Süddeutsche Zeitung

Pleite von Woolworth:Ein Problem zu viel

Die Pleite der Kaufhauskette Woolworth zeigt: Investoren fehlt häufig ein tragfähiges unternehmerisches Konzept.

Martin Hesse

Es gibt drei mögliche Ansätze, um die Pleite von Woolworth zu erklären. Erstens könnte man die strukturelle Krise der Kaufhausketten ins Feld führen, für die Woolworth nach Arcandor und Hertie ein weiteres Beispiel ist.

Als zweite Ursache mag die Rezession gelten, die zunehmend auch dem Einzelhandel zu schaffen macht. Besonders beliebt dürfte auch diesmal die Argumentation sein, die Finanzinvestoren, denen Woolworth seit zehn Jahren gehört, hätten die Firma ausgesaugt und leblos zurückgelassen.

Zwischen Discountern und Fachhändlern zermahlen

Tatsächlich kamen alle drei Ursachen zusammen. Warenhausketten leiden seit Jahren darunter, dass sie zwischen Discountern und Fachhändlern zermahlen werden. Finanzkrise und Rezession haben diese Probleme nur verschärft. Die Nachfrage sinkt, vor allem aber sind wegen der Krise Banken und Eigentümer klamm und nicht mehr so leicht bereit, frisches Geld zu geben.

Und die Finanzinvestoren Argyll und Electra? Sie haben es nicht geschafft, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Außer dem Verkauf der Immobilien fiel ihnen wenig ein. Jetzt ist das Tafelsilber weg.

Die Woolworth-Pleite zeigt erneut, dass Finanzinvestoren häufig Geld aber kein unternehmerisches Konzept haben. Bei anderen Firmen kommt ein Problem hinzu, das bei Woolworth nicht den Ausschlag gab: Sie werden die hohen Schulden nicht bedienen können, mit denen die Finanzinvestoren den Kauf finanzierten. Das wird noch viele Pleiten auslösen.

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Quelle:
SZ vom 15.04.2009/pak
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