Porsche:Zwischen groß und klein

Manchmal tut Porsche immer noch so, als sei man der kleine Hersteller kraftstrotzender Autos. Doch selbst der Laie erkennt: Hier werden die Jongleure des Finanzmarktes mit ihren eigenen Waffen geschlagen.

Michael Kuntz

Manchmal fühlt man sich schon veräppelt: Da teilt Porsche am Mittwoch allen Ernstes mit, es gebe jetzt das neue 19-Zoll-RS Spyder-Rad exklusiv für die 911 Turbo Modelle mit innovativem Zentralverschluss.

Porsche: Porsche hat bei VW kräftig aufgestockt, nun werden Anteile wieder verkauft.

Porsche hat bei VW kräftig aufgestockt, nun werden Anteile wieder verkauft.

(Foto: Foto: dpa)

Eine Dreiviertelstunde später lässt die Sportwagenfirma dann wissen, worauf die an wirtschaftlichen Entwicklungen interessierte Menschheit schon eher wartet: Die heftigen Kursausschläge der VW-Aktie gehen auf das Konto spekulativ handelnder Leerverkäufer. Von einer Kursmanipulation durch Porsche könne keine Rede sein.

Beispiellose Börsengeschichte

Genau das ist es, was die Sache zugleich spannend und lustig macht. Einerseits tut Porsche immer noch so, als sei man bis heute der kleine Hersteller kraftstrotzender Autos.

Dabei ist es längst nicht mehr die neue Verdrehsicherung im Aluminium-Rad, mit der Porsche die Männer verrückt macht. Es ist diese beispiellose Börsengeschichte, die in der Bilanz längst eine größere Rolle spielt als das Geschäft mit den Sportwagen - die in den USA kaum noch einer haben will und die heute absolut führend vor allem beim Ausstoß von Kohlendioxid sind.

Spannender als jeder Tatort-Krimi ist die Mischung aus Realwirtschaft, den Autos zum Anfassen, und den Optionen des Porsche-Finanzakrobaten Holger Härter. Der normale Mensch sieht sie nicht, kann sie nicht streicheln.

Aber er weiß jetzt, mit Optionen lassen sich die so ungeliebten Hedgefonds abzocken, dass es nur so kracht. Spekulanten verlieren dabei viele Milliarden Euro - sie haben den Schaden und den Spott.

Wie Schachspieler

So mancher Beobachter amüsiert sich darüber. Denn inzwischen erkennt selbst der Laie, dass hier die Jongleure des Finanzmarktes mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden. Und dass dieses ziemlich genau seit drei Jahren währende Spiel nicht langweilig wird.

Es begann als Rührstück vom David Porsche, der den Riesen VW übernimmt und dies so anzettelt, dass die Gewinne an den Finanzmärkten das Ganze finanzieren - sozusagen fast von selbst. Von einer Kursmanipulation kann schon deshalb keine Rede sein, weil dieses Wort ein viel zu schwacher Ausdruck ist für das, was Porsche gelang.

Wie ein Schachspieler bauten die schwäbischen Kapitalisten ihr Engagement bei Europas größtem Autohersteller aus, Schritt für Schritt. Die passende Börsenstory gab es portionsweise dazu als Manipulation für einen guten Zweck. Alle sollten gewinnen: VW das Wissen des ertragsstärksten Autoproduzenten der Welt, Porsche die Lizenz zum Überleben trotz der miesen Abgaswerte.

Dann beging Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den ersten Fehler und schloss mit dem Porsche-Betriebsrat eine zunächst geheime Vereinbarung über die Mitbestimmung in der Holding.

Damit verspielte er das Vertrauen der VW-Mitarbeiter.

Nun steht das Vertrauen der Anleger auf dem Spiel. Es droht Fehler Nummer zwei. Naive Trittbrettfahrer kommen unter die Räder. Porsche macht, was Porsche will. Das ist korrekt, doch es verunsichert. So will es ein Schachspieler.

Das einzige, was man den cleveren Porsche-Managern derzeit glauben darf, hat einer von ihnen mal formuliert: Wir drehen ein verdammt großes Rad. Irgendwie ist das innovativ, irgendwie mit Zentralverschluss.

Der sitzt irgendwo zwischen Zuffenhausen und dem Salzburger Land, wo die angeblich wieder versöhnten Familien Porsche und Piëch zu Hause sind - die Auftraggeber der für sie so ertragreichen Inszenierung.

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