Porsche:Entwarnung am Hexensabbat

Porsches Kampf an vielen Fronten: Die Absatzzahlen brechen ein und auch im Kampf um das VW-Gesetz steckt der Konzern eine Niederlage ein. Immerhin: Die befürchteten Hexensabbat-Kurssprünge bleiben aus.

sind am sogenannten Hexensabbat der Börse große Kurssprünge bisher ausgeblieben. Die mit besonderem Interesse beobachtete Volkswagen-Aktie verlor lediglich etwas mehr als drei Prozent an Wert und stand bei 223 Euro. Damit war Volkswagen zwar der größte Verlierer im deutschen Leitindex Dax. Analysten hatten jedoch weitaus größere Verluste befürchtet. Die Aktie des VW-Mehrheitseigners Porsche fiel um knapp ein Prozent.

Porsche, AP

Porsche verliert Kunden: Wegen der Krise hat der Konzern in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres deutlich weniger Autos verkauft.

(Foto: Foto: AP)

Mit Spannung hatten Börsianer den auch als großen Verfallstag bekannten Handelstag erwartet. Analysten zufolge könnten am vierteljährlichen "Hexensabbat" Optionsgeschäfte des Sportwagenbauers Porsche mit Volkswagen-Aktien auslaufen. Hartnäckig hielten sich Spekulationen, an diesem Tag, an dem es an den Börsen wegen des Verfallstermins verschiedener Optionsformen oft turbulent zugeht, könnte der Kurs der VW-Aktie massiv unter Druck geraten.

Absatzzahlen brechen ein

Vier Mal jährlich fallen an den Terminbörsen die Verfallstermine von Aktienoptionen, Indexoptionen und Indexfutures zusammen, was häufig zu kräftigen Kursschwankungen führt. Dieser Tag - üblicherweise der dritte Freitag im März, Juni, September und Dezember - wird von Börsianern als Hexensabbat bezeichnet.

Etliche Analysten vermuten inzwischen sogar, dass Porsche die VW-Optionen verlängert hat. "Die Banken haben doch kein Interesse, Porsche weiteren Schaden zuzufügen und könnten deshalb Porsche dabei entgegen gekommen sein", erklärte ein Börsianer. Die Porsche-Titel notierten nach der Vorlage von Neun-Monats-Zahlen knapp ein Prozent niedriger bei 44,20 Euro. Die Titel sind in keinem Index gelistet.

Unterdessen hat sich die Krise in der Automobilindustrie auf die Absatzzahlen von Porsche voll durchgeschlagen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (2008/2009) nahm der Umsatz ohne die VW-Beteiligung um 15 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro ab, teilte das Unternehmen mit. Keine Region blieb von der schlechten Entwicklung verschont. Der Absatz ging um 27,6 Prozent auf 53.635 Sport- und Geländewagen zurück. Das operative Ergebnis lag unter dem des Vorjahres.

Gewinn aus Aktiengeschäften

Der Zwischenbericht der Porsche-Holding war der erste, der die beiden Teilkonzerne Porsche und Volkswagen umfasst. Die Stuttgarter halten knapp 51 Prozent am größten europäischen Autobauer. Für VW wurden die Zahlen des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres 2009 berücksichtigt. Der Gewinn wurde nicht veröffentlicht.

Das Ergebnis vor Steuern der Porsche-Holding erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Allerdings habe das Ergebnis von Porsche ohne Berücksichtigung der Volkswagen-Beteiligung in den ersten neun Monaten unter dem Vorjahresniveau gelegen, teilte der Konzern mit. Es wurde aber erneut eine hohe Umsatzrendite erzielt.

In der Vergangenheit hatte Porsche immer wieder von Gewinnen aus spekulativen Aktiengeschäften profitiert. Teilweise wies das Unternehmen sogar einen höheren Gewinn als Umsatz aus. Dazu erklärte der Konzern: "Das nicht dem operativen Bereich zugeordnete Ergebnis aus Aktienoptionsgeschäften, die auf Barausgleich gerichtet sind und durch die Porsche an Veränderungen des Börsenkurses der VW-Aktien teilnimmt, ist vor allem aufgrund des hohen Kursniveaus der VW-Stammaktie zum 30. April 2009 gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraums deutlich angestiegen."

Allerdings wurde das Ergebnis vor Steuern durch Aufwendungen für die neue Limousine Panamera und den Hybridantrieb für den Cayenne beeinflusst. Darüber hinaus wirkten sich gestiegene Finanzierungskosten ergebnisbelastend aus. Porsche ist wegen der VW-Übernahme mit neun Milliarden Euro verschuldet und braucht dringend frisches Geld. Das Unternehmen hatte zuletzt ein Darlehen in Höhe von 1,75 Milliarden Euro bei der Staatsbank KfW beantragt.

Volkswagen-Satzung aktualisiert

Eine Niederlage hat Porsche im Kampf mit dem Land Niedersachsen um das VW-Gesetz erlitten. Bereits am 22. April habe der VW-Aufsichtsrat eine Änderung der Volkswagen-Satzung beschlossen - und zwar im Sinne der niedersächsischen Landesregierung, berichtet die Braunschweiger Zeitung. Der Aufsichtsratsbeschluss sei im Handelsregister Braunschweig bekanntgemacht worden.

Die VW-Satzung mit Stand Mai 2009 entspreche damit dem erneuerten VW-Gesetz. Erhalten bleibt die sogenannte 20-Prozent-Sperrminorität. Sie erlaubt es der Landesregierung, wichtige Beschlüsse der Hauptversammlung auch mit einem Fünftel der Aktien zu blockieren.

Im November hatte bereits das Landgericht Hannover der Landesregierung Recht gegeben und eine Klage Porsches gegen die 20-Prozent-Sperrminorität abgewiesen. Der VW-Großaktionär war in die Berufung gegangen. Die Berufungsverhandlung vor dem Oberlandesgericht Celle ist auf den 28. Oktober terminiert.

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