Porsche: Eberhard Weiblen:Der Schlankmacher

"Wenn wir gerufen werden, krempeln wir die Ärmel hoch": Als Chef der Porsche-Consulting hat Eberhard Weiblen überzeugt. Jetzt soll er Produktionschef werden.

Dagmar Deckstein

Vor seinem Kampfeswillen gegen das ausgeprägte Beharrungsvermögen der Menschen ist keiner gefeit. Ob Herzklinik, Autobahnbaustelle, mittelständischer Maschinen-, Pflegebetten- oder Schokoladenhersteller, auch nicht Bank oder Versicherung. "Wenn wir gerufen werden, krempeln wir die Ärmel hoch, ziehen die Arbeitskittel an und setzen die Verschwendungsbrille auf", sagt Eberhard Weiblen.

porsche, dpa

Am Mittwoch trifft sich der Aufsichtsrat von Porsche.

(Foto: Foto: dpa)

Selbst bei Freunden und Bekannten macht der 45-Jährige nicht Halt. "Wenn ich bei ihnen eingeladen bin, kommt es schon mal vor, dass ich mir nebenher ansehe, wie die Küche organisiert ist." Allerdings hält er sich dann mit unerbetenen Ratschlägen zurück.

Wenn sich am Mittwoch der Porsche-Aufsichtsrat auf seiner schon lange anberaumten ordentlichen Sitzung sehr wahrscheinlich mit der Personalie Weiblen befassen wird, kann dieser prüfen, wie es um sein eigenes Beharrungsvermögen bestellt ist.

Die Porsche-Kontrolleure zeigen sich jedenfalls recht beharrlich, was die Qualifikation von Kandidaten für Spitzenpositionen anbelangt. Eberhard Weiblen leitet seit 1998 die Porsche Consulting, das hauseigene Beratungsunternehmen und Spezialist für die Verschlankung von Prozessen und Organisationen. Er folgte damals Michael Macht nach, den Porsche-Exchef Wendelin Wiedeking in den Vorstand des Unternehmens als Verantwortlichen für die Produktion geholt hatte.

Ihn soll Weiblen nun genau in dieser Position beerben, nachdem Macht, 48, zum Vorstandschef und Wiedeking-Nachfolger avanciert ist. Wie im Übrigen auch Wiedeking einst Produktionschef war, bevor er als Porsche-Lenker 1993 das Schicksal des Pleitekandidaten zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte wendete. Bis zum jähen Crash in diesem Jahr, da sich nun VW anschickt, den gewaltig verschuldeten Sportwagenhersteller zu retten.

Gut gerüstet für den neuen Job

Mit Porsches Aufstieg zum profitabelsten Autohersteller der Welt ist auch Weiblens Karriere als Chef-Berater engstens verknüpft. Immerhin ist Porsche Consulting, 1994 mit gerade mal vier Beratern gegründet, sozusagen ein Abfallprodukt aus den schlimmsten Krisenjahren des Zuffenhauser Sportwagenbauers, als unter Wendelin Wiedeking die Produktion mit japanischen Kaizen-Experten radikal umorganisiert und auf Effizienz getrimmt wurde.

Heute erzielt Porsche Consulting mit mehr als 200 Beratern und 300 Unternehmenskunden 55 Millionen Euro Umsatz. Seit zwölf Jahren bereits zählt auch Volkswagen zu den großen Kunden.

Eberhard Weiblen ist also bestens gerüstet für den neuen Job, denn Sparen nach der japanischen Methode der kontinuierlichen Verbesserung findet nie ein Ende. "Gute Unternehmen betreiben Prozessverbesserung genauso professionell wie Produktentwicklung", ist Weiblens Credo. Gerade deutsche Firmen könnten da noch einiges lernen, was den Kampf gegen die größten Übel betrifft: "Überproduktion, Wartezeiten, Nacharbeit."

Sehr weit bewegen muss sich Weiblen indes für den neuen Posten nicht: gerade mal 15 Kilometer vom alten Büro in Bietigheim-Bissingen zum Firmensitz Zuffenhausen.

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