Porsche und Volkswagen:Auf Kartoffelkurs

Die massive Kursexplosion der VW-Aktie hat Geld in die Kasse von Porsche gespült. Beobachter wundern sich unterdessen über die Finanzgeschäfte des Konzerns.

Dagmar Deckstein

Rein in die Kartoffeln - raus aus den Kartoffeln. So nimmt sich jedenfalls der Kurs der Porsche-Finanzgeschäfte seit vergangenem Sonntag aus. Nachdem der Stuttgarter Sportwagenbauer angekündigt hatte, er halte inzwischen 42,6 Prozent der VW-Aktien und habe sich Optionen auf weitere 31,5 Prozent gesichert, schoss das Papier des Wolfsburger Autokonzerns teilweise auf schwindelerregende 1000 Euro.

Porsche und Volkswagen: Die Finanzmethoden des Porsche-Konzerns verwundern selbst Experten.

Die Finanzmethoden des Porsche-Konzerns verwundern selbst Experten.

(Foto: Foto: dpa)

Der Grund: Es waren nur noch 5,9 Prozent VW-Aktien frei handelbar, und Leerverkäufer, die auf sinkende Aktienkurse gewettet hatten, mussten sich um jeden Preis mit VW-Papieren eindecken. Das wurde auch Porsche unheimlich, und so will das Unternehmen jetzt bis zu fünf Prozent seiner Kurssicherungsgeschäfte von 31,5 Prozent wieder auflösen.

"Kursturbulenzen vermeiden"

Das heißt, Porsche verzichtet vorläufig auf die physische Aktien-Lieferung der mit den Geschäften beauftragten Banken. Am Mittwoch hat Porsche dann begonnen, erste Optionen auf VW-Aktien aufzulösen. Ein Sprecher der Konzernholding Porsche SE sagte, es handele sich um weniger als ein Prozent der VW-Stammaktien im "niedrigen Nachkommabereich". Porsche gehe es darum, "weitere Kursturbulenzen und daraus resultierende Folgen für die beteiligten Akteure zu vermeiden". Wie viel die Zuffenhausener an diesem Auflösungsgeschäft verdient haben, wollte er nicht sagen.

Die Börse reagierte darauf sichtlich entspannter. Auch wenn Porsche vorübergehend nur noch über 69,1 VW-Aktien und -Optionen verfügen sollte, hält das Unternehmen am Plan fest, seinen Anteil 2009 auf 75 Prozent aufzustocken, allerdings "zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen", hieß es. Wenn Porsche in Kürze - voraussichtlich im November, spätestens Dezember - den 50-Prozent-Anteil an VW erreicht, müsste die große Tochter in der Bilanz konsolidiert werden, und es entstünde hoher Abschreibungsbedarf.

Zugleich wehrte sich Porsche gegen Vorwürfe, der Sportwagenbauer sei an den Kurskapriolen der VW-Aktie in den letzten Tagen und Wochen schuld. "Porsche war während dieser Kursbewegungen nicht am Markt aktiv. Vorwürfe der Kursmanipulation entbehren deshalb jeder Grundlage", sagte der Sprecher.

Niedersachsen behält VW-Anteile

Ob Porsche tatsächlich die Dreiviertelmehrheit an Volkswagen anstrebt, halten manche für nicht besonders wahrscheinlich. "75 Prozent an VW würden Porsche in der jetzigen Situation nichts bringen", meint etwa Ingo Schwope, Autoanalyst bei der NordLB. Das Land Niedersachsen halte die Sperrminorität von 20 Prozent, nicht nur im neuen VW-Gesetz, sondern auch in der Hauptversammlungssatzung festgeschrieben. Schwope schätzt, dass sich Porsche die Optionen auf Anteile jenseits der 50 Prozent lieber in bar auszahlen lässt - was derzeit etwa 45 Milliarden Euro entspräche.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat den Verkauf der landeseigenen VW-Aktien trotz vorteilhaften Verkaufserlöses abgelehnt. "Wir halten die Beteiligung ja nicht um Gewinne zu machen, sondern aus strategischen Gründen, weil VW von überragender Bedeutung für das Land Niedersachsen ist", so Wulff.

Unterdessen tut Porsche erneut geheimnisvoll. Man will sich bei dem absehbaren Übernahmeangebot an die Aktionäre des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers Scania noch nicht in die Karten schauen lassen. Volkswagen hält mit 68,6 Prozent der Stimmrechte die Mehrheit an Scania. Die Wolfsburger hatten bei deren Erwerb von der Börsenaufsicht eine Ausnahmegenehmigung erhalten und mussten daher kein Pflichtangebot an die übrigen Scania-Aktionäre vorlegen. Porsche könnte nun ebenfalls eine solche Ausnahme beantragen. "Wir wissen, dass die Ausnahmeregelung von VW für uns nicht gilt", sagte ein Porsche-Sprecher.

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