Porsche und Volkswagen:Der große Showdown

"Medienkrieg", "Mobbing", "Klappe halten": Der Nervenkrieg um die Macht bei Porsche steht vor der Entscheidung - und die Kontrahenten beharken sich mit verbalen Attacken. Die jüngsten Ereignisse in Bildern.

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Katar, Porsche, AP

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Porsche und Volkswagen - ein unendlicher Machtkampf steuert dem großen Showdown entgegen. Bleibt der angeschlagene Sportwagenhersteller unabhängig oder wird Porsche als zehnte Marke in den VW-Verbund eingegliedert? Während sich die Politik, eine zerstrittene Auto-Sippe und die Arbeitnehmervertreter gegenseitig beharken, spitzt sich die Lage immer weiter zu. Täglich entstehen neue Schauplätze des Nervenkriegs. Das unheimliche Ränkespiel entscheidet sich wahrscheinlich am 23. Juli, dann tagen die Aufsichtsräte beider Unternehmen. Doch was ist schon wahrscheinlich in diesem Poker um Macht, Einfluss und Geld? Die wichtigsten Momente der vergangenen Tage.

Montag, 13. Juli 2009

Seit Wochen sucht Porsche händeringend nach Geldgebern, am Wochenende zuvor war die Rede davon, das Emirat Katar werde dem Konzern mit sieben Milliarden Euro aus der Patsche helfen. Doch die Scheichs zieren sich. Noch ist der Deal nicht perfekt - und immer wieder ist auch die Rede davon, Katar wolle Porsche lediglich die Optionen auf VW-Aktien abnehmen und so selbst bei Volkswagen einsteigen.

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Porsche, VW, ddp

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Zugleich spielt sich ein Wiedeking-Gegner immer stärker in den Vordergrund. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff zieht den Ärger von Porsche auf sich. Der CDU-Politiker soll den Einstieg von Katar torpedieren. "Herr Wulff kann nicht beurteilen, ob Porsche ein Angebot von Katar vorliegt, da er in die Verhandlungen nicht mit eingebunden war", sagt ein Porsche-Sprecher.

Wulffs Interesse ist klar: Als Vertreter des VW-Großaktionärs Niedersachsen ist ihm viel an einer Integration von Porsche in das VW-Reich gelegen. VW möchte sich Porsche gerne einverleiben und bietet für 49,9 Prozent der Anteile "deutlich mehr" als drei bis vier Milliarden Euro. Das wäre die Alternative zum Einstieg von Katar, sie würde Porsche-Chef Wiedeking demontieren - der Abgang des Königs von Zuffenhausen wäre programmiert.

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Christian Wulff, dpa

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Dienstag, 14. Juli 2009

Christian Wulff verschärft den Ton. In einem Chat bei sueddeutsche.de spricht sich der Ministerpräsident für die Integration Porsches in den VW-Konzern aus. "Im Tierreich kenne ich keine Tiere, bei denen der Schwanz mit dem Hund wedelt. Und deshalb kann eine feindliche Übernahme von VW durch Porsche letztlich nicht klappen."

Dann redet Wulff Klartext: "Ich bin sicher, dass wir in den nächsten Tagen zu einem integrierten Konzern VW/Porsche kommen, in dem die Familien Piëch und Porsche die Mehrheitsaktionäre sind und zu Niedersachsen noch Katar als Aktionär hinzukommt." Die Entscheidung solle möglichst schnell fallen, sagt der CDU-Mann: "Möglichst vor der Hundertjahrfeier von Audi". Die findet am Donnerstag statt. "Wir rechnen damit, dass die Familien Porsche und Piëch sich in diesen Tagen klar positionieren können, weil alle Fakten auf dem Tisch liegen, quasi das Obst reif ist, es muss es nur gepflückt werden", sagt Wulff.

Damit stünde Wendelin Wiedeking als Porsche-Chef vor dem Aus: Seine Entmachtung wäre nur noch eine Frage von Stunden.

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Uwe Hück, dpa

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Mittwoch, 15. Juli 2009

Die Aussagen von Christian Wulff bleiben nicht lange unkommentiert. In Stuttgart geht Uwe Hück, Betriebsratschef von Porsche und stellvertretender Aufsichtsratchef, an die Öffentlichkeit: Der Thai-Boxer wirft dem Niedersachsen vor, bei Banken darauf gedrängt zu haben, Porsche keine Kredite zu geben. "Er will Porsche schaden, damit VW uns billig einkaufen kann", so der Vorwurf von Hück. Für Wulffs Rolle kennt der Betriebsratschef nur drei Worte: "unanständig", "unverantwortlich", "unglaubwürdig".

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Porsche, Fabrik, dpa

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Auf Betriebsversammlungen verschärft Hück die Tonart - und hetzt die Belegschaft weiter gegen VW und den ungeliebten Ministerpräsidenten Niedersachsens auf. "Ich werde die Kollegen fragen: Wollt ihr, dass Wulff uns kauft oder dass wir unsere Eigenständigkeit behalten? Ich bin mir sicher, dass keiner der Mitarbeiter einen Zerstörer wie Wulff bei Porsche haben möchte", sagt Hück vor der Veranstaltung.

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Christian Wulff, ddp

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Die Reaktion aus Hannover kommt prompt: Hück fürchte offenbar um seine Privilegien, lässt Christian Wulff, der jüngst von den Vertretern der Karl-May-Spiele Bad Segeberg zum Ehrenhäuptling "Offenes Wort" gekürt wurde, einen Sprecher ausrichten. "Anders lassen sich seine Polemik und seine unwahren Behauptungen kaum erklären." Unterdessen wird bekannt, dass der Schuldenstand von Porsche höher ist als angenommen. Zehn Milliarden Euro sollen sich aufgetürmt haben. Bislang war lediglich von neun Milliarden die Rede.

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Wirtschaftswoche, Screenshot

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Die Jagd auf Wiedeking ist längst eröffnet. Am Mittwochnachmittag scheint der Porsche-Chef zu stürzen. Wendelin Wiedeking verlässt das Unternehmen, meldet die Wirtschaftswoche, ohne Quellen zu nennen. Hat der Porsche-König den Machtkampf verloren? Ein Konzernsprecher dementiert sofort mit harschen Worten, spricht von "Mobbing" und "Medienkrieg". Die Wirtschaftswoche rudert zurück. Das Blatt habe nie behauptet, dass Wiedeking das Unternehmen bereits verlassen habe oder am 23. Juli, dem Tag der Aufsichtsratssitzungen, nicht mehr Porsche-Chef sein werde. Eine Ente - oder bewusste Demontage?

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Heute Journal, Hück, Slomka, Screenshot

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Am Abend tritt ein sichtlich erregter Uwe Hück (links im Bild) im Interview beim ZDF "heute-journal" auf. Er stellt klar, Wiedeking werde seinen bis 2012 laufenden Vertrag bei Porsche erfüllen. Selbst gibt sich Hück als Kämpfer für die Arbeitsplätze bei Porsche: "Und wenn sie mich erschießen wollen, dann sollen sie es machen, da hab ich kein Problem. Aber ich will dann einen ehrenhaften Tod haben und nicht einknicken."

Erneut geißelt der Betriebsratschef das Verhalten des niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff. "Und ich erwarte jetzt auch, dass Günther Oettinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, jetzt ein Machtwort spricht und auch seinem Parteifreund sagt, er soll jetzt einfach mal die Klappe halten."

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Günther Oettinger, ddp

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Donnerstag, 16. Juli 2009

Als hätte er es geahnt, springt Wulffs Parteifreund Günther Oettinger der Porsche-Belegschaft zur Seite. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung pfeift der Ministerpräsident Baden-Württembergs den Niedersachsen zurück. Wulff "überzieht in seiner Kommentierung handelnder Personen", sagt Oettinger - und spricht sogar von "Kriegsgeschrei".

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Volkswagen, Porsche, Reuters

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Und wie geht es jetzt mit Porsche und Volkswagen weiter? Auch hier herrscht Unklarheit. Denn am Donnerstag schreiben die Financial Times Deutschland und die Welt, das Ringen um die Zukunft von Porsche und VW sei so gut wie entschieden - zugunsten von Volkswagen. Demnach soll VW rund 49 Prozent am Sportwagenhersteller erhalten. Damit habe sich VW-Patriarch Piëch mit seinen Plänen durchgesetzt. Wendelin Wiedeking hingegen sei mit seinem Versuch gescheitert, Volkswagen zu übernehmen, und werde das Unternehmen verlassen.

Die Reaktion aus Zuffenhausen kommt natürlich sofort: "Uns sind keine Informationen über eine Einigung bekannt", sagte ein Porsche-Sprecher. "Wiedeking ist im Amt und bleibt im Amt".

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Wendelin Wiedeking, dpa

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Und Wiedeking selbst? Der äußert sich auf der 100-Jahr-Feier von Audi am Abend in Ingolstadt siegessicher: "Ich bin glücklicher Vorstandschef und fühle mich in der Rolle pudelwohl." Sein Vertrag laufe bis 2012 und er wolle ihn erfüllen. Jetzt müsse man sehen, wie die Porsche-Anteilseigner entscheiden.

Demonstrative Gelassenheit herrscht auch bei den anderen Streithähnen. "Heute sind wir zum Feiern hier", sagt Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff - und weicht konkreten Fragen zum Machtkampf aus: "Audi ist eine Erfolgsgeschichte und mein Interesse ist es, weitere solche Erfolgsgeschichten zu schreiben." Mehr ist ihm nicht zu entlocken. Dafür posiert der CDU-Mann demonstrativ mit seinem Parteifreund Günther Oettinger aus Baden-Württemberg, der Wulff zuletzt einen verbalen Rüffel verpasst hatte.

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Michael Macht, Porsche

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Freitag, 17. Juli 2009

Der Tag nach der großen Sause: Der Machtpoker spitzt sich weiter zu - und langsam dürfte sich Wendelin Wiedeking gar nicht mehr "pudelwohl" fühlen. Am Nachmittag die Eilmeldung: Der Nachfolger steht fest. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zufolge soll Michael Macht, derzeit Produktionsvorstand von Porsche, den Chefsessel übernehmen.

Wenige Minuten später kommt die Reaktion aus Stuttgart. "Davon ist uns nichts bekannt", sagt ein Porsche-Sprecher. "Dazu wäre ein Präsidialbeschluss des Porsche-Aufsichtsrates notwendig. Den gibt es nicht." Wiedeking sei weiter im Amt.

Foto: oh

Uwe Hück, dpa

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Samstag, 18. Juli 2009

Der Name des möglichen Wiedeking-Nachfolgers Michael Macht kursiert schon in Zuffenhausen, Wolfsburg und in der ganzen Republik - da ergreift Betriebsratschef und ehemalige Thai-Boxer Uwe Hück wieder das Wort. Er stellt in der Süddeutschen Zeitung klar: Wir werden dafür kämpfen, dass Porsche immer Porsche bleibt." Dies habe er auf der Trauerfeier des legendären Ferry Porsche (1909 bis 1998) versprochen. Notfalls würden die Belegschaft auf die Barrikaden gehen. "Wir haben eine kampferprobte Belegschaft", droht Hück.

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Finanzamt, Foto: dpa

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Sonntag, 19. Juli 2009

Eine neue Hürde im Übernahmepoker tut sich auf - und dieses Mal belastet sie Volkswagen. Denn plötzlich kommt heraus: Bei der Übernahme von Porsche drohen mögliche Steuerzahlungen in Höhe von bis zu drei Milliarden Euro, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Doch so leicht lässt man sich bei VW nicht von den Plänen abbringen: Offenbar hat Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch in enger Abstimmung mit der niedersächischen Staatskanzlei ein Papier mit Vorschlägen erarbeitet, wie sich das Steuerproblem lösen lässt. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück warnt bereits: Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger dürfe keine Steuergeschenke machen. Denn die Zahlungen würden wohl hauptsächlich im Ländle fällig.

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Thomas Strobl, Foto: dpa

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Montag, 20. Juli 2009

Im Schwabenland teilt die Landes-Union die Meinung von Uwe Hück. Baden-Württembergs CDU-Generalsekretär Thomas Strobl wirft Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff eine mittelstandsfeindliche Politik vor. "Wir sind nicht erfreut, wenn ein Ministerpräsident, der über den Länderfinanzausgleich auch von den Steuerzahlungen unserer Mittelständler profitiert, gegen eben diese Mittelständler Politik macht." Für Strobl ist klar: Wulff hat seine Kompetenzen überschritten, indem er als VW-Anteilseigner einen Einstieg des Emirats Katar bei Porsche verhindert hat.

Unterdessen scheint es, als könnte sich die Hängepartie im Streit der Auto-Clans noch weiter hinziehen. Die mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzungen von VW und Porsche am Donnerstag sollen wohl noch keine Lösung bringen, weil Wiedeking-Intimus Wolfgang Porsche (Foto) das Volkswagen-Angebot gar nicht auf die Tagesordnung gesetzt hat.

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Wendelin Wiedeking, Foto: dpa

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Viel wurde über ihn geredet, jetzt redet Wendelin Wiedeking. Kampflos aufgeben will der Porsche-Chef jedenfalls nicht. Er werde "nicht zulassen, dass Porsche am Ende über den Tisch gezogen wird", sagt Wiedeking der Zeitschrift Cicero.

Über seine beiden Kontrahenten, den VW-Patriarchen Ferdinand Piëch und Christian Wulff, verliert Wiedeking jedoch kein böses Wort. Piëch beschreibt der Porsche-Chef "als erfolgreichen Ingenieur und Manager mit strategischem Weitblick", der "ohne jeden Zweifel Großartiges geleistet" habe. Und Wulff mache seinen Job als VW-Aufsichtsrat "ausgezeichnet".

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Wiedeking, Oettinger, dpa

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Dienstag, 21. Juli 2009

Die Lage für Porsche ist schwierig, das merkt auch Baden-Württembergs Regierungschef Günther Oettinger (links, mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking). Vehement hat er sich für die Belange der Sportwagenherstellers eingesetzt, ist dabei jedoch nie so lautstark aufgetreten, wie sein Parteifreund Christian Wulff aus Niedersachsen. Inzwischen hält sich Oettinger mit starken Aussagen zurück. "Wir wollen den integrierten Konzern", sagt der CDU-Politiker. Allerdings müssten "Standorte in Baden-Württemberg stark bleiben und die eigenständige Entwicklung von Porsche gewahrt werden."

Zugleich wird bekannt, dass die Gefahr milliardenschwerer Steuerzahlungen im Falle eines Deals zwischen Wolfsburg und Stuttgart offenbar gebannt. ist. Die Stuttgarter Nachrichten melden, eine interne Arbeitsgruppe von Fachleuten der baden-württembergischen Finanzbehörden habe nach intensiven Prüfungen Entwarnung gegeben. "Der Verkauf wäre kein Problem. Es gibt einen völlig legalen Weg, bei dem keine Steuern anfallen würden", zitiert das Blatt einen Beamten.

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Porsche, AP

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Mittwoch, 22. Juli 2009

Einigen sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch - oder nicht? Einem Bericht des Handelsblatts zufolge steht Wendelin Wiedeking vor dem Abgang als Porsche-Chef. Die Familie Porsche, die Wiedeking bislang immer den Rücken stärkte, sei sich mit dem Konzernchef über dessen Rückzug einig. Noch einmal widerspricht das Unternehmen energisch: "Wiedeking wird dem Aufsichtsrat am Donnerstag sein Konzept für Porsche präsentieren", sagt ein Sprecher.

Dann jedoch wird bekannt, dass sich der Porsche-Aufsichtsrat bereits am Mittwochabend trifft. In einer Marathon-Sitzung werden die Weichen für die Zukunft von Porsche gestellt.

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porsche, dpa

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Donnerstag, 23. Juli 2009

Die ganze Nacht tagt der Aufsichtsrat von Porsche in Weissach bei Stuttgart. Am frühen Morgen ist klar: Wendelin Wiedeking räumt seinen Stuhl bei Porsche und bekommt eine Abfindung von 50 Millionen Euro. Ebenso geht sein Finanzvorstand Holger Härter, der 12,5 Millionen Euro bekommt.

Wie Porsche saniert wird, steht jetzt noch nicht endgültig fest. Einerseits will das Emirat Katar bei dem Sportwagenhersteller einsteigen, andererseits soll es eine Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro geben. Wo das Geld herkommen soll, wird nicht gesagt - Experten halten es aber für möglich, dass es zu einer Art Überkreuzbeteiligung mit VW kommen wird. Zum neuen Chef steigt der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht auf.

Foto: dpa (sueddeutsche.de/dpa/AP/tob/mel/bgr/pak)

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