Porsche unter Volkswagen:Small is beautiful

Kaum hat Volkswagen bei Porsche das Sagen, da kündigt der neue starke Mann Martin Winterkorn kleinere Porsche-Modelle an. Zudem strebt VW eine Kooperation mit Suzuki an - wegen deren Kleinwagen-Kompetenz.

Der Sportwagenhersteller Porsche merkt recht schnell, dass er künftig zu einem Konzern gehören wird, der vor allem mit Kleinwagen groß wurde. Denn die Stuttgarter sollen unter dem Dach von Volkswagen gleich zwei neue Fahrzeuge entwickeln, die kleiner sind als die bisherigen Porsche-Fahrzeuge. Eine solche Modellpolitik wäre in Zuffenhausen bis vor wenigen Wochen unvorstellbar gewesen. Kleinere Sportwagen als den Boxster/Cayman oder ein kompaktes SUV unterhalb des Cayenne wurden stets ausgeschlossen. Das würde nur die Marke verwässern, tönte das alte Porsche-Management.

Porsche unter Volkswagen: Produktion des Porsche-Modells Boxter: Künftig soll es ein kleineres Fahrzeug des Sportwagenherstellers geben.

Produktion des Porsche-Modells Boxter: Künftig soll es ein kleineres Fahrzeug des Sportwagenherstellers geben.

(Foto: Foto: dpa)

Doch genau dies plant nun VW-Chef Martin Winterkorn, der das neue gemeinsame Autoimperium künftig führen soll. Dem Manager Magazin sagte er, vorstellbar wäre ein Fahrzeug unterhalb des bislang kleinsten Modells Boxster, außerdem ein "kleiner Bruder" für den Geländewagen Cayenne. Zudem kann er sich ein zusätzliches Modell der Sportlimousine Panamera vorstellen, die im September auf den Markt kommt.

"Wichtig ist, dass Porsche wieder eine Führungsposition in Sachen fortschrittlicher Technik und Innovation einnehmen wird", sagte Winterkorn.

"Ein Porsche muss ein Porsche bleiben"

Eine Neuauflage des VW-Porsche aus den siebziger Jahren schloss er zugleich aus. "So etwas werden wir nie wieder machen. Das verspreche ich. Ein Porsche muss ein Porsche bleiben."

Ziel sei, bis 2012 oder 2013 auf 150.000 verkaufte Fahrzeuge zu kommen, bekräftigte Winterkorn.

Im Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 hatte Porsche bei den Verkäufen noch einen Einbruch von 25 bis 30 Prozent verkraften müssen. Die genauen Zahlen sind noch nicht bekannt.

Der neue Porsche-Chef Michael Macht hofft aber, die Durststrecke bis Weihnachten zu überwinden. Im Geschäftsjahr 2007/2008 hatten die Stuttgarter 98.652 Autos verkauft.

"Die Wunden werden schnell heilen"

Dem Aufsichtsratschef der Porsche AG, Wolfgang Porsche, schreibt Winterkorn im Manager Magazin eine "zentrale Rolle für die Einbindung von Porsche" in den VW-Konzern zu. "Er verkörpert die Marke sehr stark, während sein Cousin Ferdinand Piëch eher für Volkswagen steht", sagte er.

Die erbitterte Übernahmeschlacht der beiden Autobauer solle man jetzt vergessen, mahnte Winterkorn. "Die Wunden werden schnell heilen, wenn wir nach vorne schauen in unserer Zusammenarbeit."

Der VW-Chef bestätigte zugleich Spekulationen, dass Volkswagen eine Kooperation mit dem japanischen Autobauer Suzuki ins Auge fasse. "Suzuki wäre wegen seiner Kleinwagenkompetenz ein interessanter Partner", sagte er.

"Es gibt viel zu tun"

Laut Manager Magazin sind ein Joint Venture oder eine Zehn-Prozent-Beteiligung an Suzuki angedacht. Suzuki baut vor allem Kleinwagen und Geländewagen. VW interessiere sich vor allem für kleine Modellplattformen, Suzuki könnte von den Dieselmotoren des VW-Konzerns profitieren, hieß es schon früher.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, warum die kommenden Tarifverhandlungen für Volkswagen schwierig werden könnten.

Lohnvorteil bei VW fast verschwunden

Winterkorn kündigte ferner erstmals öffentlich sein Interesse an einer Verlängerung seines bis Ende 2011 laufenden Vertrages an. "Wenn ich gesund bleibe und man mich noch will, kann ich mir vorstellen, länger zu bleiben. Es gibt viel zu tun."

Vor einer ersten Herausforderung steht Winterkorn bereits jetzt. Zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die 90.000 Beschäftigten der sechs westdeutschen VW-Werke bekräftigte die IG Metall ihre Forderung nach einem deutlichen Lohnaufschlag. Sie will mindestens so hohe Einkommensverbesserungen durchsetzen wie in der Metall- und Elektroindustrie.

Der mit den Arbeitgebern geschlossene Flächentarifvertrag für die 3,5 Millionen Beschäftigten der Branche, der bis auf die Marke VW auch für alle größeren Autobauer gilt, sieht Lohnsteigerungen in zwei Stufen um 4,2 Prozent vor.

Ein entsprechendes Plus für VW-Arbeiter sei gerechtfertigt, da der Konzern im Vergleich zur Konkurrenz gut dastehe, sagte ein Betriebsrats-Vertreter. VW profitiert dank seines breiten Kleinwagenangebots besonders stark von den in immer mehr Ländern gezahlten Abwrackprämien.

IG Metall rechnet mit schwieriger Tarifrunde

VW-Verhandlungsführer Jochen Schumm erklärte: "Volkswagen nimmt die Forderung der IG Metall zur Kenntnis. Wir machen jedoch darauf aufmerksam, dass der Flächen-Metallabschluss 2008 unter wirtschaftlich völlig anderen Rahmenbedingungen stand. Vor uns liegen große Anstrengungen, insbesondere 2010, um unsere Vorhaben umzusetzen." Die IG Metall stellt sich auf eine schwierige Tarifrunde ein.

Neben Einkommensverbesserungen verlangt die Gewerkschaft eine Altersteilzeitregelung für ein vorzeitiges Ausscheiden von älteren Beschäftigten bei VW sowie die Bestätigung der Zusage, jedes Jahr 1250 Auszubildende einzustellen.

Bei einem Abschluss muss sich die Gewerkschaft die Kosten für solche Forderungen erfahrungsgemäß in einem Tarifpaket anrechnen lassen. Bei VW verhandelt die IG Metall traditionell einen Haustarifvertrag für die Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken aus.

Dank des Haustarifs haben die VW-Mitarbeiter lange deutlich mehr verdient als Belegschaften bei der Konkurrenz. Im Zuge des Sparkurses bei VW ist der Lohnvorteil in den vergangenen Jahren aber fast verschwunden.

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