wenn der Kunde nicht zuhause ist.

Bücher, Kleidung, sogar Möbel - all das lassen sich die Deutschen nicht nur zur Weihnachtszeit massenweise zuschicken. 42,3 Millionen Menschen in Deutschland haben nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes in diesem Jahr Waren und Dienstleistungen im Internet gekauft. An diesem Geschäft verdient DHL, der Paketdienst der Deutschen Post, mit: Er verschickt täglich im Schnitt drei Millionen Pakete, vor den Weihnachtsfeiertagen sogar bis zu sieben Millionen - und wagt sich jetzt auf ein heikles Feld. DHL will bis 2016 deutschlandweit ein flächendeckendes Angebot für Lebensmittel anbieten.

"In drei bis vier Jahren sollte ein bundesweiter Service machbar sein", sagte DHL-Chef Andrej Busch der Neuen Osnabrücker Zeitung. Seit Mai erprobe die DHL den Onlineversand mit Lebensmitteln und arbeite dabei mit unterschiedlichen Internetportalen wie gourmondo.de, mytime.de oder biodirekt.de zusammen, schreibt die Zeitung. Außerdem halte die DHL die Mehrheit am Online-Supermarkt allyouneed.com. Auf diesen Portalen können Kunden morgens Lebensmittel bestellen und bekämen sie abends nach Hause geliefert.

"Eine gewisse Skepsis"

Schon seit Jahren versuchen sich Versandhändler am Online-Lebensmittelversand, lange Zeit erfolglos. Frische Ware verschickt selbst der größte Online-Händler Amazon nur in einem begrenzten Gebiet um seinen Sitz in Seattle herum. Er arbeitet jedoch schon seit einiger Zeit an einer Infrastruktur für den Versand von Essen.

So bietet Amazon seit zwei Jahren immerhin Fertiglebensmittel an. Den Versand von frischen Lebensmitteln überlässt das Unternehmen derzeit noch externen Verkäufern, die Amazon als Plattform nutzen und an deren Verkäufen es mitverdient. Auch einige kleinere Feinkosthändler haben sich mittlerweile im Netz etabliert.

DHL-Chef Busch gibt sich zuversichtlich, dass die Deutschen sich an diese Form des Einkaufens gewöhnen. Pilotprojekte würden zeigen, dass Kunden den Versandhandel gut annehmen. "Natürlich begegnet man bei Teilnehmern der Feldversuche oft erst einmal einer gewissen Skepsis, auch weil sie es einfach nicht gewohnt sind, ihre Lebensmittel online einzukaufen.", sagte Busch. Ihm zufolge würden die Kunden "bald feststellen, wie bequem diese Art des Einkaufens ist."

Lassen sich leicht verderbliche Lebensmittel unversehrt verschicken?

Doch wie lassen sich leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch, Käse oder Gemüse unversehrt verschicken? Dieses logistische Problem sei lösbar, sagt Busch. Die Lieferzeiten müssten eben kurz sein. Allerdings müsste beim Kunden jemand zu Hause sein, um das Paket zu übergeben.

Busch hatte bereits Mitte des Jahres einen Einstieg in das Geschäftsfeld angekündigt, aber noch keinen Zeitrahmen genannt. Die Post profitiert bereits vom wachsenden Markt des Internethandels und dem damit zusammenhängenden Versand von Paketen.

Weil der Versand mit online erworbenen Waren so boomt, baut die DHL sogar ihre Paketzentren aus. In Braunschweig hat sie eine erste neuartige Paketverteilanlage eingeführt, mit der sich die Auslieferung noch schneller abwickeln lässt. Bis Ende 2013 sollen mindestens 25 weitere dieser Anlagen in Betrieb gehen.

Dass der Onlinehandel auch in Zukunft floriert, zeigt die Statistik: Mittlerweile kaufen in Deutschland nicht mehr nur junge, sondern auch ältere Menschen online ein. Den neuen Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge ist seit 2007 der Anteil der 45- bis 64-Jährigen um zwölf Prozent gestiegen, die im Netz kaufen. Insgesamt kaufen acht Prozent mehr Personen im Internet ein als noch 2007, das sind fast neun Millionen Menschen.

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