Porsche und VW:Auf dem Weg zum Volksporsche

Porsche und VW fusionieren. Dabei war diese Ehe doch eigentlich ganz anders geplant. Die ganze Geschichte - in Bildern.

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VW Porsche, AP

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Die Übernahme von VW war das Herzensprojekt von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Über mehrere Jahre trieb er sein ehrgeiziges Vorhaben voran - inzwischen dürfte er aber gescheitert sein: Sollte es zu einem Zusammenschluss von VW und Porsche kommen, werden die Entscheidungsbefugnisse wohl nicht mehr vorrangig bei Porsche liegen. Die wichtigsten Stationen im Überblick.

Am 25. September 2005 gibt Porsche Pläne für einen Einstieg bei Volkswagen bekannt und sichert sich rund 20 Prozent der Anteile. Schon damals spricht Porsche von einer Übernahme. Dieser Schritt sorgt für Aufregung in der Branche. Ganz so abwegig ist er jedoch nicht: Schließlich hat es schon vorher Kooperationen zwischen beiden Konzernen gegeben, wie etwa beim VW-Porsche 914 in den siebziger Jahren (im Bild).

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VW Porsche, AP

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Im Verlauf des Jahres 2006 schleicht sich Porsche dichter an VW heran: Bis zum 24. März 2007 erhöht das Unternehmen seinen Anteil an Europas größtem Autokonzern auf knapp 31 Prozent. Die Übernahme rückt näher. Es regt sich jedoch erster Widerstand gegen die wachsende Macht des Sportwagenherstellers.

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VW, Christian Wulff, Getty

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Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff muss eine Niederlage einstecken: Der Europäische Gerichtshof kippt im Oktober 2007 das VW-Gesetz in seiner bis dahin gültigen Form, das dem Land Niedersachsen erheblichen Einfluss auf VW sichert und vor einem Einstieg von Investoren schützen sollte. Die Bundesregierung erhält den Auftrag, das Gesetz entsprechend zu novellieren. Der Weg erscheint damit frei für ...

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Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, AP

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... Porsche und seinen Chef Wendelin Wiedeking. Der Manager ist ambitioniert und sehr selbstbewusst. Als im Jahr 2008 politische Diskussionen um sein enormes Jahresgehalt von rund 100 Millionen Euro aufkommen, sagt er nur: "Wenn ich Erfolg habe, möchte ich auch gut bezahlt werden." Porsche hat in dieser Phase tatsächlich Erfolg, das Unternehmen kann in der Jahresbilanz sogar mehr Gewinn als Umsatz ausweisen. Auch Heißsporn Wiedeking braucht allerdings Menschen, die ihm zuarbeiten.

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Wendelin Wiedeking, Holger Härter, AP

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Der kühle Kopf an Wiedekings Seite ist Porsche-Finanzvorstand Holger Härter (rechts). Er handelt Milliardenkredite mit den Großbanken aus, die Porsche für den Übernahmeplan braucht. Dank einer Kreditlinie von zehn Milliarden Euro erhöht Porsche seine Anteile an Volkswagen bis zum September 2008 auf 35 Prozent. Und beschließt, weiter Aktien zu kaufen.

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VW-Aktie, Collage SZ

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Die Hauruck-Strategie sorgt im Oktober 2008 für Turbulenzen an der Börse: Die VW-Aktie ist zwischenzeitlich mehr als 1000 Euro wert, und stürzt fast genauso rasant ab. Porsche nutzt den Schlingerkurs, um seine Anteile an Volkswagen bis Januar 2009 auf 50,1 Prozent zu erhöhen. Porsche frohlockt und fasst bis Jahresende sogar das Erreichen der 75-Prozent-Marke ins Auge.

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Wendelin Wiedeking, dpa

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Doch dann bekommt Porsche Gegenwind: Wiedeking, skeptisch beäugt vom Porsche-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Porsche (im Hintergrund), gerät unter Druck, denn die Wirtschaftskrise geht an dem Stuttgarter Sportwagenhersteller nicht spurlos vorbei. Den Konzern drücken neun Milliarden Euro Schulden. Bisherige Bankpartner wie die Bank of Scotland, JP Morgan und Citi springen ab, Finanzchef Härter kann nur mit Mühe eine Verlängerung der Kreditlinie aushandeln. Die Situation entwickelt sich mehr und mehr zugunsten von ...

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VW-Hauptversammlung, AP

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... Volkswagen. Der Wolfsburger Autokonzern ist wieder in der Lage, die Macht zu übernehmen. Die Zeit der Planspiele bricht an. Auf der VW-Hauptversammlung am 23. April treffen unterschiedliche Interessen hinsichtlich der Zukunft von Porsche und VW aufeinander: Porsche-Chef Wiedeking strebt eine Fusion mit VW an, um die Schulden stemmen zu können. Seitens der Wolfsburger Konzernspitze steht jedoch sogar ein Verkauf des Sportwagenherstellers an VW zur Debatte.

Foto: VW-Hauptversammlung am 23. April 2009, ddp

Ferdinand Piëch, Wendelin Wiedeking, Martin Winterkorn, dpa

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VW-Aufsichtratschef Ferdinand Piëch (links) und VW-Vorstandschef Martin Winterkorn (rechts) nehmen Wendelin Wiedeking in die Zange. Der Porsche-Chef verliert seinen Rückhalt in der Eigentümerfamilie und muss seine Zukunft vom Wohlwollen der VW-Spitze abhängig machen. Bei einem Geheimtreffen in Salzburg am 6. Mai fällt die Entscheidung, dass VW und Porsche fusionieren sollen. Die genauen Konditionen des Zusammenschlusses lässt der Volkswagen-Porsche-Clan aber nach wie vor offen. Damit bleibt weiterhin unklar, welche Seite bei dem fusionierten Unternehmen das Sagen haben wird.

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Wendelin Wiedeking, ddp

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Die Machtfülle, die Wiedeking ursprünglich anstrebte, wird ihm die Fusion aber wohl nicht mehr bescheren. "Es ist keine Hochzeit im Himmel, sondern eine Vernunftehe", kommentiert er die Entscheidung.

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Ferdinand Piech, AP

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Wieder einmal scheint es so zu sein, dass Konzernpatriarch Ferdinand Piëch alle Fäden in der Hand hält. Schon in der Vergangenheit galt: Wer ihm zu gefährlich wurde, ging meistens leer aus. Allerdings liegt das Konzept für die Fusion zwischen VW und Porsche auch Ende Juni noch nicht auf dem Tisch. Es sieht ganz so aus, als ob sich Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche erfolgreicher gegen die Vereinnahmung durch den Vetter wehrt, als es eine Zeitlang aussah.

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Ministerpräsident Katar, AP

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Unterdessen sucht Wolfgang Porsches Schützling Wiedeking Hilfe in der Wüste: Das Emirat Katar (im Bild Ministerpräsident Scheich Hamad bin Dschassem al Thani) soll bei Porsche einsteigen und helfen, die Schuldenlast von neun Milliarden zu tilgen. Die Araber wollen für geschätzte zwei bis drei Milliarden Euro rund 25 Prozent an dem Sportwagenhersteller übernehmen. Die Gespräche verlaufen vielversprechend, eine Einigung steht kurz bevor - doch am Schluss schießt wieder einer quer: Ferdinand Piëch. Obwohl Porsche Berichte zurückweist, wonach Piëch einen Einstieg Katars nicht akzeptiert, ist die Eskalation des Machtkampfs zwischen Wiedeking und Piëch nicht mehr zu übersehen.

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Porsche-Schriftzug, ddp

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Das dringend notwendige Kapital aus Katar fließt also erst einmal nicht, und bei Porsche brennt es - lichterloh: Verzweifelt bemüht sich das Unternehmen um seine Rettung und beantragt bei der Staatsbank KfW einen Kredit in Höhe von 1,75 Milliarden Euro. Der Sportwagenhersteller betont, das Geld sei nicht für die Tilgung der Schulden gedacht, sondern nur, um das operative Geschäft am Laufen zu halten. Trotzdem hat der Antrag eine gewisse Ironie: Wiedeking, der Bittstellerei jahrelang unverdächtig, ruft nach Hilfe vom Staat.

Foto: Porsche-Schriftzug, ddp

Wendelin Wiedeking, AP

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Je länger die Hängepartie andauert, desto dünner werden die Nerven der Beteiligten: In Briefen an den IG-Metall-Chef Berthold Huber und Porsche-Aufsichtsrat Ferdinand Piëch beschuldigt Wiedeking beide, Porsche mit negativen Äußerungen in Verruf gebracht zu haben und so den KfW-Kredit in Höhe von 1,75 Milliarden Euro zu gefährden. Hubers Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Es empöre ihn, schreibt er an Wiedeking, "wenn ein gesundes Unternehmen wie Porsche durch waghalsige Manöver von Ihnen in eine Situation gebracht wird, wo es Kredite benötigt, um den normalen Geschäftsverlauf aufrechtzuerhalten". Die Auseinandersetzung kulminiert, als Mitte Juli eine Spekulation nach der anderen kursiert, Wiedeking stünde kurz vor der Ablösung als Porsche-Chef. Die Meldungen werden von Porsche jeweils sofort dementiert.

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Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück, Foto: dpa

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Besonders vehement reagiert Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück auf die Meldungen über die Ablösung seines Vorstandschefs. In der ZDF-Nachrichtensendung "heute-journal" stellt er klar, dass Wiedeking seinen bis 2012 laufenden Vertrag bei Porsche erfüllen werde. Frontal greift Hück auch Volkswagen-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff an und wiederholt seinen Vorwurf, der Niedersachse habe bei Banken darauf gedrängt, Porsche keine Kredite zu geben.

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Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, Foto: dpa

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Wulff lässt sich bei seinen verbalen Attacken auch nicht lumpen: Hück fürchte offenbar um seine Privilegien, lässt der Politiker einen Sprecher ausrichten. "Anders lassen sich seine Polemik und seine unwahren Behauptungen kaum erklären."

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(sueddeutsche.de/kaf/mel/cmat/pak)

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