Bei Porsche läuft es nicht rund. Der Gewinn ist im vergangenen Jahr um 30 Prozent eingebrochen, auch der Umsatz ging zurück. Die Umsatzrendite ist weit entfernt vom Fernziel 20 Prozent. Auch ins neue Jahr ist der Stuttgarter Sportwagenbauer schlecht gestartet. „Das erste Quartal war schwach, wie erwartet und wie angekündigt“, sagte Konzernchef Oliver Blume am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung. Er versuchte erst gar nicht, die missliche Lage schönzureden.
Seit einem Jahr ging es für Porsche an der Börse fast konstant nach unten, um 42 Prozent. Die Anleger, die einiges verloren haben, äußerten am Mittwoch in Videobotschaften ihren Unmut. „Wir Porsche-Aktionäre blicken auf ein bitteres Jahr zurück“, sagte etwa Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment. In den vergangenen zwölf Monaten sei es kontinuierlich „gen Süden“ gegangen.
Der Porsche-Chef sagte: „Das sind wir nicht von Porsche gewohnt – und das sind Sie nicht von Porsche gewohnt.“ Der Vorstand steuere mit voller Kraft dagegen. „Wir haben einen klaren Plan, wir handeln und wir verlieren keine Zeit.“ Bei den Aktionären konnte Blume mit diesen Worten nicht punkten. Wie erwartet hatten diese einige Fragen, und die meisten davon drehten sich um Blumes Doppelrolle als Porsche- und Volkswagen-Chef.
„Herr Blume, geben Sie endlich eine Vorstandsposition ab“, sagte Ingo Speich von Deka Investment. „Mit Ihrer Doppelrolle schaden Sie sowohl der Porsche AG als auch der Volkswagen AG.“ Blume stehe im Kreuzfeuer der Interessen. Auch Hendrik Schmidt von DWS Investment forderte Blume auf, seine Doppelrolle „unverzüglich“ zu beenden. „Entscheiden Sie sich, welches Unternehmen sie führen wollen: Porsche oder Volkswagen. Aber nicht beide.“ Auch einige andere Anleger sehen Interessenkonflikte und forderten Blume auf, sich für eines der beiden Unternehmen zu entscheiden.
Zwei Posten in einer Hand habe Vorteile, sagt Blume
Wegen Blumes Doppelrolle und weil die Aufsichtsräte von VW und Porsche nicht ausreichend unabhängig besetzt sind, landet Porsche im Corporate-Governance-Ranking der Union Investment, die darin die Unternehmensführung der DAX-Konzerne bewertet, auf dem vorletzten Platz. Schlechter schneidet nur die Porsche SE ab, also die Holding, über die die Familien der Porsches und Piëchs die weitverzweigten VW-Galaxien kontrollieren.
Mit den von den Anlegern benannten Interessenkonflikten oder Corporate-Governance-Bedenken setzte sich Porsche-Chef Blume inhaltlich nicht auseinander. Was seine Doppelchefrolle angeht, wiegelte er mal wieder ab, und wiederholte die Worte, die er seit Monaten bei diesem Thema gebetsmühlenartig vorträgt. „Ich möchte erneut betonen, dass der Volkswagen-Konzern und die Porsche AG davon profitieren, dass sie aus einer Hand geführt werden.“ Gerade in diesen herausfordernden Zeiten überwögen die Vorteile deutlich.

Oliver Blume:Ein Ausweg aus dem Doppelrollen-Dilemma?
Ein Mann, zwei Chefposten – eine schlechte Idee, finden immer mehr Menschen im VW-Konzern. Trotzdem will Oliver Blume Porsche und VW weiter führen – noch. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass er eine Lösung vorbereitet.
Klar sei aber von Anfang an gewesen, dass die Doppelrolle nicht auf ewig ausgelegt sei, sagte Blume. Letztlich entschieden die Aufsichtsräte beider Unternehmen, wie lange seine Doppelrolle von Vorteil sei. Immer wieder hat Blume betont, beide Konzerne „geordnet“ übergeben zu wollen. Von Ordnung kann zurzeit weder in Zuffenhausen noch in Wolfsburg die Rede sein.
Das zweite dominierende Thema am Mittwoch war die Tatsache, dass Porsche seine Aktionäre nicht in Präsenz zur Hauptversammlung eingeladen hat. Gerade wenn das Geschäft so schlecht läuft wie aktuell, wünschen sich Aktionäre eine echte Bühne, um ihre Fragen zu stellen und Kritik loszuwerden. Viele Anleger äußerten ihren Unmut, dass sie ihre Wortbeiträge nur am Bildschirm abgeben konnten. Die mussten sie vorab einreichen, sich möglichst kurz halten – und geduldig warten, ob und wann darauf geantwortet wird.
Auf die vielen Fragen dazu erklärte der Porsche-Vorstand immer wieder, dass die Hauptversammlung nur virtuell stattfinde, weil das umweltfreundlich sei. Eine eigenwillige Erklärung für einen Konzern, der den Großteil seines Geldes mit Verbrennerautos macht.