Süddeutsche Zeitung

Porsche: Einigung mit Katar fraglich:Ein Störfeuer namens Piëch

Lesezeit: 2 min

Der Einstieg des Emirats Katar bei Porsche galt als sicher, doch jetzt wackelt der Deal plötzlich. Eine schnelle Einigung ist wohl vom Tisch - dank VW-Patriarch Ferdinand Piëch.

Die fieberhafte Suche von Porsche nach einem Geldgeber zieht sich hin und sorgt für großen Zoff bei den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch. Der Einstieg des finanzstarken arabischen Emirats Katar bei Porsche wackele, berichtete die Financial Times Deutschland (FTD). Schuld daran sei ausgerechnet VW-Patriarch Ferdinand Piëch, der Intimfeind von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Piëch soll dem Bericht zufolge bei einem Familientreffen einen schnellen Einstieg von Katar verhindert haben.

Das Dementi aus Zuffenhausen kam sofort. Porsche sah sich gezwungen, die Geschlossenheit der beiden Familien in der Causa Katar herauszustellen. "Die gesamte Familie steht geschlossen hinter den Gesprächen", teilte Porsche mit. "Ein Familientreffen, bei dem Ferdinand Piech einen raschen Einstieg Katars bei Porsche verhindert haben soll, hat es nicht gegeben", hieß es weiter. Der FTD-Artikel sei "ein durchsichtiges Störmanöver".

Dem Artikel zufolge sollte bereits bei dem Familientreffen, das am Montag in Österreich stattgefunden haben soll, eine Vorentscheidung zum Einstieg Katars fallen. Doch Ferdinand Piëch habe stattdessen neue Zweifel an dem Geschäft vorgetragen.

Katar will Sperrminorität

Sollte dies stimmen, wäre wiederum Wendelin Wiedeking erheblich geschwächt. Der Porsche-Chef hatte auf einen raschen Einstieg Katars gehofft, um die Finanznot seines Konzerns zu lindern.

Nach FTD-Informationen will Katar nicht nur 25 Prozent an Porsche, sondern mindestens eine Aktie zusätzlich - und damit eine Sperrminorität. Piëch habe im Familienkreis klargestellt, dass es für eine Entscheidung zu viele offene Fragen gebe, hieß es im Umfeld der Familie.

Porsche hält derzeit 51 Prozent der VW-Aktien, ist aber durch den Kauf der Papiere in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten. Den Sportwagenbauer drücken Schulden von neun Milliarden Euro. Ursprünglich wollte Porsche bei VW vollständig die Kontrolle übernehmen. Im vergangenen Monat verabschiedete sich der Sportwagenhersteller aber aufgrund seiner Finanzprobleme von diesem Ziel.

Piëch hat sich immer wieder massiv gegen eine Übernahme von Volkswagen durch Porsche gestellt - und stattdessen eine Fusion der beiden Unternehmen forciert. Der Patriarch träumt von einem Konzern, der vom Kleinwagen über den Sportflitzer bis hin zum Schwerlaster alles anbietet - unter der Führung von Volkswagen, selbstverständlich. Einen damit verbundenen Machtgewinn seiner eigenen Person würde der VW-Aufsichtsratschef wohl allzu gerne akzeptieren.

Oettinger für KfW-Kredit

Ganz aufgegeben haben die Scheichs aus Katar jedoch noch nicht. Das Golfemirat will innerhalb der nächsten drei Wochen über seinen möglichen Einstieg bei Porsche entscheiden, wie Ministerpräsident Hamad bin Dschassem al-Thani der Zeitung Gulf Times vom Mittwoch sagte. Bis dahin sollten alle Details und die Größenordnung der katarischen Beteiligung geklärt sein, fügte er hinzu. Katar sei generell daran interessiert ein "langfristiger Investor" zu sein.

Unterdessen hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) bei der staatseigenen KfW-Bank für einen Kredit für den hochverschuldeten Sportwagenbauer Porsche geworben. "Ich glaube, dass das mögliche Darlehen für die KfW eine sehr annehmbare Lösung darstellen könnte", sagte Oettinger. Der Kredit stelle für die KfW kein Risiko dar, weil Porsche als VW-Mehrheitseigner Stammkapital von Volkswagen als Sicherheit angeboten habe.

Der Stuttgarter Autobauer hatte Anfang Juni bei der staatlichen Bank ein Darlehen über 1,75 Milliarden Euro beantragt. Der KfW-Lenkungsausschuss werde Ende des Monats über den Kredit entscheiden, sagte Oettinger.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.447518
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/dpa/AFP/tob/mel/hgn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.