Porsche: Neuer Investor:Katar fast am Ziel

Der Einstieg des Emirats Katar bei Porsche steht offenbar kurz bevor. Erstmals in der Konzerngeschichte müssten die Familien Piëch und Porsche dann Mitsprache dulden.

Dagmar Deckstein

Die Hinweise verdichten sich, dass das Emirat Katar schon in Kürze beim verschuldeten Sportwagenbauer Porsche einsteigen wird. Es wäre das erste Mal in der Unternehmensgeschichte, dass Familienfremde Stammaktien übernehmen.

Porsche: Neuer Investor: Das Emirat Katar, ein Scheichtum am Golf, will 25 Prozent der Stammaktien an der Porsche Holding SE erwerben

Das Emirat Katar, ein Scheichtum am Golf, will 25 Prozent der Stammaktien an der Porsche Holding SE erwerben

(Foto: Foto: dpa)

Übereinstimmenden Berichten zufolge befindet sich das Scheichtum am Golf unmittelbar vor dem Einstieg. Es will 25 Prozent der Stammaktien an der Porsche Holding SE erwerben. Damit müssten die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, die bisher 100 Prozent der Stammaktien halten, erstmals fremde Mitsprache dulden.

Wie es hieß, prüfte Katar am Wochenende die Bücher. Der Abschluss des Geschäfts könne dann noch im Juni über die Bühne gehen. Am Wochende sei bereits über die Modalitäten des Einstiegs verhandelt worden.

Ein Porsche-Sprecher bestätigte lediglich, dass es Verhandlungen exklusiv mit dem Emirat gebe. Diese fänden in guter Atmosphäre statt. Über Details gebe man jedoch keine Auskunft, da beide Seiten Vertraulichkeit vereinbart hätten.

Porsche hatte unlängst offiziell bestätigt, mit Katar "und nur noch mit Katar" zu verhandeln. Aus Kreisen dieser Unterhändler war zu vernehmen, dass sich Katar über seinen Staatsfonds Qatar Investment Authority auf jeden Fall nur über stimmberechtigte Stammaktien an Porsche beteiligen will. Auch habe Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Familien Porsche und Piëch am 7. Juni in Salzburg das Konzept für das Engagement Katars vorgestellt und sie auf die Dringlichkeit der Geldbeschaffung hingewiesen.

Wiedekings Zeitplan sehe vor, dass auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrats Anfang Juli die für den Einstieg nötige Kapitalerhöhung beschlossen werden könnte. Auf einer Hauptversammlung Anfang September sollten die Aktionäre dem Projekt zustimmen.

Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, ist eine "eindeutige Mehrheit" der Familien Porsche und Piëch dafür, dass das Emirat im Zuge einer Kapitalerhöhung die angestrebte Zahl von Porsche-Stammaktien erwerben kann. Auch Ferdinand Piëch, der das Projekt torpedieren möchte, könne dessen Umsetzung nicht mehr aufhalten. Denn nur gemeinsam mit seinem Bruder Hans Michel Piëch verfügt er über eine Sperrminorität, gegen die der Clan nichts entscheiden kann. Aber Hans Michel Piëch, der mit Wolfgang Porsche den Emir Hamad el Thani in Doha besucht hatte, ist laut Spiegel ebenfalls für einen Einstieg Katars. Allein hat Ferdinand Piëch kein Vetorecht.

Die Übernahme von VW-Stammaktien hatte Porsche größtenteils mit Gewinnen aus Aktiengeschäften finanziert. Den Sprung über die Marke von 50 Prozent bezahlte Porsche aber mit geliehenem Geld. In der Folge stieg die Netto-Verschuldung auf mehr als neun Milliarden Euro. Zudem hat Porsche noch Zugriff auf weitere etwa 24 Prozent der VW-Stimmrechte.

Analysten schätzen, dass Porsche aus den Optionen fünf Milliarden Euro Verbindlichkeiten erwachsen könnten. Mit Hilfe der Optionen strebte Porsche die Beherrschungsmehrheit von 75 Prozent an. Dieses Vorhaben liegt jedoch auf Eis, weil das VW-Gesetz dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität von 20 Prozent einräumt. Das rückt den von Wiedeking angepeilten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit VW in weite Ferne.

Porsche hofft auch auf einen Kredit der Staatsbank KfW über 1,75 Milliarden Euro. Er soll die Finanzierungslücke schließen, die beim Einstieg bei VW entstanden war. Seit Beginn der Finanzkrise hatten sich Banken geweigert, das lange erfolgreiche, komplizierte System aus Aktienoptionen weiterzufinanzieren.

Das Magazin Focus berichtet, hinter den Kulissen würde weiter über den Kreditantrag gestritten. Während KfW-Vorstand Axel Nawrath dafür sei, gebe es im Regierungslager Widerstand. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lehnen das Darlehen an Porsche entschieden ab.

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