Süddeutsche Zeitung

Autoindustrie:Porsche macht weiter Stimmung für E-Fuels

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Der Sportwagenbauer meldet mitten in der Krise einen sprunghaft steigenden Gewinn und wirbt unbeirrt für synthetische Kraftstoffe - und das aus gutem Grund.

Von Caspar Busse

Der Streit geht schon seit Wochen, auch in der Ampelkoalition in Berlin: Vor allem die FDP fordert eine Zulassung von E-Fuels, also synthetisch hergestellte Kraftstoffe, für neue Autos mit Verbrennungsmotoren in der Europäischen Union. Die EU-Abstimmung über das geplante Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor von 2035 an war erst in der vergangenen Woche wegen der Nachforderung Deutschlands verschoben worden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte gesagt, Deutschland könne einem solchen pauschalen Verbrenner-Aus zum derzeitigen Zeitpunkt nicht zustimmen. "Wir brauchen die synthetischen Kraftstoffe", so der FDP-Politiker.

Jetzt schaltet sich erneut Porsche-Chef Oliver Blume in Debatte ein und wirbt unbeirrt für E-Fuels. "Es gibt keinen Konflikt zwischen dem Hochlauf der Elektromobilität und E-Fuels", sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Montag. Für den Klimaschutz müsse "man jede Ecke auskehren und dafür kämpfen". Und er fügte an: "Mit Blick auf Verbrennerfahrzeuge sind E-Fuels eine sinnvolle Ergänzung im Bestand und in der Nische" - womöglich auch noch nach 2035, dem Jahr, ab dem ein Neuzulassungsverbot für Verbrenner gelten soll. Bestand und Nische - beides betrifft Porsche.

Blumes Wort hat Gewicht, denn er führt nicht nur Porsche, sondern ist in Personalunion auch Vorstandsvorsitzender von VW, einem der größten Autokonzerne der Welt. Porsche gehört auch nach dem Börsengang im vergangenen Jahr mehrheitlich zum VW-Konzern. Das vehemente Einsetzen für E-Fuels hat natürlich einen Grund - und das ist das Vorzeigemodell der Stuttgarter, der 911er. Der wird von einem röhrenden Verbrennermotor angetrieben. Porsche selbst will den 911er als einziges Modell "so lange wie möglich" auch in Europa als Verbrennermodell bauen. Geplant sei aber auch eine Hybridversion, heißt es. Blume bekräftigte aber auch - unabhängig von der E-Fuel-Frage - das Ziel, bis 2030 mehr als 80 Prozent seines Absatzes mit reinen Elektroautos zu bestreiten.

Blume kritisierte am Montag, dass die Debatte "teilweise sehr emotional" geführt werde: "Ich würde mir wünschen, dass man dabei auf eine deutlich stärkere Sachkenntnis zurückgreift." Er begrüße gleichzeitig ausdrücklich den Weg der Bundesregierung. E-Fuels seien zwar noch ineffizient in der Herstellung, aber dennoch sinnvoll, wenn sie an Orten hergestellt würden, wo erneuerbare Energie zu ihrer Produktion im Überfluss vorhanden sei. In Chile baut Porsche derzeit mit Partnern eine Anlage zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe.

Von den guten Geschäften profitieren die Familien und VW

Gleichzeitig laufen die Geschäfte, auch mit dem Verkauf des 911er, bestens. Mitten in der allgemeinen Wirtschaftskrise und dem tiefen Umbruch der Autoindustrie meldet Porsche sprunghaft steigende Gewinne. Der Umsatz erhöhte sich 2022 um 13,6 Prozent auf 37,6 Milliarden Euro. Der Gewinn verbesserte sich sogar um 27,4 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Es sei "das mit Abstand stärkste Ergebnis in der Geschichte von Porsche", sagte Blume. Ein Grund für die hohen Profite seien Preissteigerungen. Zudem werden vor allem teurere Fahrzeuge mit höherer Marge verkauft. Porsche stellt Sportwagen, aber auch große SUVs her. An die Aktionäre, also vor allem an VW und die Familien Porsche und Piech, sollen nun insgesamt 911 Millionen Euro ausgeschüttet werden.

VW hatte Porsche im September 2022 an die Börse erfolgreich gebracht und damit rund 20 Milliarden Euro erlöst. Heute ist Porsche an der Börse deutlich mehr wert als der viel größere VW-Konzern. Der stellt an diesem Dienstag seine Bilanz für 2022 und den Ausblick für 2023 vor. Dann tritt Blume in seiner anderen Rolle auf - als Chef von Volkswagen.

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