Porträt von Peter Hartz:Steile Karriere und tiefer Fall

Mit dem Beginn des VW-Prozesses steht ein Mann vor Gericht, der einst vom Arbeiterkind zum mächtigen Personalvorstand beim großen Autobauer aufstieg.

Peter Hartz hatte eine Bilderbuchkarriere hinter sich, bevor er über die Korruptionsaffäre bei VW tief stürzte.

Porträt von Peter Hartz: Vom Arbeiterkind zum Personalchef bei VW: Peter Hartz.

Vom Arbeiterkind zum Personalchef bei VW: Peter Hartz.

(Foto: Foto: dpa)

Vom Arbeiterkind war er zum mächtigen Personalvorstand bei Europas größtem Autobauer Volkswagen geworden. Das SPD- und IG-Metall- Mitglied war ein Freund von Bundeskanzler Gerhard Schröder und hochgeschätzter Berater für Politik und Wirtschaft.

Kritisiert und gestürzt

Die von ihm maßgeblich entwickelten Arbeitsmarktreformen, die seinen Namen tragen, brachten ihm zuletzt zwar viel öffentliche Kritik und Häme ein. Aber erst die VW-Affäre um Schmiergelder, Sexpartys und Vergnügungsreisen für Betriebsräte brachte den prominenten Topmanager zu Fall.

Nun steht Hartz als erster von einem guten Dutzend Beschuldigten im Landgericht Braunschweig vor dem Kadi. Untreue in 44 Fällen lautet die Anklage.

Hartz soll dem langjährigen VW-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert und dessen Geliebter über viele Jahre hinweg hohe Summen zugeschanzt haben. Begünstigung von Betriebsräten wirft die Justiz ihm vor.

Starke Stellung des VW-Betriebsrats

Hartz selbst hat in seinen Vernehmungen ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Es sei ihm immer ums Unternehmen und den Betriebsfrieden gegangen, beteuerte er darin. Angesichts der starken Stellung von Gewerkschaft und Betriebsrat bei VW gab er die Devise aus, nicht kleinlich zu sein, wenn es um die Arbeitnehmervertreter ging.

Der langjährige, einflussreiche VW-Arbeitsdirektor Hartz war 1993 aus der krisengeschüttelten saarländischen Stahlindustrie zu dem Autobauer nach Wolfsburg gekommen. Bei VW ist sein Name untrennbar verbunden mit der Einführung der erst vor kurzem wieder abgeschafften Vier-Tage-Woche, der "atmenden Fabrik" und dem Tarifmodell "5000 x 5000".

Massenentlassungen vermieden

Mit diesen Vereinbarungen mit der IG Metall hatten Massenentlassungen vermieden und Jobs für Lanzeitarbeitslose geschaffen werden können.

Hartz stammt aus St. Ingbert im Saarland, wo er am 9. August 1941 als Sohn eines Hüttenarbeiters geboren wurde. Nach der mittleren Reife machte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann.

Später holte er das Abitur nach und studierte Betriebswissenschaft. Peter Hartz ist verheiratet und hat einen Sohn. Inzwischen lebt er wieder im Saarland.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: