Süddeutsche Zeitung

Porsche:Hück und sein Fahrer

Wollte er im Februar wirklich nur in die Politik gehen? Neue Spekulationen um den ehemaligen Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück und die Hintergründe einer Razzia.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Der Abgang von Uwe Hück als Betriebsratschef des Sportwagenbauers Porsche an jenem kalten und grauen 4. Februar 2019 war überaus überstürzt und hinterließ jede Menge Fragen. Der 56-Jährige hatte sehr kurzfristig zu einer Betriebsversammlung in den Hof der Porsche-Fabrik in Stuttgart-Zuffenhausen geladen. Dann verkündete er wortgewaltig wie eh und je seinen Wechsel in die Politik. "Ich will Deutschland umformen", rief er ins Mikrofon, "ich will ein neues Leben anfangen." Danach war er weg, der mächtige Arbeitnehmer-Vertreter. Ganz ohne Fest, nach 22 Jahren als oberster Kämpfer für die Belange der Arbeiter.

Jetzt, ein halbes Jahr später, mehren sich die Berichte, dass es wohl nicht nur die neu entdeckte Leidenschaft für die Politik war, die Hück zum Abschied bewegte. Vielmehr könnte er das Unternehmen eher unfreiwillig verlassen haben, weil interne Untersuchungen Unregelmäßigkeiten ergeben haben. So jedenfalls berichtet es das Manager-Magazin in seiner Ausgabe vom Freitag. Es schreibt von "erheblichen Vorwürfen der Revision" und von "massivem Druck" des Vorstandschefs Oliver Blume.

Uwe Hück weist die Vorwürfe auf SZ-Anfrage zurück. Er habe die Revision selbst mitangestoßen und unterstützt. Das Ergebnis sei gewesen, dass sich im Betriebsrat "im Großen und Ganzen alles im grünen oder gelben Bereich" bewegt habe. Vereinzelt habe es auch "rote Punkte" gegeben, doch das sei in vielen anderen Abteilungen auch der Fall gewesen. Auf jeden Fall habe es "keine Verwerfungen" zwischen Blume und ihm gegeben. Er sei zu "hundert Prozent" wegen seiner politischen Ambitionen gegangen und nicht, weil er musste.

Konkret berichtet das Manager-Magazin davon, dass mehrere Jahre lang ein freigestellter Betriebsrat als sein persönlicher Fahrer tätig gewesen sei. Dies verstoße aber gegen die Regeln, zumindest hätte Hück den geldwerten Vorteil versteuern müssen. Hück seinerseits betont, der gesamte Vorstand plus Aufsichtsrats-Chef Wolfgang Porsche hätten seinen Fahrer gekannt und stets gegrüßt.

Ende Mai hatte es bei Porsche eine Razzia gegeben, unter anderem wegen des Verdachts der Untreue. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft sechs Mitarbeitern - darunter auch Oliver Blume und anderen Führungskräften - vor, sie hätten Hück "unverhältnismäßig hohe und damit nicht gerechtfertigte Vergütungen" zukommen lassen. Gegen Hück selbst wird nach Angaben der Behörden nicht ermittelt.

Das Unternehmen selbst äußert sich zu dem Bericht nicht, stellt aber klar, Porsche habe die Frage der Angemessenheit der Vergütung von Betriebsräten von sich aus bei den Finanzbehörden "zur Diskussion gestellt und dazu das Gespräch gesucht".

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Quelle:
SZ vom 19.07.2019
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