Süddeutsche Zeitung

Pleitier Horst-Dieter Esch:High Heels auf Börsenparkett

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Horst-Dieter Esch verursachte eine der spektakulärsten Firmenpleiten der 80er Jahre. Nun will ehemalige Vorzeige-Manager der deutschen Wirtschaft eine US-Modelagentur an die Börse bringen.

In den 80er Jahren hatte der Schlossersohn Horst Dieter Esch aus Hannover mit Hilfe spendabler Banken aus maroden Firmen den zwischenzeitlich drittgrößten Baumaschinenkonzern der Welt zusammengeschmiedet - die IBH-Holding. Von Finanzblättern wird er zum Wunderknaben hochgeschrieben, mit 32 Jahren steht er als Chef an der Spitze seines Konzerns. "Esch-pansion" statt "Ex-pansion" kommentiert der britische Economist.

Vier Jahre Knast wegen Betrugs

Doch eine schwache Baukonjunktur bringt das Firmengeflecht in Schieflage, Kredite platzen, die Bundesrepublik erlebt ihren größten Bankenskandal und die IBH geht 1983 bankrott. Esch verbringt wegen Betrugs, Untreue und Konkursvergehen mehr als vier Jahre im Knast.

Kaum ist der Skandal-Manager entlassen, fliegt er samt Familie in die USA und kauft im Jahr 1988 Wilhelmina, eine der größten Modelagenturen der Welt - für fünf Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen, das von der Verurteilung unberührt geblieben war. Die Agentur war 1967 von Wilhelmina Cooper, einem Supermodel der 60er Jahre, gegründet worden und konkurriert seitdem mit den großen Wettbewerbern Elite Models und IMG.

An die Börse und dann expandieren

Mit diesem Unternehmen hat Esch, der als "Getriebener" und als knallharter Geschäftsmann gilt, noch Großes vor: Wilhelmina Models soll an die Börse - noch in diesem Herbst, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Großaktionär Esch. Mit dem Erlös sollen andere Agenturen gekauft und in Länder außerhalb von Amerika expandiert werden. Details wolle Esch in den kommenden zwei Wochen mitteilen. Wilhelmina wollte zu dem Bericht nicht Stellung nehmen.

Esch hält mittlerweile 50 Prozent an der Agentur, die er ursprünglich aus erbschaftssteuerlichen Gründen für seine Tochter Natasha gekauft haben will - und der damals 21-Jährigen als Geburtstagsgeschenk gleich den Vorstandsvorsitz verschaffte. Die restlichen Anteile verkaufte er 1999 an den Finanzinvestor Brad Krassner. Die Eigentümer wollen dem Zeitungsbericht zufolge auch nach dem Börsengang größere Aktienpakete halten.

Klage gegen Linda Evangelista

Das Unternehmen erzielte nach Angaben von Esch im vergangenen Jahr einen Umsatz von 60 Millionen Dollar. Der Vorsteuergewinn dürfte etwa sechs Millionen Dollar betragen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Branchenschätzungen. Die Stärken der Agentur liegen nicht im Segment der wenigen, weltbekannten Supermodels vom Rang einer Heidi Klum oder Naomi Campbell. Wilhelmina ist eher für prominente Gesichter aus der Musik- und Sportbranche bekannt, unter anderem sind die US-Sängerinnen Jessica Simpson und Fergie (Black Eyed Peas) unter Vertrag. Auch bei männlichen Models und im Plus-Size-Segment ist das Unternehmen gut im Geschäft.

Das einzige spätere Supermodel, Linda Evangelista, wurde von Esch erfolgreich wegen "verheimlichter Einkünfte" verklagt. Auch Sängerin Beyonce scheiterte an Esch' knallhartem Geschäftssinn, als sie die Agentur verließ und "vergaß", Tantiemen aus einem noch laufenden LOréal-Deal abzutreten - auch hier war seine Klage erfolgreich.

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